Plankton

Hyperiider Amphipode Hyperia macrocephala
Copepode (Calanoida)
zusammengesetztes Bild

Plankton (altgr. πλαγκτόν ,das Umherirrende‘, veraltet Auftrieb[1]) ist die Bezeichnung für Organismen, die im Wasser leben und deren Hauptmerkmal es ist, dass ihre Schwimmrichtung von den Wasserströmungen vorgegeben wird. Organismen, die ihre Schwimmrichtung grundsätzlich auch gegen Strömungen ausrichten können, werden als Nekton bezeichnet.

Als Begründer der systematischen Planktonforschung kann der Meeresbiologe Johannes Peter Müller gelten, der ab 1846 auf der Insel Helgoland mit der wissenschaftlichen Untersuchung jener Organismen begann. Von großer Bedeutung ist auch der Kieler Meereskundler Victor Hensen, der 1889 die erste wissenschaftliche Expedition leitete, die sich nur mit Plankton beschäftigte.

Lebensräume

Plankton ist in Gewässern fast allgegenwärtig. Dennoch werden aufgrund des geringen Vorkommens von Nährstoffen die meisten Meeresgebiete als ökologische Wüsten betrachtet. Kommt es in stehenden Binnengewässern und Fließgewässern zu Nährstoffüberschuss, kann das stark anwachsende Phytoplankton zum sogenannten „Umkippen“ führen.

Süßwasserplankton wird als Limnoplankton, Meerwasserplankton als Haliplankton bezeichnet.

Größenunterschiede

Plankton gibt es in allen möglichen Formen und Größen. Besonders kleine Organismen (4–40 µm) werden dem Nanoplankton (auch Nannoplankton) zugerechnet. Die kleinsten Formen sind Bakterien, von denen bis zu zwei Millionen in einem Teelöffel Wasser Platz haben. Aber auch die pflanzlichen Vertreter, das Phytoplankton, sind meist kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares (um die 0,1 mm). Auch beim Zooplankton gibt es winzige Formen, aber auch bis zu 9 Meter große Quallen, die nicht gegen Strömungen anschwimmen, sondern passiv driften, zählen zum Plankton. Bei den anderen Arten, die nicht zu den aktiv schwimmenden Organismen (dem Nekton) gehören, werden die mittelgroßen Arten als Mesoplankton, die großen als Makroplankton und die Riesenformen, wie die schon erwähnten Quallenarten, als Megaplankton oder Megaloplankton bezeichnet.

Man unterscheidet:

Zooplankton

Quallenmedusen gehören zum größten Zooplankton

Alle planktischen Organismen, die keine Photosynthese betreiben, sondern sich von anderen Organismen ernähren, werden zum Zooplankton gezählt. Dabei wird zwischen herbivoren und carnivoren Arten unterschieden: zum herbivoren Zooplankton zählen jene Arten, die sich direkt vom Phytoplankton ernähren, Zooplankton, das sich von anderem Zooplankton ernährt, wird als carnivor bezeichnet. Diese Fraßbeziehungen sind im Nahrungsnetz miteinander gekoppelt.

Die größte tierische Biomasse einer Art bzw. Gattung bilden nach bisherigen Kenntnissen die Organismen der Ruderfußkrebs-Gattung Calanus, zu der die Art Calanus finmarchicus gehört. Ohne das Plankton der arktischen Gewässer fehlte den riesigen Plankton filtrierenden Bartenwalen wie zum Beispiel dem Blauwal oder dem Finnwal die Nahrungsgrundlage. Auch große Fischschwärme ernähren sich von den Planktonmassen.

Phytoplankton

Einzellige Kieselalgen machen den Hauptteil des Phytoplanktons aus. Die Zellen sind von einer zweiteiligen Schale (Theka) aus Kieselsäure umgeben. Verschiedenen Untersuchungen zufolge ist die größte gebundene Menge an Kohlenstoff nicht in den tropischen Wäldern, sondern im pflanzlichen Plankton der Weltmeere gebunden.

Tychoplankton

Tychoplankton besteht aus Organismen, die nur gelegentlich im Plankton vorkommen.[2]

Planktonfiltrierer

Plankton ist die Basis der marinen und limnischen Nahrungsnetze. Die im Folgenden aufgelisteten Arten sind einige der bekanntesten Vertreter dieser Ernährungsweise:

Planktonartige Kunststoffteile

In den Meeren treibende Abfälle wurden in den letzten Jahrzehnten durch Strömung, Verwitterung und andere Einflüsse in immer kleinere Stücke zerteilt. Diese Partikel haben teilweise in Größe, Aussehen und Schwimmverhalten Ähnlichkeiten mit Plankton und vermischen sich mit diesem, so dass sie von Planktonfiltrierern mitgefressen werden und schädliche Wirkung entfalten können.[3] Dieses Phänomen wird gelegentlich als „Plastik-Plankton“ bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Ott: Meereskunde. Zweite Auflage. UTB, Stuttgart 1996, ISBN 3-8252-1450-8.
  • Ökologie. dtv-Atlas 1998

Einzelnachweise

  1. Diese Bezeichnung verwendete der Meeresbiologe J. P. Müller auf Empfehlung Jacob Grimms erstmals 1846.
  2. Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-0167-4, S. 358.
  3. Algalita Marine Research Foundation: Plastic in the Plankton (Memento vom 10. Juni 2006 im Internet Archive) (engl.), abgerufen am 28. Mai 2010

Weblinks

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