Ritterlinge



Ritterlinge

Gemeiner Erd-Ritterling (Tricholoma terreum)

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Ritterlingsverwandte (Tricholomataceae)
Gattung: Ritterlinge
Wissenschaftlicher Name
Tricholoma
(Fr.) Staude

Die Ritterlinge sind eine Pilzgattung mit relativ dickfleischigen Arten aus der Familie der Ritterlingsverwandten. Die Herkunft des wissenschaftlichen Namens Tricholoma (= haariger Rand) bezieht sich auf den Bärtigen Ritterling, während der deutsche Name „Ritterling“ einer Legende nach die Pilze bezeichnet, die den Rittersleuten vorbehalten waren.

Merkmale

Die Hutoberfläche kann schuppig, schmierig, trocken oder haarig beschaffen sein. Im Unterschied zu den sprödbrüchigen Täublingen ist das Fleisch der Ritterlinge immer faserig-brüchig. Für einige Arten ist mitunter ein strenger Geruch charakteristisch. Der Stiel ist fleischig und brüchig, bis auf wenige Ausnahmen ringlos und an der Basis niemals knollig. Die Lamellen sind am Stiel angewachsen, dort typisch ausgebuchtet und nicht herablaufend. Das Sporenpulver hat eine weiße Farbe.

Ökologie und Phänologie

Ritterlinge wachsen immer auf der Erde und in der Nähe von Bäumen, da sie Mykorrhiza-Bildner sind.

Viele Arten fruktifizieren typischerweise im Spätherbst oder Frühwinter.

Arten

Die Gattung Tricholoma umfasst weltweit etwa 200 Arten[1], wovon in Europa rund 50 vorkommen[2].

Ritterlinge (Tricholoma) in Europa
Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Autorenzitat
Gerippter Ritterling Tricholoma acerbum (Bulliard 1792 : Fries 1821) Quélet 1872
Galliger Ritterling Tricholoma aestuans (Fries 1821 : Fries 1821) Gillet 1874
Weißbrauner Ritterling Tricholoma albobrunneum (Persoon 1801 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Strohblasser Ritterling Tricholoma album (Schaeffer 1770 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Gilbender Erd-Ritterling Tricholoma argyraceum (Bulliard 1789) Gillet 1874
Weißer Erd-Ritterling Tricholoma argyraceum var. albidum (Bon 1984) Krieglsteiner 1991
Spitzgebuckelter Erd-Ritterling Tricholoma argyraceum var. inocybeoides (A. Pearson 1938) Krieglsteiner 1991
Orangebrauner Ritterling Tricholoma arvernense Bon 1976
Schwarzschuppiger Erd-Ritterling Tricholoma atrosquamosum (Chevallier 1837) Saccardo 1887
Orangeroter Ritterling Tricholoma aurantium (Schaeffer 1762 : Fries 1821) Ricken 1915
Bitterer Buchen-Ritterling Tricholoma bresadolanum Clémençon 1977
Falscher Krokodil-Ritterling Tricholoma caligatum (Viviani 1834) Ricken 1915
Beringter Erd-Ritterling Tricholoma cingulatum (Almfelt 1830 : Fries 1832) Jacobasch 1890
Riesen-Ritterling Tricholoma colossus (Fries 1838) Quélet 1872
Seidiger Ritterling Tricholoma columbetta (Fries 1821 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Goldgelber Ritterling Tricholoma coryphaeum (Fries 1838) Gillet 1874
Grünling Tricholoma equestre (Linaeus 1772 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Pappel-Grünling Tricholoma equestre var. populinum Mort. Christensen & Noordeloos 1999
Halsband-Ritterling Tricholoma focale (Fries 1838) Ricken 1915
Fastberingter Ritterling Tricholoma fracticum (Britzelmayr 1892) Kreisel 1981
