Schneeleopard


Der Schneeleopard oder Irbis (Uncia uncia oder Panthera uncia) ist eine Großkatze (Pantherinae) der zentralasiatischen Hochgebirge. Er sieht einem Leoparden ähnlich, hat aber ein längeres und meist graues Fell. Es ist einzigartig unter allen wilden Katzenarten und die vermeintliche Luxusiorität brachte den Schneeleoparden an den Rand des Aussterbens. Zuerst wurde man um 1760 auf das dichte Fell des Schneeleoparden in Europa aufmerksam, dann auf der ganzen Welt. Trotz des weltweiten Schutzstatus brachen die Populationen des Schneeleoparden zusammen.

Aussehen

Das lange, dichte Fell des Schneeleoparden ist von rauchig-grauer bis gelblicher Färbung. Das Muster aus großen, dunklen Rosetten oder Punkten macht ihn in seinem steinigen, schneebedeckten Lebensraum fast unsichtbar. Anders als andere gefleckte Katzen hat der Schneeleopard blassere, weniger deutliche Flecken auf dem Körper und den Flanken. Auf seinem Kopf befinden sich kleinere, rundere Punkte als bei anderen Wildkatzen. Kinn, Brust und Bauch sind fast weiß. Als Katze, die in großen Höhen zuhause ist, hat der Schneeleopard ein Fell, dessen Haare auf dem Rücken bis zu 2,5 cm und auf dem Bauch bis zu 6 cm lang sind. Der lange, gerundete Schwanz wird während der Nacht oft wie ein wärmender Umhang um den Körper gelegt. Das Fell des Schwanzes kann bis zu 5 cm lang werden. Mehrere Rosetten bilden kräftige, schwarze Ringe auf der Schwanzoberseite, auf der Unterseite sind sie etwas blasser.

Ähnlich wie der Nebelparder (Neofelis nebulosa) aus Malaysia liegt der Schneeleopard größenmäßig ungefähr zwischen den afrikanischen Großkatzen und den Kleinkatzen. ähnlich wie viele Kleinkatzen schnurrt der Schneeleopard bei Wohlbehagen. Er kann nicht wie die Großkatzen brüllen und frisst in gekauerter Position. Der Schädel des Schneeleoparden ist groß und im Gegensatz zu anderen Katzen etwas verkürzt, ist aber mit breiter, hoher Stirn und senkrechtem Kinn ausgestattet. Die Augenfarbe reicht von blass-gelb bis grünlich-grau, die Pupillen sind rund. Die Rückseiten ihrer kurzen, gerundeten Ohren sind an den Enden schwarz mit grauen Streifen. Die Form der Ohren scheint eine Anpassung an Gebiete zu sein, die beim Heranpirschen an die Beute wenig Versteckmöglichkeiten bieten. Dieses Merkmal teilt der Schneeleopard mit vielen Raubtieren, die in höheren Regionen zu Hause sind. Die sehr großen Pfoten ähneln denen des Luchses und haben eine Art »Schneeschuheffekt«. Sie sind an den Sohlen mit einem Haarpolster bedeckt, das die Oberfläche zusätzlich vergrößert und so zur besseren Verteilung des Körpergewichtes beiträgt. Das erleichtert es den großen, über Schneefelder zu laufen, ohne allzu tief einzusinken. Darüber hinaus sind die Fußsohlen dadurch vor strenger Kälte besser geschützt.

Lebensraum

Die wendigen Schneeleoparden sind für ihre Fähigkeit bekannt, weite Sprünge von sechs bis fünfzehn Metern zu machen. Ihr bis zu zwei Meter langer Schwanz hilft ihnen dabei, Balance und Gleichgewicht zu halten. Der Schneeleopard ist in den Bergen Asiens mit ihren alpinen Wiesen, felsigen Gebieten, Schneefeldern und Gletschern in Höhen bis zu 5,400 Meter anzutreffen. Im Winter folgen sie dem Wild bis 1.800 Meter hinab. Die äußerst scheuen und zurückgezogenen Schneeleoparden klettern an Felsgraten entlang und Felsvorsprünge hinauf, wo sie einen ausgezeichneten Blick über die umliegende Landschaft haben. Die einzelgängerischen Schneeleoparden sind während des frühen Morgens und späten Abends am aktivsten. Während der Stunden des Tages ruhen sie sich oft in riesigen Nestern der Mönchsgeier aus, in welche sie hineinspringen, nicht klettern.


Schneeleopard - Ein grimmiger Bursche
Dem Schneeleopard passt irgendwas nicht!

Radiotelemetrische Studien haben ergeben, dass Schneeleoparden wegen der Knappheit der Beute gewaltige Territorien besetzen, die sie durch Duftmarkierung, Kratzspuren und fäkale Ausscheidungen gegenüber Artgenossen abgrenzen. Früher war der Schneeleopard in vielen hochgelegenen Regionen Asiens verbreitet, wie etwa der Mongolei, China, Russland, Afghanistan, Pakistan, Indien und Nepal. Dabei vermutet man, dass die Zahl der Katzen wegen des geringen Beutetieraufkommens in diesen Gebieten nie sehr hoch gewesen ist.


Schneeleopard © Erik Kilby / Flickr
Umherstreifender Schneeleopard

Beutespektrum

Zu den Beutetieren des Schneeleoparden gehören Steinböcke, wilde Schafe, Moschustiere, Wildschweine und Murmeltiere sowie Federvieh wie Fasane, Rebhühner und Geflügel des Menschen. In den Wintermonaten konsumieren Schneeleoparden verstärkt auch Pflanzenteile, wie etwa die Rinde der Silber-Weide. Wie der Puma (Puma concolor) aus Nordamerika schleichen Schneeleoparden ihre Beute aus einer erhöhten Position an, um sie dann mit einem weiten Sprung anzuspringen und zu packen. Es gibt keine Berichte über unprovozierte Angriffe auf einen Menschen.

Fortpflanzung

Die Paarung der Schneeleoparden findet im späten Winter oder Frühling statt. Nach einer Tragzeit von 98 - 104 Tagen kommen ein bis fünf, normalerweise zwei oder drei Kätzchen zur Welt, die bei der Geburt 450 - 500 g wiegen. Geburtstermine sind von April bis Juni. Die jungen Schneeleoparden werden unter Steinen, in Felsritzen oder in Höhlen geboren, die die Mutter vorher mit Pelz ausgelegt hat. Die Punkte auf dem Fell des Nachwuchses sind anfangs vollkommen schwarz, anders als bei erwachsenen Katzen, die innerhalb der Punkte hellere Stellen aufweisen. Die Augen der kleinen Schneeleoparden öffnen sich nach sieben bis neun Tagen. Nach zehn Tagen beginnen sie umherzukriechen und im Alter von zwei Monaten fressen sie erstmals Fleisch. Die Familie bleibt bis zu zum folgenden Winter zusammen. Die Geschlechtsreife wird in Gefangenschaft ungefähr im Alter von zweieinhalb Jahren erreicht, obwohl diese in der Wildnis erst später erreicht werden sollte. Schneeleoparden erreichen in Gefangenschaft ein Alter von 21 Jahren.


Drei Schneeleopard Babys © Dingopup / Wikimedia
Drei zwei Monate alte Junge des Schneeleoparden (Panthera uncia) im Cat Survival Trust, Welwyn, England.

Evolution

Bis vor kurzem waren vom Schneeleoparden nur wenige Fossilfunde aus dem späten Pleistozän bekannt, die aus dem Altai-Gebirge an der Westgrenze der Mongolei stammen. Doch neuere Funde aus den Siwaliks in Nordpakistan zeigen, dass die Katze hier wahrscheinlich vor 1,2 bis 1,4 Millionen Jahren verbreitet war. Allerdings scheint der Schneeleopard schon immer auf den asiatischen Kontinent beschränkt gewesen zu sein. Angebliche Funde aus dem Jungpleistozän Europas stammen von Leoparden oder großen Luchsen.

Bedrohungen, Schutz

Die Bestände der Schneeleoparden haben in freier Wildbahn sehr unter dem Menschen gelitten. Man schätzt, dass es heute nur noch 4.000 - 7.000 dieser prächtigen Katzen gibt, die weit versteut in den asiatischen Bergregionen leben. Im Lebensraum des Schneeleoparden existieren rund 120 Schutzgebiete, von denen die allermeisten aber zu klein sind, um mehrere dieser Raubtiere zu ernähren. Die Populationsdichte von Schneeleoparden schwankt je nach Region zwischen 0,5 und 10 Tieren pro 100 km². Die höchsten Dichten wurden in Nepal beobachtet, wo 5 bis 10 Tiere auf 100 km² leben.


Zwei Wild lebende Schneeleoparden
Zwei wild lebende Schneeleoparden im Spiti Tal.
 

