Mangaben-Affen profitieren davon, dass Schimpansen und Schweine harte Nüsse knacken können



Bio-News vom 19.07.2018

Ein internationales Forscherteam beschreibt erstmals, dass sich Mangaben, Perlhühner und Eichhörnchen energiereiche Nussreste sichern, die Schimpansen und Flussschweine nach dem Nussknacken zurücklassen. Das belegen die Forschenden mithilfe von Daten aus Kamerafallen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste. Die Ergebnisse dokumentieren neue bisher unbekannte Interaktionen zwischen verschiedenen Arten und erweitern das vorhandene Wissen über das komplexe Miteinander von Tieren, die im Umfeld tropischer Nussbäume leben.

Um die „Nussreste-Verwertung” näher zu untersuchen, sichtete Erstautor Bryndan van Pinxteren von der Universität Amsterdam das verfügbare Videomaterial aus den Kamerafallen, wobei er sich auf die Szenen konzentrierte, in denen Mangaben, Perlhühner und Eichhörnchen die Orte aufsuchten, an denen Schimpansen zuvor Nüsse geknackt hatten. Da Mangaben nur selten von Schimpansen gejagt werden, prüfte er außerdem, ob sie ihnen häufiger zum Opfer fielen, wenn sie sich den Nussresten annäherten. Insgesamt dokumentierte van Pinxteren anhand der Kameradaten 190 Nussknackereignisse in vier verschiedenen Gebieten des Taï-Nationalparks an der Elfenbeinküste.

Nach eingehenden Analysen bestätigte sich die Vermutung der Forschenden, dass Mangaben sich über die zuvor von Schimpansen und Flussschweinen geknackten Nüssen hermachen und sich also Zugriff auf eine Nahrungsquelle verschaffen, die ihnen sonst nicht zugänglich wäre. Insbesondere die Panda oleosa-Nuss ist sehr hart und wird von Schimpansen mit schweren Steinhämmern geknackt; Mangaben können sie mit ihren Zähnen jedoch nicht öffnen. Sie besuchten aber die Nussknackstellen häufiger, kurz nachdem Schimpansen oder Flussschweine dort Nüsse geknackt hatten – vermutlich hatten die Nussknackgeräusche sie angezogen. Weißbrust-Perlhühner, Helm-Perlhühner und verschiedene Eichhörnchenarten, welche die Forschenden ebenfalls beim Fressen von Nussresten beobachtet hatten, tauchten nicht häufiger an diesen Orten auf, nachdem gerade Nüsse geknackt worden waren. Mangaben scheinen also motivierter als andere Tierarten zu sein, sich Nüsse knackenden Schimpansen und Schweinen anzunähern, um von ihren Fähigkeiten zu profitieren.


Rußmangaben verhalten sich im Regenwald des Taï Nationalparks an der Elfenbeinküste wachsam.

Publikation:


Bryndan O.C.M. van Pinxteren, Giulia Sirianni, Paolo Gratton, Marie-Lyne Després-Einspenner, Martijn Egas, Hjalmar Kühl, Juan Lapuente, Amelia C. Meier, Karline R.L. Janmaat
Sooty mangabeys scavenge on nuts cracked by chimpanzees and red river hogs — An investigation of inter-specific interactions around tropical nut trees
American Journal of Primatology

DOI: 10.1002/ajp.22895



„Nachdem ich viele Monate lang beide Arten beoachtet habe, bin ich immer noch fasziniert von der rätselhaften Beziehung zwischen Mangaben-Affen und Schimpansen: Manchmal scheinen die Affen Angst vor diesen potenziellen Jägern zu haben, dann wiederum nähern sie sich ihnen auf wenige Meter an, um von ihren Fähigkeiten beim Werkzeuggebrauch zu profitieren. So, als ob sie gelernt hätten, die „Stimmung” der Schimpansen einzuschätzen,” sagt Karline Janmaat von der Universität Amsterdam und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Mangaben zeigen sich wachsamer und beobachten ihre Umgebung häufiger, wenn sie sich in der Nähe der Schimpansen-Nussknackstätten befinden. Sie scheinen sich also der erhöhten Gefahr bewusst zu sein, dort von Schimpansen gejagt zu werden. Die Mangaben wägen dieses Risiko aber offenbar gegen den Gewinn an energiereicher Nahrung ab. „Die Entscheidung der Mangaben, sich den von potenziellen Raubtieren hinterlassenenen Futterresten anzunähern, könnte kontextabhängig sein. Die Affen beurteilen jeweils situationsbezogen, wann sie sicher sind, wann sie wachsam sein oder sich zurückziehen müssen”, sagt Janmaat.

„Ähnliche Entscheidungen mussten möglicherweise auch unsere frühen menschlichen Vorfahren treffen, als sie sich den Überresten von Beutetieren annäherten, die von Raubtieren zurückgelassen wurden und die sonst schwer zu beschaffen gewesen wären”, ergänzt Janmaat. „Indem wir das Verhalten der Affen untersuchen, können wir auch neue Erkenntnisse in die Entstehung unserer eigenen Fähigkeit gewinnen, Entscheidungen zu treffen.”

„Traurig ist jedoch, dass die Wälder, in denen wir das faszinierende Verhalten der Affen beobachten, mit alarmierender Geschwindigkeit verschwinden,” sagt Bryndan van Pinxteren. “Wir verlieren nicht nur diese Wälder, sondern auch unsere evolutionäre Geschichte, da alle unsere nächsten lebenden Verwandten im Regenwald beheimatet sind.”


Diese Newsmeldung wurde mit Material idw erstellt

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