Unabhängig von ihrer Abstammung führen die meisten kleinen bis mittelgroßen Katzen ein Sozialleben, das sich wohl seit den Tagen von Pseudaelurus kaum verändert hat. Das Grundmuster demonstriert die Europäische Wildkatze: jedes Weibchen besetzt ein rund 200 Hektar großes Territorium, wobei drei oder mehr Territorien von Weibchen zum Hoheitsgebiet eines einzelnen Männchens gehören. Rotluchse (Lynx rufus) in Idaho haben eine ähnliche Konstellation, das Territorium eines Männchen ist zwei- bis fünfmal größer als das eines Weibchens. Man könnte das als "exklusive territoriale Polygynie" bezeichnen, da die Männchen versuchen, anstatt wahllos promiskuitiv umherzustreifen, die Weibchen in ihren Gebieten zu monopolisieren.

Dieses System ist eine Anpassung an ihre Ernährung. Wie bei den fleischfressenden Schleichkatzen ist die Beute dieser Katzen zu klein, um geteilt zu werden. Es erfordert keine Kooperation mit Artgenossen, um sie zu fangen oder sie gegen Letztere zu verteidigen. Kleine Katzen, die ihre Jagdgründe teilen, wären benachteiligt, denn kämen sie in ein Gebiet, das vor kurzem von einem anderen bejagt wurde, hätte sich die Beute versteckt oder wäre in höchster Alarmbereitschaft. Darüber hinaus dauert es bei kleinen Wirbeltieren eine Weile, bis sie sich wieder vermehren, wenn mehrere getötet wurden. So müsste sich eine Katze, deren Gebiet von einem Rivalen bejagt wurde, auf eine längere Hungerperiode einstellen. Das Ergebnis ist, dass viele weibliche Katzen in relativ großen Gebieten alleine leben. Allerdings leben Rohrkatzen (Felis chaus) angeblich gelegentlich zu zweit, auch Fischkatzen (Prionailurus viverrinus) sind bereits in Paaren fotografiert worden.


Löwenmännchen mit Baby. © EcoView - FOTOLIA.DE
Löwenmännchen mit Baby.

Wenn es um das Wohl ihrer Jungen geht, machen sich männliche Katzen, ob groß oder klein, nur selten, wenn überhaupt, die Pfoten schmutzig. Die Last der Aufzucht der Jungtiere liegt ganz allein bei den Weibchen. Allerdings ziehen sich Löwenmännchen schon mal zurück, damit ihre Jungen von einem Riss fressen können und männliche Tiger fressen manchmal Seite an Seite mit ihren Jungen. Es scheint, als ob männliche Katzen aus der Kinderpflege ausgestiegen sind und sich stattdessen darauf konzentrieren, die Zahl ihrer Nachkommen zu maximieren, indem sie um große Gebiete kämpfen mit dem Ziel, so viele Weibchen wie möglich zu monopolisieren. Da im Kampf weitgehend Größe und Stärke zählen, hat es eine starke evolutionäre Selektion für große Männchen gegeben. Bei den kleinen Arten können Männchen 20 Prozent schwerer als Weibchen sein, bei großen Arten können es 50 Prozent sein.

Die News der letzten 7 Tage

21.03.2023
Astrobiologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik
Leben auf fernen Monden
Flüssiges Wasser gehört zu den wichtigsten Bedingungen für die Entstehung von Leben, wie wir es auf der Erde kennen.
21.03.2023
Biodiversität | Ökologie
Die Fichte stirbt und andere Bäume leiden
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 zeigen: Kronenverlichtungen für alle Baumarten weiterhin hoch.
21.03.2023
Genetik | Klimawandel | Physiologie | Zytologie
Modell Arabidopsis thaliana: Ein neuer Signalweg bei niedrigem Sauerstoffgehalt
Der Klimawandel führt zu einem vermehrten Auftreten von Wetterextremen: Im Fokus stehen bisher vor allem lange Dürre- und Hitzeperioden.
21.03.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Arten der Riesenkrabbenspinnen beschrieben
Ein Forschungsteam aus Deutschland und aus China hat 99 neue Arten aus der Familie der Riesenkrabbenspinnen in Süd-, Ost- und Südostasien beschrieben.
20.03.2023
Biodiversität | Neobiota
Weitverbreitete Arten auf dem Vormarsch
Das menschliche Verhalten treibt den Wandel der Biodiversität und Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten rapide voran.
09.03.2023
Biodiversität | Evolution
Zwerge und Riesen auf Inseln sterben besonders leicht aus
Inseln sind Lebensraum für viele Tierarten mit einzigartigen Eigenschaften, darunter sogenannte Zwerge, die im Vergleich zu ihren Verwandten auf dem Festland eine sehr geringe Größe erreichen, sowie Riesen, die wiederum vergleichsweise groß werden.
09.03.2023
Meeresbiologie | Mikrobiologie
Leben im Rauch der Unterwasservulkane
Die arktische Tiefsee liegt fernab der lebensspendenden Energie der Sonne, und nur winzige Mengen an organischem Material, welches Leben speist, kommen dort an.
09.03.2023
Genetik
Genom von Hydra oligactis: Die Sterbliche unter Unsterblichen
Eine Hydra aus dem Piburger See in Tirol könnte neue Erkenntnisse über diese außergewöhnlichen Tiere liefern.
09.03.2023
Genetik | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Genetisches Geheimnis der Ackerbohne gelüftet
Die Ackerbohne, Vicia faba, weist mit ihren proteinreichen Samen ein hohes Potential für die Proteinerzeugung in den ermäßigten Klimazonen Mitteleuropas auf.
08.03.2023
Klimawandel | Ökologie
Alpine Fließgewässer werden wärmer
Alpine Gewässer erwärmen sich schneller als erwartet und besonders in den Wintermonaten.
07.03.2023
Biodiversität | Ökologie
Pflanzenwurzeln: Treibstoff für tropische Bodentiergemeinschaften
Ein internationales Forschungsteam hat neue Erkenntnisse über die Bedeutung von Pflanzenwurzeln für das Leben im Boden, insbesondere in den Tropen, gewonnen.
07.03.2023
Fischkunde | Meeresbiologie | Ökologie
Die veränderte Rolle von Fischen im marinen Kohlenstoffkreislauf
Fische bilden Karbonate aus Meersalzen und scheiden sie in großen Mengen aus.
07.03.2023
Biodiversität | Meeresbiologie
Gewinner und Verlierer im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer
Ein Team von Forschenden hat eine signifikante Abnahme in der Häufigkeit, der Biomasse und der räumlichen Verbreitung von charakteristischen Wattenmeer-Arten, wie Schnecken, Muscheln, Krebsen oder Würmern, im Ostfriesischen Wattenmeer festgestellt.
06.03.2023
Genetik | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Wiege und Weg des Weins
Züchtung und Anbau von Weinreben hat die Entstehung der europäischen Zivilisationen stark geprägt, aber woher die Rebe stammt und wie sie sich verbreitete, ist bisher umstritten.