Flaches Rispengras



Zusammengedrücktes Rispengras

Zusammengedrücktes Rispengras (Poa compressa)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Rispengräser (Poa)
Art: Zusammengedrücktes Rispengras
Wissenschaftlicher Name
Poa compressa
L.

Das Zusammengedrückte Rispengras (Poa compressa), auch als Platthalmrispe oder Flaches Rispengras bezeichnet, ist ein weit verbreitetes Süßgras (Poaceae). Ein besonderes Merkmal dieser Pflanze sind seine hohlen, seitlich abgeflachten und damit im Querschnitt ovalen Halme, worauf das Art-Epitheton compressa Bezug nimmt.

Verbreitung und Standort

Das Süßgras ist in weiten Teilen Europas bis nach Südwestasien und Nordafrika vom Flachland bis in Höhen von 1860 m (Alpen) verbreitet. Es wurde nach Nordamerika eingeführt und ist dort als „Canada Bluegrass“ bekannt. In Deutschland kommt das Gras zerstreut bis häufig vor. Es fehlt streckenweise im Norden. Es wächst vor allem in Pioniergesellschaften auf Dämmen, auf Mauern, in Kiesgruben, auf Schuttplätzen und an Wegen auf offenen, trockenen und mageren, meist kalkreichen aber humus- und feinerdearmen Sand-, Kies- und Steinböden.

Nach Ellenberg ist es eine Volllichtpflanze, subozeanisch verbreitet, ein Trockniszeiger, ein Basen- und Kalkzeiger, stickstoffarme Standorte bevorzugend und eine Ordnungscharakterart Halbruderaler Pionier- und Halbtrockenrasen (Elymetalia(=Agropyretalia) repentis).

Merkmale

Das Zusammengedrückte Rispengras ist eine steife und graugrüne, ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 40, zuweilen bis zu 70 Zentimetern erreicht. Der sommergrüne Hemikryptophyt wächst locker horstig und breitet sich über drahtige Rhizome aus. Die glatten und seitlich zusammengedrückten und damit im Querschnitt ovalen Halme wachsen vom Grund an knickig aufsteigend. Sie tragen vier bis sechs Knoten. Die glatten Blattscheiden sind ebenso zusammengedrückt, gekielt und daher zweischneidig. Die weißen Blatthäutchen (Ligulae) sind stumpf und werden 0,5 bis 4 Millimeter lang. Die starren Blattspreiten sind schmal linealisch, oberseits rau und in eine kapuzenförmige Spitze auslaufend. Neben der Blattrippe befindet sich je eine Rinne (Skispur). Die Blätter erreichen weniger als 6 Zentimeter Länge. Der Blattgrund ist stets unbewimpert.

Die Blütenstände sind kompakte, schmal pyramidenförmige Rispen. Diese messen 1,5 bis 10 Zentimeter in der Länge und zwischen 0,5 und 3 Zentimetern in der Breite. Sie sind grün, gelbgrün oder purpurn gefärbt. Die leicht eckigen und rauen Rispenäste stehen in Paaren oder Büscheln. Die drei- bis zehnblütigen, bis zu 8 Millimeter langen Ährchen stehen ihrerseits dicht büschelig an den Rispenästen. Sie sind eiförmig bis elliptisch geformt und zusammengedrückt. Alle Spelzen sind unbegrannt, gekielt und an den Kielen rau. Die dreinervigen Hüllspelzen sind etwas ungleich geformt. Die Deckspelzen sind undeutlich fünfnervig, kahl, schwach behaart oder zuweilen am Grund wollig behaart. Die Karyopsen werden von den verhärteten Deck- und Vorspelzen fest umschlossen. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.

Ökologie

Das Zusammengedrückte Rispengras ist ein ausdauernder Hemikryptophyt (einschließlich der Zweijährigen) und ein Kriechpionier. Die Samen verbreiten sich durch den Wind als Ballonflieger, auch Fortpflanzung durch Apomixis ist nachgewiesen. Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer.

Nutzung, Gefährdung und Status

In Mitteleuropa ist es als Futter- oder Weidegras ohne Bedeutung, kann aber zur Berasung trockener Böschungen eingesetzt werden. Das Zusammengedrückte Rispengras ist in Europa nicht gefährdet und genießt keinen gesonderten gesetzlichen Schutz (CITES, Berner Konvention, BArtSchV).

In Nordamerika hat das Gras einigen Wert als Weidegras auf armen und trockenen Böden. In einigen Staaten der USA, vor allem Wisconsin, gilt das Gras jedoch als invasive beziehungsweise potenziell invasive Art (Virginia, New England). So dringt es beispielsweise in Prärien und andere natürliche oder renaturierte Grasländer ein. Aufgrund seines kräftigen Rhizomwachstums und der effektiven Samenausbreitung werden negative Auswirkungen auf die natürlichen Artenzusammensetzungen (Verdrängung der heimischen Flora) sowie weitere direkte und indirekte ökologische Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften oder Biotope befürchtet.[1][2][3]

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelquellen

Literatur

  • H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3364-4
  • C. E. Hubbard: Gräser - Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8001-2537-4
  • E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7
  • Wilhelm Opitz von Boberfeld, Ernst Klapp: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung. Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, 13. überarbeitete Ausgabe, ISBN 3-8001-4775-0
  • Schmeil-Fitschen: Die Flora von Deutschland interaktiv, ISBN 3-494-01368-3
  • H. Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 5. Auflage, Ulmer-Verlag, 1996

Weblinks

Commons: Zusammengedrücktes Rispengras – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Gartenbau: [1]

Bilder: [2] [3] [4] [5]

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