Endochorie

Die Walderdbeere gehört zu den Pflanzen, die die Endochorie als Ausbreitungsmechanismus nutzen

Die Endochorie oder Verdauungsausbreitung ist ein Mechanismus, den Pflanzen zur Ausbreitung ihrer Samen nutzen. Sie ist eine Unterform der sogenannten Zoochorie, der Ausbreitung durch Tiere und wird deshalb gelegentlich auch als Endozoochorie bezeichnet.

Funktionsweise

Nach dem Verzehr der sogenannten Diasporen durch Menschen oder Tiere werden die hartschaligen Samen, Steinkerne und Nüsschen in der Regel wieder ausgeschieden. Verdauungssäfte bereiten die Samenschale auf ihre Keimung vor. Für einige Pflanzen wie beispielsweise die Himbeere oder den afrikanischen Baobab ist die Darmpassage der Diasporen sogar die Voraussetzung für deren Keimung. Der mitausgeschiedene Kot dient dem Keimling häufig als Dünger.

Rot als Signalfarbe

Im unreifen Zustand sind die Früchte meist grün. Durch einen Farbwechsel zu rot, dunkelblau oder schwarz, nach dem sie sich deutlich vom grünen Blattwerk abheben, signalisieren sie ihre Reife.

Ausbreitungsdistanzen

Die Ausbreitungsdistanz, die Pflanzen damit erreichen, ist abhängig von der Geschwindigkeit, mit dem die Kerne den Verdauungstrakt passieren. Eine große Rolle spielt allerdings auch der Aktionsradius der Tiere. Die Distanz zwischen der Mutterpflanze und dem durch Endochorie ausgebreiteten Sämling kann daher zwischen wenigen Metern und mehreren Kilometern liegen.

Vögel als wichtigste Tiergruppe der Endochorie

Zu den wichtigsten Tiergruppen, die an der Endochorie beteiligt sind, zählen die Vögel. Efeu, Pfaffenhütchen, Maiglöckchen und Wildrosen werden durch sie ausgebreitet. Die Mistel ist vollständig auf die endochore Ausbreitung durch Vögel angewiesen. Selbst die Ausbreitung einiger Wasserpflanzen wie Laichkräuter, der Igelkolben sowie viele Arten der Seggen ist abhängig von Wasservögeln wie den Enten. Die durch Vögel erreichte Ausbreitungsdistanz ist häufig nur sehr gering und beträgt regelmäßig nur 25 bis 50 Meter. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Vögel häufig nur einen geringen Aktionsradius haben und ihre Nahrung den Verdauungstrakt sehr schnell passiert.

Siehe auch: Ornithochorie (Vogelausbreitung)

Endochore Pflanzen ohne Ausbreiter

Eine Reihe nordamerikanischer Bäume produzieren Früchte, die nach der Reife zu Boden fallen und verfaulen. Zu diesen Pflanzen gehören der Lederhülsenbaum, der Geweihbaum sowie der Milchorangenbaum. In Nordamerika gibt es jedoch keine dort natürlich vorkommenden Tierarten mehr, die diese Früchte fressen. Auffallend bei diesen Pflanzen ist, dass alle der oben genannten Bäume sehr große Früchte ausbilden. Das hat zu der Theorie geführt, dass die amerikanische Megafauna, die vor 14.000 Jahren ausgestorben ist, an der endochoren Ausbreitung dieser Baumarten beteiligt war. Mammuts wie das Präriemammut, Mastodonten und Riesenfaultiere wären in der Lage gewesen, diese Pflanzen zu verzehren. Insbesondere beim Milchorangenbaum kann dadurch erklärt werden, dass er nur noch an wenigen und sehr weit auseinanderliegenden Standorten vorkommt.

Die News der letzten Tage

22.03.2023
Physiologie
Startschuß zur optischen Wahrnehmung
Forschende haben den molekularen Vorgang entschlüsselt, der als Allererstes im Auge abläuft, wenn Licht auf die Netzhaut trifft.
22.03.2023
Neurobiologie
Wettbewerb zwischen den Gehirnhälften im Schlaf
Der Mensch ist beidseitig symmetrisch: unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, den so genannten Hemisphären.
22.03.2023
Neurobiologie | Physiologie
Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können
Schokoriegel, Chips und Pommes - warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen?
22.03.2023
Biochemie | Genetik | Zytologie
Aus Perspektive eines Ingenieurs ist Biologie chaotisch und unvollkommen
Der Vorteil von Redundanz in biologischen Systemen.
21.03.2023
Paläontologie
Neue Augen bei Trilobiten entdeckt
Wissenschaftler*innen der Universitäten Köln und Edinburgh entdecken bisher übersehene Augen bei Trilobiten.
21.03.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Bioinformatik
Molekularbiologie trifft auf Quantenphysik
Biologische Systeme sind hochkomplex: Sie werden vor allem über genregulatorische Netzwerke gesteuert, in denen Gene, Proteine und RNA auf vielfältige Art interagieren.
21.03.2023
Astrobiologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik
Leben auf fernen Monden
Flüssiges Wasser gehört zu den wichtigsten Bedingungen für die Entstehung von Leben, wie wir es auf der Erde kennen.
21.03.2023
Biodiversität | Ökologie
Die Fichte stirbt und andere Bäume leiden
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 zeigen: Kronenverlichtungen für alle Baumarten weiterhin hoch.
21.03.2023
Genetik | Klimawandel | Physiologie | Zytologie
Modell Arabidopsis thaliana: Ein neuer Signalweg bei niedrigem Sauerstoffgehalt
Der Klimawandel führt zu einem vermehrten Auftreten von Wetterextremen: Im Fokus stehen bisher vor allem lange Dürre- und Hitzeperioden.
21.03.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Arten der Riesenkrabbenspinnen beschrieben
Ein Forschungsteam aus Deutschland und aus China hat 99 neue Arten aus der Familie der Riesenkrabbenspinnen in Süd-, Ost- und Südostasien beschrieben.
20.03.2023
Biodiversität | Neobiota
Weitverbreitete Arten auf dem Vormarsch
Das menschliche Verhalten treibt den Wandel der Biodiversität und Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten rapide voran.