Der Löwe (Panthera leo) lebt im Unterschied zu anderen Katzen in Rudeln, ist leicht erkennbar an der Mähne des Männchens und ist heute nur noch in Afrika sowie im indischen Bundesstaat Gujarat zu finden.

Für viele Menschen sind Löwen der Inbegriff einer wilden Raubkatze. Das Männchen ist sehr groß und mit seiner prächtigen Mähne und dem beindruckenden Brüllen wird es seit Urzeiten von den Menschen verehrt. Löwen spielen seit langem in den Religionen und Kulturen, in der Symbolik und der Folklore der Völker auf der ganzen Welt eine herausragende Rolle. Die Menschen nennen den Löwen "König der Tiere" oder "König des Dschungels". Obwohl er seinem mythischen Ruf, der um ihn herum aufgebaut wurde, wahrscheinlich nicht gerecht wird, ist er trotzdem eine interessante und einzigartige Katze.

Aussehen

Löwen sind offensichtlich die einzigen Katzen, bei denen sich der Geschlechtsdimorphismus nicht allein auf die Körpergröße beschränkt, denn den weiblichen Löwen fehlt die auffällige, gelblich bis dunkelbraune Mähne an Hals und Schultern, die so charakteristisch für die Männchen ist. Das Fell beider Geschlechter hat in der Regel eine einheitliche gelbbraune Farbe, kann aber auch von silbrig-grau bis gelblich-rot oder bis dunkel-ockerbraun variieren. Das Gesicht ist breit und die Schnauze relativ lang, mit einer meist schwarzen Nasenspitze. Die Iris der Augen ist gelb bis amberfarben und die Pupillen sind rund. Die Ohren sind kurz und abgerundet und auf der Rückseite über den größten Teil schwarz. Die Vorderbeine sind kräftiger gebaut als die Hinterbeine und die Pfoten sind groß. Der Schwanz ist relativ lang und hat am Ende ein dunkles Fellbüschel. Weibchen sind deutlich kleiner und leichter als Männchen (20-50%) und haben keine Mähne. Die asiatische Unterart Panthera leo persica unterscheidet sich zwar nicht signifikant von den afrikanischen Unterarten, doch sind die Mähnen der Männchen weniger stattlich.

Die Löwenmähne

Männchen im äußersten Norden und äußersten Süden des afrikanischen Verbreitungsgebiets haben oft eine vollere Mähne, die sich teilweise auch entlang des Rückens und entlang der Unterseite des Körpers erstrecken kann. Die Mähne läßt einen männlichen Löwen größer und imposanter erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Man glaubt, dass die Mähne dem Zweck dient, den Status und das Geschlecht anderer Löwen schon von weitem zu erkennen, sowie die Weibchen auf die eigene Kraft und Gesundheit aufmerksam zu machen. Möglicherweise erkennen sich männliche Löwen sogar an ihrer Mähne, die darüber hinaus den Kopf- und Halsbereich bei Kämpfen schützen soll.

Verbreitung

Löwen konnte man noch in historischer Zeit in Südosteuropa, in ganz Afrika und dem Nahen Osten bis in den Norden Indiens antreffen. Ihr Verbreidungsgebiet ist heute stark zusammengeschrumpft, und so kommen Löwen nur noch in verstreuten Populationen südlich der Sahara vor (siehe Karte oben), wobei seine lezten Rückzugsgebiete meist Nationalparks und Wildreservate in Ostafrika sind. Außerdem überlebte eine Restpopulation der Unterart Panthera leo persica, bestehend aus etwa 350 Individuen, im Gir-Nationalpark in Indien.

Löwen bevorzugen Habitate wie Grasland und Savannen, man kann sie aber auch in einer Vielzahl von anderen Lebensräumen antreffen, z.B. in Halbwüsten und offenen Wäldern. In den Bergen Kenias konnte man Löwen bis hinauf in eine Höhe von 5.000 Metern beobachten.

Sozialität

Löwen gehören neben der kleinen Hauskatze (!) zu den geselligsten Katzenarten - sie leben in Rudeln, die meist aus vier bis zwölf verwandten Weibchen, deren Nachkommen und ein bis sechs Männchen bestehen (die meist ebenfalls miteinander verwandt sind). Die Größe der Rudel hängt in der Regel vom Lebensraumtyp und der Verfügbarkeit von Beutetieren ab, wobei die größten Rudel in den ostafrikanischen Ebenen leben, da es dort eine Vielzahl an Beutetieren gibt. In marginalen Lebensräumen wurden mitunter Löwen beobachtet, die alleine jagten. Man glaubt, dass die Rudelbildung bei Löwen eine Reihe von Gründen hat: besserer Schutz der Territorien, mehr Erfolg durch kooperative Jagd und mehr Erfolg bei der Aufzucht der Jungen (siehe auch Naturgeschichte der Katzen: Das Zeitalter der Löwen).