Olivbrauner Ritterling Tricholoma fucatum ss. Bresadola, Saccardo (Fries 1821 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Gelbblättriger Ritterling Tricholoma fulvum (Bulliard 1792 : Fries 1821) Saccardo 1886
Großer Erd-Ritterling Tricholoma gausapatum (Fries 1821 : Fries 1821) Quélet 1872
Schwarzschneidiger Ritterling Tricholoma hordum (Fries 1821 : Fries 1821) Quélet 1872
Feinschuppiger Ritterling Tricholoma imbricatum (Fries 1815 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Lästiger Ritterling Tricholoma inamoenum (Fries 1815 : Fries 1821) Quélet 1874
Heide-Ritterling Tricholoma josserandii Bon 1975
Unverschämter Ritterling Tricholoma lascivum (Fries 1821 : Fries 1821) Gillet 1874
Graublättriger Ritterling Tricholoma luridum (Schaeffer 1761 : Fries 1821) Quélet 1871
Sellerie-Ritterling Tricholoma luteovirens (Albertini & Schweinitz 1805 : Fries 1821) Ricken 1915
Echter Krokodil-Ritterling oder Matsutake Tricholoma matsutake (S. Ito & S. Imai 1926) Singer 1943 (nom. cons.)
Rötender Erd-Ritterling Tricholoma orirubens Quélet 1873
Rosafüßiger Erd-Ritterling Tricholoma orirubens var. basirubens Bon 1976
Tiger-Ritterling Tricholoma pardinum (Persoon 1801) Quélet 1873
Getropfter Ritterling Tricholoma pessundatum (Fries 1821 : Fries 1821) Quélet 1872
Pappel-Ritterling Tricholoma populinum J.E. Lange 1933
Schwarzfaseriger Ritterling Tricholoma portentosum (Fries 1821 : Fries 1821) Quélet 1873
Lärchen-Ritterling Tricholoma psammopus (Kalchbrenner 1873) Quélet 1875
Blassfleischiger Fichten-Ritterling Tricholoma pseudonictitans Bon 1983
Gerippter Rosa-Ritterling Tricholoma roseoacerbum Riva 1984
Seifen-Ritterling Tricholoma saponaceum (Fries 1818 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Bunter Seifen-Ritterling Tricholoma saponaceum var. lavedanum Rolland 1891
Schuppiger Seifen-Ritterling Tricholoma saponaceum var. squamosum (Cooke 1883) Rea 1922
Schwefelgelber Seifen-Ritterling Tricholoma saponaceum var. sulphurinum (Quélet 1886) Rea 1922
Schärflicher Ritterling Tricholoma sciodes (Persoon 1801) C. Martín 1919
Grüngelber Ritterling Tricholoma sejunctum (Sowerby 1799 : Fries 1821) Quélet 1872
Rotfleckender Kiefern-Ritterling Tricholoma stans (Fries 1874) Saccardo 1887
Weißer Birken-Ritterling Tricholoma stiparophyllum (N. Lund 1857) P. Karsten 1879
Falbgrauer Ritterling Tricholoma sudum (Fries 1838) Quélet 1873
Salziger Ritterling Tricholoma sulphurescens Bresadola 1905
Gemeiner Schwefel-Ritterling Tricholoma sulphureum (Bulliard 1783 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Violettbrauner Schwefel-Ritterling Tricholoma sulphureum var. bufonium (Persoon 1801 : Fries 1821) Quélet 1876
Gemeiner Erd-Ritterling Tricholoma terreum (Schaeffer 1774 : Fries 1832) P. Kummer 1871
Rußstieliger Erd-Ritterling Tricholoma triste (Scopoli 1772) Quélet 1872
Seidiggrauer Ritterling Tricholoma umbonatum (J.E. Lange 1935) Clémençon & Bon 1984
Brandiger Ritterling Tricholoma ustale (Fries 1818 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Bitterer Eichen-Ritterling Tricholoma ustaloides Romagnesi 1954
Bärtiger Ritterling Tricholoma vaccinum (Schaeffer 1774 : Fries 1821) P. Kummer 1871
Brennender Ritterling Tricholoma virgatum (Fries 1818 : Fries 1821) P. Kummer 1871