Große Huftiere, die zu den Beutetieren des Schneeleoparden zählen, sind aus vielen Gebieten des zentralasiatischen Hochlands verschwunden. Große Populationen von Pfeifhasen und Murmeltieren sind Vernichtungsfeldzügen des Menschen zum Opfer gefallen. Eine weitere Bedrohung geht von Bauern aus, die den Schneeleoparden verdächtigen, ihr Vieh zu reißen, während sie gleichzeitig wegen der Überweidung großer Flächen für das Verschwinden der natürlichen Beute der Katzen sorgen. Neue Techniken in der Tierzucht und verbesserte Tier-Gehege sind erste, wesentliche Schritte, um diese Bedrohungen einzudämmen. Untersuchungen haben ergeben, dass richtig geschützte Ställe kaum von Schneeleoparden attackiert werden. Auch werden Schneeleoparden wegen ihrer Haut, Knochen und anderer Körperteile gejagt, denen man fragwürdige medizinische Eigenschaften zuschreibt, hauptsächlich in China.


Der Schneeleopard guckt aus einer Höhle
Wild lebender Schneeleopard / Wer findet die Katze? Bitte vergrößern.
 

Zwar ist der Schneeleopard in Indien bereits seit 1952 geschützt, jedoch wurde die Jagd in den nördlichen Landesteilen, sowie in den angrenzenden Himalaya-Staaten wegen seines kostbaren Fells fortgesetzt. In der Mongolei plant man derzeit, den Schneeleoparden wieder zum Abschuß freizugeben, und zwar für Touristen, die Tausende von Dollar für die Chance zahlen, eine von diesen seltenen Katzen zu erlegen. In Russland ist der Schneeleopard das ganze Jahr über geschützt, aber wegen der angespannten Wirtschaftslage nimmt die Wilderei zu.

1981 wurde der International Snow Leopard Trust gegründet, eine Organisation, die eine Vielzahl von wissenschaftlichen und pädagogischen Programmen auf den Weg brachte und koordiniert, die zum Ziel haben, den Schneeleoparden und seinen Lebensraum zu schützen bzw. zu bewahren. Die Organisation hat enorme Anstrengungen unternommen, um die Zusammenarbeit mit Regierungen und ihren Repräsentanten zu verbessern.

In einer Empfehlung internationaler Verbände von Pelzhändlern wird den Verbandsmitgliedern nahegelegt, keine Felle des Schneeleoparden mehr zu verarbeiten. Leider kommen Häute immer noch auf den Markt und Mäntel aus diesen und anderen gefährdeten Katzen kann man in verschiedenen Souvenierläden in Nepal kaufen. Der Markt zielt einzig und allein auf den Tourismus ab, da die Einheimischen nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um sich solch einen Mantel leisten zu können. Obwohl in den meisten Industrienationen der Handel mit Produkten aus gefährdeten Tierarten verboten ist, muss die öffentlichkeit auf diese Tatsache aufmerksam gemacht werden. Zollfahnder beschlagnahmen Jahr für Jahr eine Unmenge an verbotenen Produkten, die aus vom Aussterben bedrohter Tierarten hergestellt wurden. Bis in den reicheren Ländern die Nachfrage nach exotischen Pelzen verschwindet, wird für die Menschen ärmerer Länder immer der Anreiz bestehen, den Schneeleoparden und andere gefährdete Tiere illegal zu jagen.

In den meisten Staaten seines Verbreitungsgebiets ist der Schneeleopard strengstens geschützt, in der Mongolei ist staatlich kontrollierte Jagd möglich, aus Afghanistan sind keine Informationen über den Schutzstatus verfügbar. Die Organisation des Washinghtoner Artenschutzübereinkommens listet diese schönen Katzen in Anhang I.

Etwa 300 bis 500 Schneeleoparden leben heute in Zoologischen Gärten und ähnlichen Einrichtungen. In Gefangenschaft wird regelmäßig Nachwuchs großgezogen. Statt der durchschnittlichen Wurfgröße von 2 bis 3 sind hier vereinzelt bis zu sieben Jungtiere zur Welt gekommen.

Der Schneeleopard ist ein nationales Symbol für Tataren und Kasachen. Ein geflügelter Schneeleopard ist stilisiert auf dem Staatswappen Tatarstans zu bewundern. Der Schneeleopard-Orden wurde an sowjetische Bergsteiger verliehen, die alle fünf Siebentausendergipfel auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion erfolgreich bestiegen hatten.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

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Kitchener, Andrew, 1991. Natural History of the Wild Cats. Comstock Publishing Associates, Ithaca, New York.

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