Löwenfamilie mit Baby. © EcoView - FOTOLIA.DE
Löwenfamilie mit Baby.

Beutespektrum

Löwen jagen zwar oft auch tagsüber, aber am aktivsten sind sie zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Meistens schleichen sie sich langsam an die Beute heran, zwischendurch halten sie still und nutzen jede Form der Deckung, bevor sie schließlich in einem kraftvollen Sprint losschlagen. Löwen jagen regelmäßig die größten Beutetiere aller Katzen, darunter Gnus, Büffel, Zebras sowie junge Flusspferde, Elefanten und Giraffen. Aber sie sind opportunistisch und können eine Vielzahl von Säugetieren und Vögeln fressen, auch verschmähen sie kein Aas. Wegen ihrer Größe und Stärke stehlen sie auch die Beute anderer, z.B. von Geparden (Acinonyx jubatus). Dabei können sie die kleineren Raubkatzen auch töten, um an deren Riss zu kommen.


Löwin schleicht sich an ihre Beute heran
Löwin schleicht sich an ihre Beute heran
Löwe mit gerissener Antilope
Löwe mit gerissener Antilope

Fortpflanzung

Die Löwinnen eines Rudels kommen oft gleichzeitig in Rolligkeit, so finden auch die Geburten zum gleichen Zeitpunkt statt. Wie dieses Phänomen genau funktioniert, wird noch nicht gut verstanden. Die Weibchen werden übers Jahr mehrmals rollig und diese Perioden dauern in der Regel etwa vier Tage an. Die Tragzeit beträgt 100 bis 119 Tage und in der Regel kommen zwei bis vier Junge auf die Welt, die in einem abgelegen Bereich geboren werden. Neugeborene wiegen rund 1.200 g. Ihr wolliges Fell ist mit ockerfarbenen Rosetten übersät, vor allem am Bauch und an den Beinen. Die Augen der kleinen Löwen öffnen sich etwa 14 Tage nach der Geburt und bereits im Alter von vier Wochen können sie Fleisch zu sich nehmen. Im Alter von sechs Monaten hat ihr Fell die Flecken und den Flaum verloren.


Löwenmännchen mit Baby. © EcoView - FOTOLIA.DE
So tolerant gehen männliche Löwen mit Babys nur um, wenn es ihre eigenen sind. Andernfalls schwebt das Kleine in höchster Gefahr!

Nach sechs oder sieben Monaten sind die Kleinen entwöhnt. Junge Männchen werden im Alter zwischen 18 und 24 Monaten aus dem Rudel vertrieben. Etwa 70 bis 80% aller Jungtiere sterben, bevor sie ein Alter von zwei Jahren erreichen, abhängig von der Verfügbarkeit von Beute und der Fähigkeit der Mutter, sie mit Nahrung zu versorgen. Weibchen erreichen die Geschlechtsreife nach drei oder vier Jahren, Männchen erst im Alter von fünf bis sechs Jahren. Löwen können in Gefangenschaft über 30 Jahre alt werden.

Bedrohung und Schutz

Die größte Bedrohung für diese große Katzen ist der Verlust von Lebensräumen. Die offene Savanne wird gleichermaßen von Löwen und Menschen beansprucht, die hier ihre Viehherden weiden. In Afrika sind gegenwärtig über eine halbe Milliarde Menschen auf der Suche nach Orten, wo sie leben und satt werden können. Daher braucht es eine sorgfältige Planung, wie die Zukunft des Löwen aussehen kann. Dies muß mittelfristig höchste Priorität haben.

Asiatische Löwen (Panthera leo persica) sind heute auf den Gir-Nationalpark im Nordwesten Indiens beschränkt. Auch ihre Population leidet unter dem Verschwinden von geeignetem Lebensraum. Obwohl die Region den Status eines Wildreservats hat, weiden Landwirte immer noch Rinder und Ziegen innerhalb dessen Grenzen. Auch dringen Menschen regelmäßig in das Schutzgebiet ein, um Feuerholz für ihre Kochstellen zu sammeln. Wenn diese Restpopulation asiatischer Löwen überlebensfähig bleiben soll, müssen die gesetzlichen Vorschriften strenger überwacht werden. Pläne sind im Gange, um eine kleine Population der Gir-Löwen in eine andere geschützte Region umzusiedeln, immer eine schwierige Aufgabe in einem dicht besiedelten Land. Eine zweite Population soll als Rückversicherung dienen, im Falle eines Ausbruchs von Krankheiten oder anderen Katastrophen.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

Bauer, H., Nowell, K. & Packer, C. 2008. Panthera leo. In: IUCN 2012. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 19 August 2012 .

Hanby, J., J. Bygott, C. Packer. 1995. Ecology, Demography, and Behavior of Lions in Two Contrasting Habitats: Ngorongoro Crater and the Serengeti Plains. Pp. 315-331 in A Sinclair, P Arcese, eds. Serengeti II. Chicago, United States of America: The University of Chicago Press.

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