Werner Rauh

Werner Rauh (* 16. Mai 1913 in Niemegk; † 7. April 2000 in Heidelberg) war ein international bekannter deutscher Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Rauh“.

Rauh beschäftigte sich mit der Systematik, Morphologie und Biogeographie der Pflanzen. Auf vielen Expeditionen erforschte er die Pflanzenwelt Amerikas, Afrikas und Asiens. Seine Schwerpunkte waren Bromeliengewächse und sukkulente Pflanzen. Etwa 1200 Arten, Unterarten und Varietäten wurden von Werner Rauh entdeckt und/oder beschrieben. Sein Herbarmaterial ist im Herbarium Heidelberg der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg hinterlegt. Seine Sammlung lebender Pflanzen ist im dortigen Botanischen Garten noch immer zu besichtigen.

In seinen Werken fällt besonders die bildhafte Sprache auf, mit der er es erreichte, die Standorte der Pflanzenarten anschaulich zu beschreiben.

Biografie

Werner Rauh wurde am 16. Mai 1913 in Niemegk geboren. Seine Schulausbildung beendete er 1932 mit dem Abitur am örtlichen Gymnasium. Anschließend studierte er an den Universitäten von Leipzig, Innsbruck und Halle (Saale) Botanik, Zoologie, Chemie und Geologie. 1937 schloss er seine Studien an der Universität Halle mit dem Doktortitel ab. Seine Dissertation handelte von der Hypokotyl- und Wurzelbildung und ihren Einfluss auf die Form der Pflanze. Nachdem er 1939 eine Assistenzstelle im Botanischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg hatte, diente er während des Zweiten Weltkrieges als Meteorologe bei der Marine. Zurück in Heidelberg wurde er 1955 außerordentlicher Professor der Universität. 1960 erhielt er eine ordentliche Professur, wurde Direktor des neu gegründeten Instituts für Pflanzensystematik und Pflanzengeographie (Geobotanik) und Direktor des Heidelberger Botanischen Gartens. Nach seiner Emeritierung 1981 blieb er bis 1982 Direktor des Botanischen Gartens.

Werner Rauh war seit 1959 Mitglied der Internationalen Organisation für Sukkulentenforschung (IOS), wurde 1976 Vizepräsident und war bis zu seinem Tod im Jahr 2000 im Vorstand der Organisation tätig.

Expeditionen

  • 1950: Marokko; 3 Monate
  • 1954: Peru, Ecuador; 9 Monate
  • 1956: Peru, 4 Monate
  • 1959/1960: Madagaskar, Tansania, Kenia; 8 Monate
  • 1961: Madagaskar, Südafrika
  • 1963: Madagaskar, Komoren; 3 Monate
  • 1964: Südafrika; 3 Monate
  • 1966: Mexiko; 6 Monate
  • 1967: Peru; 3 Monate
  • 1968: Südafrika
  • 1969: Madagaskar, Komoren; 7 Monate
  • 1970: Peru, Mexiko (Baja California);4 Monate
  • 1971: USA (Kalifornien, Arizona); 4 Monate
  • 1973: Ecuador, Galapagosinseln, Peru, Brasilien
  • 1974: Mexiko; 4 Monate
  • 1975: Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Panama; 8 Monate
  • 1976: Peru, Bolivien, Chile; 4 Monate
  • 1977: USA (Arizona, Utah), Guatemala, Costa Rica, Panama; 7 Monate
  • 1978: Indonesien (West-Neuguinea), Papua-Neuguinea, Philippinen: 3 Monate
  • 1979: Namibia, Südafrika; 3 Monate
  • 1980: Mexiko, Peru, Ecuador
  • 1981: Brasilien; 1 Monat
  • 1982: USA (Florida), Panama, Dominikanische Republik; 2 Monate
  • 1983: Ecuador, Peru, Argentinien; 3 Monate
  • 1984: Venezuela, Dominikanische Republik, Panama; 2 Monate
  • 1985: USA (Kalifornien), Mexiko (Baja California), Peru
  • 1986: Brasilien; 2 Monate
  • 1994: Madagaskar

Ehrungen

Ehrentaxa

Ihm zu Ehren wurden die Pflanzengattungen

benannt.

Folgende Pflanzenarten wurden ebenfalls nach ihm benannt:

  • Akanthusgewächse (Acanthaceae): Dicliptera rauhii Wassh., Justicia rauhii Wassh., Ruellia rauhii Wassh.
  • Mittagsblumengewächse (Aizoaceae): Conophytum rauhii Tischer
  • Doldenblütler (Apiaceae): Eryngium rauhianum Mathias & Constance
  • Hundsgiftgewächse (Apocynaceae): Caralluma rauhii Lavranos, Cynanchum rauhianum Desc.
  • Affodillgewächse (Asphodelaceae): Aloe rauhii Reynolds, Guillauminia rauhii (Reynolds) P.V.Heath
  • Korbblütler (Asteraceae): Mutisia rauhii Ferreyra, Pulicaria rauhii E.Gamal-Eldin, Senecio rauhii Cuatrec.
  • Bromeliengewächse (Bromeliaceae): Guzmania rauhiana H.Luther, Puya rauhii L.B.Sm., Tillandsia rauhii L.B.Sm., Vriesea rauhii L.B.Sm., Werauhia rauhii J.R.Grant
  • Kakteengewächse (Cactaceae): Armatocereus rauhii Backeb., Haageocereus rauhii (Backeb.) P.V.Heath, Opuntia rauhii (Backeb.) G.D.Rowley, Weberbauerocereus rauhii Backeb.
  • Dickblattgewächse (Crassulaceae): Crassula rauhii Friedrich
  • Heidekrautgewächse (Ericaceae): Ceratostema rauhii Luteyn, Thibaudia rauhii A.C.Sm.
  • Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae): Euphorbia rauhii Haev. & Labat
  • Malvengewächse (Malvaceae): Acaulimalva rauhii (Hochr.) Krapov., Malvastrum rauhii Hochr., Nototriche rauhii Hochr.
  • Orchideen (Orchidaceae): Bulbophyllum rauhii Toill.-Gen. & Bosser, Eulophidium rauhii Senghas, Lepanthes rauhii Luer, Masdevallia rauhii Senghas & L.A.Braas, Maxillaria rauhii D.E.Benn. & Christenson, Neokoehleria rauhii Senghas, Oeceoclades rauhii (Senghas) Garay & P.Taylor, Platystele rauhii Luer, Gattung Rauhiella Pabst & Braga, Scelochilus rauhii Senghas
  • Süßgräser (Poaceae): Calamagrostis rauhii Tovar, Dissanthelium rauhii Swallen & Tovar

