See-Elefanten



See-Elefanten

Nördlicher See-Elefant

Systematik
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Hundeartige (Cynoidea)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Gattung: See-Elefanten
Wissenschaftlicher Name
Mirounga
Gray 1827
Arten
  • Nördlicher See-Elefant (M. angustirostris)
  • Südlicher See-Elefant (M. leonina)

Die See-Elefanten (Mirounga) sind die größten Robben der Welt. Benannt sind sie nach der rüsselartig vergrößerten Nase der Männchen. Sie gehören zu den Hundsrobben, obwohl sie im Verhalten und in manchen Merkmalen den Ohrenrobben ähnlicher sind.

Es gibt zwei einander sehr ähnliche Arten:

  • Nördlicher See-Elefant, Mirounga angustirostris (Gill 1866), Westküste Nordamerikas
  • Südlicher See-Elefant, Mirounga leonina (Linnaeus 1758), Subantarktis

Merkmale

Die riesig vergrößerte Nase fehlt den Weibchen und jüngeren Männchen. Nach ständigem Wachstum erreicht der Rüssel etwa im achten Lebensjahr die volle Größe und hängt dann über dem Maul, mit den Nasenlöchern nach unten. Zur Paarungszeit kann dieser Rüssel durch erhöhte Blut- und Luftzufuhr noch einmal erheblich vergrößert werden.

Die Größenunterschiede zwischen Männchen und Weibchen sind beträchtlich. Ein Bulle kann sechseinhalb Meter lang werden, eine Kuh nur dreieinhalb Meter. Das Gewicht eines Männchens liegt bei bis zu dreieinhalb Tonnen, das eines Weibchens bei maximal 900 kg.

Lebensweise

Elephant seal fight Part-2.jpg
Zwei kämpfende Nördliche See-Elefanten

Zur Paarungszeit sammeln sich die ansonsten eher einzelgängerischen See-Elefanten zu großen Kolonien. Ein Bulle kommt dabei auf zehn bis zwanzig Kühe. Um den Besitz eines Harems tragen die Bullen heftige Kämpfe aus. Dabei werden jüngere und schwächere Bullen an den Rand der Kolonie verdrängt, wo sie ungünstigere Bedingungen vorfinden. Doch sind sie ständig in Wartestellung und versuchen immer wieder, eine Paarung einzugehen, was über Wochen immer wieder zu Kämpfen führt. Unter dem Schutz eines dominanten Bullen, dem so genannten Strandmeister, werfen die Kühe ihren Nachwuchs, der im Vorjahr gezeugt worden ist. Sie sorgen einige Wochen für die Jungen, ehe sie sich mit den Bullen erneut paaren.

Will ein Bulle sich mit einer Kuh paaren, legt er eine Vorderflipper über sie und beißt ihr in den Nacken. Hiernach beginnt die Kopulation. Wenn die Kuh sich wehrt, wälzt sich der Bulle auf sie und macht sie mit seinem Gewicht bewegungsunfähig.

Die ständigen Kämpfe führen ebenso wie die brachialen Kopulationen dazu, dass Jungtiere durch alte Männchen erdrückt werden. Dadurch stirbt alljährlich in einer See-Elefantenkolonie eine große Zahl von Kälbern.

Mit drei bis vier Jahren werden See-Elefanten geschlechtsreif. Bullen sind allerdings erst im Alter von acht oder neun Jahren stark genug, einen Harem zu bewachen, so dass eine Paarung zu einem früheren Zeitpunkt unwahrscheinlich ist. Wegen der Verausgabung durch die Kämpfe ist die Lebenserwartung eines männlichen See-Elefanten mit 14 Jahren extrem kurz. Weibchen leben etwa 18 Jahre.

Die Nahrung der See-Elefanten sind Fische und Tintenfische. Typische Tauchtiefen der See-Elefanten liegen, je nach Tageszeit, zwischen 200-600 m[1]. Es können jedoch auch deutlich größere Tiefen erreicht werden; so wurde im Rahmen des Census of Marine Life ein südlicher See-Elefant in einer Tiefe von 2.388 m registriert[2]. Das Erreichen derartiger Tiefen wird ihnen dadurch ermöglicht, dass sie aufgrund ihrer Körperfülle (ähnlich wie die Wale) ein enormes Blutvolumen haben, das viel Sauerstoff aufnehmen und speichern kann. Außerdem wird die Tätigkeit von Organen (z. B. der Leber und der Niere) wiederum wie bei Walen während der Tauchgänge heruntergefahren, um den Sauerstoffverbrauch einzuschränken.

Die natürlichen Feinde der See-Elefanten sind der Weiße Hai sowie der Orca, die ihm vor allem in der Nähe der Wasseroberfläche gefährlich werden können.

Systematik

Die Zugehörigkeit der See-Elefanten zu den Hundsrobben ist unbestritten, allerdings ist ihre Position innerhalb der Hundsrobben oft debattiert worden. So stellte King 1983 die noch heute oft zitierte Theorie auf, dass die See-Elefanten am dichtesten mit den Mönchsrobben verwandt seien und beide besonders ursprüngliche Vertreter der Hundsrobben darstellten. Hingegen konnten Bininda-Emonds und Russell 1996 keine Anhaltspunkte für eine so dichte Verwandtschaft finden, bestätigten aber die basale Stellung der See-Elefanten im System der Hundsrobben.

