Wenn Kitzeln nicht nur Lachen auslöst



Bio-News vom 03.04.2024

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Pathophysiologie der Universitätsmedizin Mainz haben erstmals umfassend untersucht, wie Erwachsene Kitzeln in Verbindung mit sexueller Aktivität einsetzen. Im Rahmen ihrer Studie befragten sie 719 Personen mit einem sogenannten Kitzelfetisch. Die Studienergebnisse zeigen, dass die menschliche Sexualität eine Vielfalt an Ausdrucksformen umfasst, die noch weitreichender untersucht und verstanden werden muss.

Die meisten Menschen lachen, wenn sie gekitzelt werden. Aber es gibt auch Personen, bei denen das Gekitzelt werden oder Kitzeln eine sexuelle Erregung auslöst. Diese sexuelle Vorliebe wird als Kitzelfetisch oder Knismolagnie bezeichnet.


Welche Rolle spielt Kitzeln im sexuellen Kontext?

Publikation:


S. Dagher, S. Ishiyama
Tickle Fetishism: Pleasure Beyond Playfulness

Frontiers in Psychology, 15:1342342 (2024)

DOI: 10.3389/fpsyg.2024.1342342



„Bisherige Studien zur Kitzeligkeit befassen sich vornehmlich mit den sensorischen Folgen und spielerischen Aspekten des Kitzelns. In unserer Studie haben wir erstmals die Rolle des Kitzelns im sexuellen Kontext untersucht. Damit stellen wir die bisherigen Erkenntnisse in Frage, denn die Bandbreite an Erfahrungen, die zu sexuellem Vergnügen führen, ist viel größer als bisher anerkannt wurde“, erläutert Dr. Shimpei Ishiyama, Leiter der AG Neurogelotologie am Institut für Pathophysiologie der Universitätsmedizin Mainz.



Die Mainzer Forschungsgruppe befasst sich mit den neuronalen Hintergründen des Lachens und des positiven Erlebens. In ihrer aktuellen Studie zum Kitzeln im Rahmen der Sexualität von Erwachsenen identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Rollen in der Interaktion (Kitzelnder, Gekitzelter) sowie unterschiedliche Kitzelmethoden und -intensitäten. Die meisten der insgesamt 719 Studienteilnehmenden gaben an, dass das Kitzeln sie sexuell befriedigen kann.

Fast die Hälfte der Befragten berichtete, auch ohne das Kitzeln sexuelle Befriedigung erreichen zu können. Ein Viertel der Befragten teilte dagegen mit, Orgasmen ausschließlich durch Kitzeln zu erleben. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Mainzer Studie: Einschlägige Kindheitserfahrungen, wie die Darstellung von Kitzeln in Cartoons, trugen bei einigen der Befragten entscheidend dazu bei, dass sich bei ihnen später ein Kitzelfetisch entwickelte.

Kitzeln ist eine intime Aktivität, die ein gewisses Maß an gegenseitigem Vertrauen erfordert. Es kann Individuen binden und als Ventil für sexuelle Energie dienen. Zukünftige Studien sollten daher die Mechanismen untersuchen, die dazu führen, dass Kitzelreize sexuelles Vergnügen auslösen. Unsere Studienergebnisse könnten den Weg für diese weitergehende Erforschung der menschlichen Sexualität ebnen“, so Dr. Ishiyama.



Die Studie untersucht die Rolle des Kitzelns in der Intimität von Erwachsenen. Die Forschenden haben 719 Personen befragt, die Kitzeln mit sexueller Aktivität assoziieren: Kitzelfetischismus. Die Ergebnisse stellen die traditionelle Auffassung in Frage, Kitzeln sei nur ein neckisches Spiel.

Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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