Mehr Sumatra Orang-Utans als bisher angenommen



Bio-News vom 07.03.2016

Der Sumatra Orang-Utan, eine der zwei existierenden Orang-Utan-Arten, lebt ausschließlich im Norden der indonesischen Insel Sumatra und ist vom Aussterben bedroht. Gründe dafür sind Wilderei, Abholzung und die Umwandlung des Lebensraums dieser Menschenaffen in Ackerfläche. Ein internationales Forscherteam hat jetzt umfangreiche Datenerhebungen durchgeführt, um die Zahl der Sumatra Orang-Utans neu zu schätzen. Die Wissenschaftler haben dabei festgestellt, dass noch 14.600 Sumatra Orang-Utans in freier Wildbahn leben – 8.000 mehr als bisher gedacht. Eine gute Nachricht, doch ist nicht ein Populationswachstum der Grund, sondern die größere Reichweite der Erhebung.

Darüber hinaus könnten bis 2030 bis zu 4.500 Orang-Utans verschwinden, sollte die Abholzung ihres Lebensraums wie geplant fortschreiten. Deshalb mahnen die Forscher die nationalen und lokalen Gesetzgeber Sumatras, Maßnahmen umzusetzen, um negative Auswirkungen auf die Wälder, in denen Orang-Utans leben, zu vermeiden. Eine genaue Schätzung der Populationsgröße einer bedrohten Tierart ist für die Planung von Maßnahmen zum Artenschutz unabdingbar. Aus diesem Grund führten die Forscher aus Europa und Indonesien umfangreiche Datenerhebungen im gesamten Lebensraum der Tiere durch. Sie schritten eine Gesamtstrecke von über 300 Kilometern ab und zählten dabei mehr als 3.000 Schlafnester.


Die Orang-Utans auf Sumatra sind durch den Verlust ihres Lebensraums bedroht.

Publikation:


Serge Wich
Mehr Sumatra Orang-Utans als bisher angenommen


Aufgrund dieser Daten kommen die Forscher zu dem Schluss, dass rund 14.600 Orang-Utans auf Sumatra leben. Eine frühere Erhebung hatte die Zahl der in Nordsumatra lebenden Orang-Utans auf 6.600 Tiere geschätzt. Damals wurden aber nicht jene Tiere berücksichtigt, die in höheren Lagen, in zum Teil abgeholzten Wäldern und in Gegenden westlich des Toba Sees leben.

Um die Auswirkungen der künftigen Abholzung auf die Sumatra Orang-Utans zu beurteilen, simulierten die Forschen dann am Computer mögliche Szenarien. Als Grundlage dienten ihnen dabei tatsächliche Landnutzungspläne. Die Ergebnisse zeigen, dass bis zum Jahr 2030 bis zu 4500 Orang-Utans verschwinden könnten, sollten diese Pläne umgesetzt werden. Obwohl also die höhere Populationsschätzung eine gute Nachricht ist, ist zu erwarten, dass die Zahl der Orang-Utans langfristig weiter sinken wird, wenn die Abholung im gegenwärtigen Tempo fortschreitet.

Neue Bauten nehmen Orang-Utans den Platz zum Leben

„Es ist fantastisch, dass es mehr Sumatra Orang-Utans gibt, als wir dachten. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurücklehnen können“, sagt Serge Wich von der Liverpool John Moores Universität in Großbritannien. „Im Lebensraum der Orang-Utans sind zahlreiche Bebauungsprojekte geplant, die – wenn sie nicht verhindert werden – die Zahl dieser Menschenaffen in den kommenden Jahren drastisch reduzieren könnten.“ Wich ergänzt: „Wir werden weiterhin mit der indonesischen Regierung und anderen Akteuren zusammenarbeiten, damit dieses Szenario nicht eintritt. Eine große Aufgabe, aber wir alle hoffen, dass sich das Blatt für die Sumatra Orangs-Utans zum Guten wendet.“ Den Forschern zufolge sollten für alle Bebauungsprojekte in den Wäldern der Orang-Utans Verträglichkeitsstudien durchgeführt werden, damit eine Beeinträchtigung ihres Lebensraums auf ein Minimum reduziert oder sogar gänzlich vermieden werden kann.

„Der Sumatra Orang-Utan ist die erste Menschenaffenart, deren Populationsgröße nach genauer Betrachtung nach oben korrigiert werden konnte“, sagt Projektleiter Hjalmar Kühl vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). „Aufgrund der raschen Entwicklung neuer Feldforschungs- und Analysemethoden ist in den kommenden Jahren auch noch bei weiteren Menschenaffenarten mit Korrekturen der Populationsgröße nach oben oder unten zu rechnen. Das wird uns dabei helfen, den Akteuren aus Naturschutzpolitik und -management genauere Informationen zur Verfügung zu stellen, was sich dann wiederum positiv auf den Schutz der Menschenaffen auswirken wird.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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