Im Lichte des Klimawandels brauchen Flüsse und Seen einen verbesserten Schutz



Bio-News vom 15.12.2022

Die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigen zunehmend Flüsse und Seen und gefährden das ökologische Gleichgewicht in diesen Gewässern. Anpassungsmaßnahmen sind erforderlich. Um sie gezielt umsetzen zu können, braucht es jedoch mehr Wissen über die komplexen Wirkungszusammenhänge in aquatischen Ökosystemen. Auch für die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die auf einen „guten ökologischen Zustand“ der Gewässer abzielt, empfehlen sich Anpassungen.

Starkregen und Hochwasser, lange Hitzeperioden und ausgedehnte Dürren, lokale Stürme – mit dem Klimawandel gehen viele Extremereignisse einher, die schon jetzt das ökologische Gleichgewicht in Oberflächengewässern wie Flüssen und Seen negativ beeinflussen. Doch auch schleichende Veränderungen wie steigende Temperaturen, höhere Sonneneinstrahlung, weniger Schneefall und Eisbedeckung im Winter und die saisonale Verschiebung von Niederschlägen wirken sich auf die Gewässer aus.


Die Gimmlitz in Sachsen.

Publikation:


Garack, Stephan; Neubert, Marco; Sauer, Axel; Albrecht, Juliane; Günther, Kerstin; Friedrichs-Manthey, Martin; Wollrab, Sabine; Jähnig, Sonja; Berger, Stella A.; Kienel, Ulrike; Kirillin, Georgyi
Entwicklung der ökologischen Beschaffenheit von Oberflächengewässern im Klimawandel. Wirkungsmechanismen, Modellierungsansätze und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der EG-WRRL. Abschlussbericht. Dessau-Roßlau
Umweltbundesamt, 2022 (UBA Texte | 139/2022) Publikation auf www.umweltbundesamt.de

Welche konkreten Folgen für Flüsse und Seen zu erwarten sind, haben Forschende des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Projekt GewässerKlima (Entwicklung der ökologischen Beschaffenheit von Oberflächengewässern im Klimawandel) für das Umweltbundesamt untersucht. Sie gingen außerdem der Frage nach, inwieweit die Bewertungsverfahren der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) auch noch angesichts des Klimawandels eine verlässliche Einschätzung des ökologischen Zustands der Gewässer ermöglichen. Die Basis der Untersuchungen bildeten eine umfassende Literaturrecherche zu den schon heute prognostizierbaren Auswirkungen des Klimawandels sowie der Fachaustausch mit Expertinnen und Experten der wasserwirtschaftlichen Fachbehörden, Wissenschaft und Praxis.



Gewässer besser schützen: Handlungsempfehlungen formuliert

„Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Herausforderungen ist es umso wichtiger, dass wir für einen guten Schutz unserer Gewässer sorgen“, erläutert Projektleiter Dr. Marco Neubert vom IÖR. „Deshalb haben wir im Projekt untersucht, inwieweit sich die Methoden und Bewertungssysteme der EG-Wasserrahmenrichtlinie unter den veränderten klimatischen Randbedingungen als nutzbar erweisen.“ Seit 2000 bildet die EG-WRRL in allen europäischen Mitgliedstaaten die Grundlage für den Gewässerschutz. Ihr Ziel ist es unter anderem, einen „guten ökologischen Zustand“ von Gewässern zu gewährleisten. Dies wurde bisher kaum erreicht.

Die Richtlinie würde aus Sicht der Forschenden von Anpassungen profitieren, die den Wandel von klimatischen Randbedingungen berücksichtigen. „Effektive Monitoring- und Bewertungssysteme bilden die Basis, die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die ökologische Beschaffenheit von Oberflächengewässern zu ermitteln und geeignete Managementmaßnahmen zur Umsetzung der Ziele der EG-WRRL umzusetzen“, fassen die Forschenden in ihrem Abschlussbericht zusammen.

In dem Bericht formulieren sie dafür umfangreiche Handlungsempfehlungen. Das A und O sei eine gute Datengrundlage. Hier gelte es, Lücken zu schließen. Die Forschenden empfehlen unter anderem, weitere Indikatoren, welche die Auswirkungen des Klimawandels anzeigen könnten, in das Gewässermonitoring aufzunehmen. Zu nennen sind etwa die Sichttiefe als Maß für die Wassertransparenz bzw. Trübung in Seen oder die konsequente Beprobung von Zooplankton, also kleinste tierische Organismen, in den Gewässern, die ein wichtiges Bindeglied zwischen dem pflanzlichen Plankton und höheren Organismen wie Fischen darstellen.

Um eine höhere Messfrequenz zu erreichen, könnten bei der Datenerhebung modernste Technik wie vor Ort installierte Multiparametersensoren und Fernerkundungsdaten zum Einsatz kommen, so eine weitere Empfehlung der Forschenden. Eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse und Handlungsempfehlungen haben die Forschenden von IÖR und IGB in der Fachzeitschrift „KW Korrespondenz Wasserwirtschaft“ veröffentlicht. Der ausführliche Abschlussbericht zum Projekt GewässerKlima ist als Nummer 139/2022 in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes erschienen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Leibniz-Instituts für ökologischen Raumentwicklung e. V. via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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