Systematik

Die Gattung der Ritterlinge umfasst in Mitteleuropa über 50 Arten. Die nachfolgenden Arten stellen nur eine Auswahl dar. Die Unterteilung nach Sektionen erfolgt nach Bon (1988).

  • Sektion Saponacea: Pilze mit normaler, glatter oder seidiger Huthaut. Geruch und Geschmack werden als unangenehm empfunden. Hyphen mit Schnallen.
    • Seifen-Ritterling (T. saponaceum) – Geruch nach Waschküche, Seife.
    • Unverschämter Ritterling (T. lascivum) – Geruch sehr aufdringlich.
  • Sektion Inamoena: Pilze mit matter oder feinsamtiger Huthaut. Der Geruch wird als widerlich empfunden. Wenige Schnallen.
    • Lästiger Ritterling (T. inamoenum) – mit abstoßendem Geruch.
    • Gemeiner Schwefel-Ritterling (T. sulphureum) – von schwefelgelber Farbe, Geruch nach Gas.
  • Sektion Virgata: Die Hutoberfläche ist faserig bis schuppig. Mit scharfem oder bitterem Geschmack. Der Geruch wird als eher unangenehm empfunden.
    • Brennender Ritterling (T. virgatum)
    • Bitterer Buchen-Ritterling (T. bresadolianum)
  • Sektion Pardinocutis: Die Hutoberfläche trägt breite, wenig gedrängte Schuppen. Hyphen mit Schnallen und Pigmenten.
    • Tiger-Ritterling (T. pardinum, syn. T. tigrinum) – große, stark giftige Art!
  • Sektion Atrosquamosa, Erd-Ritterlinge: Mit samtig bis filzig-schuppiger Hutoberfläche und dunkelbrauner bis dunkelgrauer Farbe. Geruch meist angenehm und Geschmack mild. Hyphen ohne Schnallen. Viele essbare Arten.
  • Sektion Tricholoma: Der Hut ist mehr oder weniger schmierig, meist kräftig gelb oder grünlich, seltener weiß oder grau gefärbt. Meist sind die Hyphen ohne Schnallen.
    • Grünling (T. equestre, syn. T. flavovirens) – tödlich giftig für entsprechend disponierte Menschen.
    • Grüngelber Ritterling (T. sejunctum)
    • Seidiger Ritterling (T. columbetta) – reinweiß, essbar aber Verwechslungsgefahr mit Knollenblätterpilzen!
    • Schwarzfaseriger Ritterling, Rußkopf (T. portentosum) – rau, unter Kiefern, essbar.
  • Sektion Imbricata: Mit trockener und faserschuppiger Hutoberfläche. Gelbbraune bis rostbraune Farben.
    • Braunschuppiger Ritterling (T. imbrictaum)
    • Bärtiger Ritterling (T. vaccinum) – mit fransigem ("bärtigem") Hutrand
  • Sektion Albobrunnea: Kahle, mehr oder weniger schmierige Huthaut. Braune Farben. Einige Arten mit Ring.
    • Pappel-Ritterling (T. populinum) – unter Pappeln
    • Riesen-Ritterling (T. colossus) – größter Ritterling, Hut bis 30 cm Durchmesser
    • Orangeroter Ritterling (T. aurantium) – unter Kiefern und Fichten
    • Kupferbrauner Halsband-Ritterling (T. robustum) – mit Ring
    • Falscher Krokodil-Ritterling (T. caligatum) – mit Ring, nördlich der Alpen sehr selten.
    • Echter Krokodil-Ritterling oder Matsutake (T. matsutake) – dem Falschen Krokodil-Ritterling sehr ähnlich, evtl. die gleiche Art. Vorkommen in Ostasien. Einer der beliebtesten und teuersten Speisepilze Japans.

Bedeutung

Viele Ritterlinge sind aufgrund ihres Geschmacks oder Geruchs ungenießbar. Wenige Ritterlinge sind essbar (Erdritterling, Schwarzfaseriger Ritterling), jedoch besteht eine große Verwechslungsgefahr mit ungenießbaren oder giftigen Arten. Nicht wenige Ritterlinge sind giftverdächtig oder sogar giftig bis stark giftig (Tigerritterling), das gilt insbesondere für die häufigen Arten mit braunen Hüten. Beim Grünling, der lange Zeit als guter Speisepilz galt, muss inzwischen vor dessen Genuss gewarnt werden, nachdem sich vor wenigen Jahren einige Todesfälle in Frankreich ereignet hatten. Inzwischen weiß man, dass bei derartigen Vergiftungsfällen sehr wahrscheinlich eine nicht sehr häufige genetische Prädisposition beim Menschen vorliegen muss.

Quellen

Literatur

  • Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-440-09970-4 (Originaltitel: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer, 362 Seiten; über 1500 Pilze Europas).
  • Andreas Gminder, Armin Kaiser, German Josef Krieglsteiner: Ständerpilze: Blätterpilze 1 (Hellblättler). In: G. J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3. Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-8001-3536-1(?!).
  • Alfredo Riva: Tricholoma. In: Fungi Europaei. Band 3. Edizione Candusso, Alessio (I) 2003, ISBN 88-901057-1-2 (824 Seiten; 90 Farbfotos, etliche Mikrozeichnungen, 96 Farbtafeln von A. Dermek, E. Rebaudengo und J.P. Beati, italienisch, Schlüssel auch in englisch).
  • Alfredo Riva: Tricholoma (Supplement). In: Fungi Europaei. 3A. Edizione Candusso, Alessio (I) 2003, ISBN 88-901057-0-4 (204 Seiten; 90 Farbfotos und Mikrozeichnungen vom Autor, 5 Farbtafeln von J.P. Beati und 1 von E. Grilli, italienisch, Schlüssel auch in englisch).
  • Josef Breitenbach, Fred Kränzlin: Pilze der Schweiz. Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Band 3. Mykologia, Luzern (CH) 1991, ISBN 3-85604-030-7 (362 Seiten; 450 Arten mit Beschreibungen, Standorts- und Fundangaben, Mikrozeichnungen und Farbbildern).

Einzelnachweise

  1. Paul M. Kirk, Paul F. Cannon, David W. Minter, J.A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. 10. Auflage. CABI Europe, Wallingford, Oxfordshire (UK) 2008, ISBN 978-0-85199-826-8 (784 Seiten).
  2. Eric Strittmatter, Harald Zühlsdorf: Die Gattung Tricholoma. In: Fungiworld.com. Pilz-Taxa-Datenbank. 15. August 2009, abgerufen am 17. August 2012 (inkl. Update Nr. 68).

Weblinks

Commons: Tricholoma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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