Schriften

  • Morphologie der Nutzpflanzen. 2. Auflage. Quelle & Meyer–Verlag, Heidelberg 1950.
  • Schöne Kakteen und andere Sukkulenten (= Winters naturwissenschaftliche Taschenbücher. Bd. 31, ZDB-ID 521590-0). Winter, Heidelberg 1967 (2., völlig überarbeitete Auflage. Bornträger, Berlin u. a. 1978, ISBN 3-443-25331-8; auch als: Die 100 schönsten Kakteen (= Humboldt-Taschenbücher 370 Praktischer Ratgeber). Gekürzte Taschenbuchausgabe. Humboldt-Taschenbuchverlag, München 1980, ISBN 3-581-66370-8).
  • Bromelien. Für Zimmer und Gewächshaus. 2 Bände (Bd. 1: Die Tillandsioideen. Bd. 2: Die Bromelioideen und Pitcairnioideen.). Ulmer, Stuttgart 1970–1973, ISBN 3-8001-6007-2 (Bd. 2), (2., neubearbeitete Auflage als: Bromelien. Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. ebenda 1981, ISBN 3-8001-6029-3; 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage. ebenda 1990, ISBN 3-8001-6371-3).
  • Die grossartige Welt der Sukkulenten. Anzucht und Kultur sukkulenter Pflanzen mit Ausnahme der Kakteen. Parey, Berlin u. a. 1967 (2., überarbeitete Auflage. ebenda 1979, ISBN 3-489-60724-4).
  • Kakteen an ihren Standorten. Unter besonderer Berücksichtigung ihrer Morphologie und Systematik. Mit Schlüsseln zum Bestimmen der Gattungen. Parey, Berlin u. a. 1979, ISBN 3-489-51924-8.
  • Succulent and Xerophytic Plants of Madagascar. 2 Bände. Strawberry Press, Mill Valley CA 1995–1998, ISBN 0-912647-14-0 (Bd. 1), ISBN 0-912647-17-0 (formal falsche ISBN) (Bd. 2).

Weblinks

Die News der letzten Tage

31.05.2023
Klimawandel | Meeresbiologie
Meeresspiegel, Monsun und die Entwicklung von Koralleninseln
Koralleninseln drohen angesichts des steigenden Meeresspiegels langsam zu versinken.
31.05.2023
Anthropologie | Bioinformatik | Neurobiologie
Intelligente Gehirne nehmen sich mehr Zeit für schwierige Aufgaben
Haben intelligente Menschen ein "schnelleres" Gehirn?
31.05.2023
Biodiversität | Klimawandel | Ökologie
Entwicklung der Artenvielfalt auf brachliegenden Flächen
In den vergangenen 50 Jahren sind immer mehr Menschen vom Land in die Stadt gezogen - Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in oder nahe einer Stadt.
31.05.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Mikrobiologie
Mikroben unter Strom
Bei der mikrobiellen Elektrosynthese nutzen Mikroorganismen CO2 und Elektrizität, um zum Beispiel Alkohol zu produzieren.
30.05.2023
Mikrobiologie | Neobiota
Frosch mit Fracht: Invasive Arten kommen nicht allein
Senckenberg-Forschende haben neues invasionsbiologisches Konzept, die „nested invasions“ (verschachtelte Invasionen) vorgestellt.
27.05.2023
Klimawandel | Ökologie
Küsten als Klimaschützer
Die Küstenökosysteme in acht von zehn Weltregionen sind eine Netto-Treibhausgas-Senke.
26.05.2023
Biochemie | Klimawandel | Mikrobiologie
Mikroorganismen sind entscheidend für die Speicherung von Kohlenstoff in Böden
Laut einer neuen Studie spielen Mikroorganismen eine entscheidende Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung in Böden.
26.05.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Mikrobiologie | Mykologie
Raps und der Feind im Boden
Nutzpflanzen haben einen hohen Nährwert, das macht sie für uns Menschen essenziell – und auch attraktiv für schädliche Mikroorganismen.
25.05.2023
Meeresbiologie | Mikrobiologie | Ökologie
Unterwasserschall stört Meeresorganismen bei der Nahrungsaufnahme
Viele Meeresbewohner wie etwa Fische, Meeressäuger oder auch Krebstiere produzieren und nutzen Schall für ihre Navigation, Fortpflanzung oder Beutejagd.