Oft findet man für See-Elefanten auch den Gattungsnamen Macrorhinus, der von Georges Cuvier vergeben wurde. Dieser ist jedoch identisch mit der Bezeichnung einer Käfergattung, so dass der jüngere Name Mirounga von John Edward Gray Gültigkeit erlangte. Der Name Mirounga leitet sich von „miouroung“ ab, der Bezeichnung für Südliche See-Elefanten in einer Sprache der australischen Aborigines.

Nördlicher See-Elefant

Kolonie des Nördlichen See-Elefanten


Vom Südlichen See-Elefanten unterscheidet sich die nördliche Art dadurch, dass sie kleiner ist (Bullen maximal 5 m und 2,7 Tonnen) und die Geschlechtsunterschiede weniger extrem sind; der Rüssel des Männchens ist allerdings im Verhältnis größer (bis 30 cm) als beim Südlichen See-Elefanten.

Die Paarung erfolgt beim Nördlichen See-Elefanten im Februar, nach elf Monaten Tragzeit kommen dann im Januar des Folgejahres die Jungen zur Welt. Die Jungen verlassen im April oder Mai die Küsten.

Verbreitungsgebiet des nördlichen See-Elefanten
dunkelblau: Kolonien
hellblau: wandernde Einzeltiere

Die nördliche Art war einst lückenlos entlang der Westküste Nordamerikas von Alaska bis Baja California verbreitet. Im 19. Jahrhundert setzte die massenhafte Abschlachtung der Tiere ein, da man ihren Tran kommerziell nutzen wollte. Jedes Jahr fielen Tausende See-Elefanten den Jägern zum Opfer, so dass man die nördliche Art letztlich für ausgestorben hielt. Eine einzige winzige Herde von weniger als hundert Tieren aber hatte auf der mexikanischen Insel Guadalupe überlebt. Als diese entdeckt wurde, wurde die Art unter Schutz gestellt. In den 1930er Jahren gingen erstmals See-Elefanten zur Paarung auf den kalifornischen Channel Islands an Land. Inzwischen gibt es die Art wieder auf zahlreichen der Küste vorgelagerten Inseln nordwärts bis zu den Farallon-Inseln, außerhalb der Paarungszeit sogar bis Vancouver Island. Am Pacific Coast Highway zwischen Los Angeles und San Francisco stellen die See-Elefanten an bestimmten Stellen heute wieder eine Touristenattraktion dar und es können größere Kolonien von speziellen Aussichtspunkten am Point Piedras Blancas beobachtet werden. Die dort 1990 angesiedelte Kolonie hat sich inzwischen (2010) auf mehr als 15.000 vergrößert. Die Bestände nehmen jährlich um etwa 15 % zu, so dass man den Nördlichen See-Elefanten nicht mehr für ernsthaft gefährdet hält. Allerdings hat die zwischenzeitliche Beinahe-Ausrottung zu einer extremen genetischen Einheitlichkeit aller Individuen geführt (genetischer Flaschenhals), die bei veränderten Bedingungen für die Art von Nachteil sein könnte.

Südlicher See-Elefant

Südlicher See-Elefant
Jungtier eines südlichen See-Elefanten


Der Südliche See-Elefant ist die größte Robbenart der Welt. In älteren Berichten ist von 9 m langen Bullen mit einem Gewicht von fünf Tonnen die Rede; deren Glaubwürdigkeit ist allerdings fraglich. Bestätigt sind sechseinhalb Meter und dreieinhalb Tonnen. Der Rüssel ist nur 10 cm lang und damit im Vergleich zur nördlichen Art deutlich kleiner.

Die großen Kolonien der südlichen Art befinden sich auf folgenden Inseln, die in einem Ring um die Antarktis liegen: Südgeorgien, Kerguelen, Heardinsel, Macquarieinsel. Außerhalb der Paarungszeit findet man umherwandernde Individuen auch an den Küsten Südafrikas, Australiens, Neuseelands, Patagoniens und der Antarktis. Dabei legen Einzeltiere Strecken von bis zu 4800 km zurück. Die Jungen kommen im Oktober zur Welt. Sie werden 20 Tage gesäugt und dann von den Muttertieren allein gelassen.

Die Art war im 19. Jahrhundert ebenfalls starker Verfolgung ausgesetzt, war aber nie so stark bedroht wie der Nördliche See-Elefant. Einst gab es Kolonien auch auf Tasmanien, King Island, den Juan-Fernández-Inseln und auf St. Helena, doch hier wurden die See-Elefanten durch menschliche Jäger ausgerottet. Insgesamt gibt es heute etwa 750.000 Individuen, von denen mehr als die Hälfte auf Südgeorgien lebt.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
  • Olaf R.P. Bininda-Emonds & A.P. Russell: A morphological perspective on the phylogenetic relationships of the extant phocid seals (Mammalia: Carnivora: Phocidae). In: Bonner zoologische Monographien 1996, Bd. 41
  • Judith E. King: Seals of the World. Cornell University Press, 1983 ISBN 0-8014-1568-3

Einzelnachweise

  1. Bluw et al., 'Variations in behavior and condition of a Southern Ocean top predator in relation to in situ oceanographic conditions', Proceedings of the National Academy of Sciences 104(34) : 13705-13710.
  2. [1] - Census of Marine Life 2009 - From the Edge of Darkness to the Black Abyss: Marine Scientists Census 17,500+ Species and Counting

Weblinks

Commons: See-Elefanten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien