Quinoa



Quinoa

Quinoa (Chenopodium quinoa)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Chenopodioideae
Gattung: Gänsefüße (Chenopodium)
Art: Quinoa
Wissenschaftlicher Name
Chenopodium quinoa
Willd.

Quinoa (Chenopodium quinoa, Quechua kinwa, Aussprache: ˈkinwɑ), auch Inkareis, Reismelde, Inkakorn, Reisspinat, Andenhirse oder Perureis genannt, gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).

Beschreibung

Quinoa vor der Blüte

Quinoa ist eine einjährige krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 50 bis 150 cm. Der aufrechte Stängel ist verzweigt. Die dicklichen Blätter sind rhombisch und am Rand gezähnt. Die endständigen, aufrechten Blütenstände bestehen aus knäueligen Teilblütenständen. Die unscheinbaren grünen Blüten besitzen eine fünfteilige Blütenhülle. Der oberständige Fruchtknoten entwickelt sich nach Selbstbestäubung zu einer etwa zwei Millimeter großen Nussfrucht.[1]

Quinoa-cornflakes
Quinoa-gepufft
Quinoaflocken
Quinoamehl

Chromosomenzahl

Quinoa ist allotetraploid mit einer Chromosomenzahl von 2n=36.[2]

Systematik

Die Erstbeschreibung von Chenopodium quinoa erfolgte 1797 durch Carl Ludwig von Willdenow in Species Plantarum 1 (2), S. 1301.[3]

Synonyme von Chenopodium quinoa Willd. sind Chenopodium album subsp. quinoa (Willd.) Kuntze, Chenopodium album var. quinoa (Willd.) Kuntze, Chenopodium canihua O. F. Cook, Chenopodium ccoyto Toro Torrico, Chenopodium ccuchi-huila Toro Torrico, Chenopodium chilense Pers. (nom invalid.), Chenopodium guinoa Krock., Chenopodium hircinum var. quinoa (Willd.) Aellen und Chenopodium nuttalliae Saff.[4]

Nutzung

Die mineralstoffreichen Blätter werden als Gemüse oder Salat verzehrt. Die senfkorngroßen Samen haben eine getreideähnliche Zusammensetzung, daher wird Quinoa, ebenso wie Amarant, als glutenfreies Pseudogetreide bezeichnet. Botanisch zählt Quinoa aber zu den Fuchsschwanzgewächsen und ist damit eher mit dem Spinat oder den Rüben verwandt. Der Gehalt an Eiweiß und einigen Mineralien (besonders Magnesium und Eisen) übertrifft sogar den gängiger Getreidearten. Dagegen enthält Quinoa in den Samen kein Vitamin A oder C; die Fettsäuren sind zu über 50 Prozent ungesättigt. Es lässt sich gut anstelle von Reis verwenden.

Der Naturkosthandel führt Quinoa pur oder als Zutat in Müslimischungen. Für die Inkas war es ein Mittel gegen Halsentzündungen. Besonders für unter Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) leidende Menschen bilden sie einen vollwertigen Getreideersatz. Quinoa eignet sich auch für die Herstellung von glutenfreiem Bier.

Anbau

Weltweite Quinoa-Produktion 2008
(in 1.000 Tonnen)
PeruPeru Peru 29,87
BolivienBolivien Bolivien 27,17
EcuadorEcuador Ecuador 0,69
Welt gesamt 57,73
Quelle: FAO[5]
Quinoapflanzen auf 3800 m ü. M. in Apurímac, Peru

Quinoa stammt aus Südamerika, wo es seit 6000 Jahren gemeinsam mit Amarant (oder mit der lokalen Bezeichnung Kiwicha) ein Hauptnahrungsmittel ist. Es wurde besonders in den Hochebenen der Anden oberhalb einer Höhe von 4000 m angebaut. Dort waren die beiden Pflanzen für die Menschen unentbehrlich, da Mais als einziger Ersatz in diesen Höhen nicht mehr angebaut werden konnte. Während der spanischen Eroberungszüge und Kriege gegen die Inkas und Azteken im 16. Jahrhundert (siehe Francisco Pizarro und Hernán Cortés) wurde der Anbau von Quinoa und Amarant verboten und sogar unter Todesstrafe gestellt. Damit sollten die Völker geschwächt werden. Das als „unchristlich“ eingestufte Nahrungsmittel blieb dadurch in Europa bis in das 20. Jahrhundert hinein nahezu unbekannt.

1993 machte ein Bericht der NASA Quinoa als „neues“ Getreide, dass sich durch seine hohen Eiweißwerte und einzigartige Aminosäurestruktur besonders für die Nutzung in Controlled Ecological Life Support Systems (z. B. Raumstationen oder Kolonien) eignen würde, international bekannt.[6][7] Die Nachfrage stieg in den kommenden Jahren in Europa und Nordamerika sprunghaft an. Die steigende Nachfrage führte zu einem erhöhten Weltmarktpreis und steigenden Einkünften der Quinoa-Bauern.[7] Andererseits konnten sich nun immer weniger Bolivianer und Peruaner das stark verteuerte Lebensmittel leisten und mussten auf billigere, industriell verarbeitete Lebensmittel ausweichen.[7]

Laut FAO wurden 2008 weltweit 57.730 t Quinoa geerntet.[5] Hauptanbauländer sind Peru, Bolivien und Ecuador. In Deutschland werden nur geringe Mengen – meist zu Versuchszwecken – angebaut. Wird Quinoa in Mitteleuropa angebaut, so erfolgt die Aussaat von Anfang bis Mitte April. Die Ernte erfolgt ab Mitte September mit Mähdreschern. Da die Körner in den großen Fruchtständen ungleichmäßig reifen, ist nach der Ernte die Trocknung der Körner erforderlich.

Heute wird der Anbau dieses Pseudogetreides im Rahmen von Entwicklungsprojekten in Peru und Bolivien gefördert, da die Pflanzen geringe Ansprüche an Boden und Wasser stellen und als ein gesundes alternatives Nahrungsmittel erkannt wurden.

Durchschnittliche Zusammensetzung

je 100 g essbarer Anteil: [8]

Bestandteile
Energie 1434 kJ
(343 kcal)
Wasser 12,7 g
Eiweiß 13,8 g
Fett 5,0 g
Kohlenhydrate 58,5 g
davon Ballaststoffe 6,6 g
Mineralstoffe 3,3 g
Mineralstoffe
Kalium 805 mg
Phosphor 330 mg
Magnesium 275 mg
Calcium 80 mg
Natrium 10 mg
Eisen 8 mg
Zink 2,5 mg
Vitamine
Vitamin B1 170 µg
Nicotinamid 450 µg

Gesundheitsaspekte

Handelsübliches Quinoa vor der Zubereitung
Vergleich Quinoa (links) und Weichweizen (rechts)

Den Schutz vor Schädlingen erreicht Quinoa durch bitter schmeckende Saponine, die auf der Samenschale liegen. In ungeschältem Zustand ist Quinoa daher ungenießbar. Handelsübliches Quinoa ist geschält oder gewaschen und dadurch vom Saponin befreit und entbittert. Der Saponingehalt wird durch dieses Verfahren erheblich reduziert. Durch ein Erhitzen/Kochen kann etwa ein Drittel der eventuell verbliebenen Saponine unschädlich gemacht werden. Der mögliche Restgehalt an Saponinen ist nicht schädigend für den Menschen, da sie kaum vom Darm aufgenommen werden.

Saponine sind Glycoside von Steroiden, wie diejenigen, die in der Zellmembran vorkommen. Sie zeigen eine große Strukturvielfalt und damit eine große Variabilität in den biologischen Eigenschaften auf. Manche Saponine können den Cholesteringehalt im Plasma (Blutfettwerte) senken.

Literatur

  • C. Pulvento, M. Riccardi, A. Lavini, R. d'Andria, G. Iafelice, E. Marconi: Field Trial Evaluation of Two Chenopodium quinoa Genotypes Grown Under Rain-Fed Conditions in a Typical Mediterranean Environment in South Italy. In: Journal of Agronomy and Crop Science. 196. Jahrgang, Nr. 6, 2010, S. 407–411, doi:10.1111/j.1439-037X.2010.00431.x.
  • Walter Aufhammer: Pseudogetreidearten - Buchweizen, Reismelde und Amarant. Herkunft, Nutzung und Anbau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3189-7.
  • S. Geerts, D. Raes: Deficit irrigation as an on-farm strategy to maximize crop water productivity in dry areas. In: Agric. Water Manage. 96. Jahrgang, 2009, S. 1275–1284, doi:10.1016/j.agwat.2009.04.009.
  • S. Geerts, D. Raes, M. Garcia, J. Vacher, R. Mamani, J. Mendoza, R. Huanca, B. Morales, R. Miranda, J. Cusicanqui, C. Taboada: Introducing deficit irrigation to stablize yields of quinoa (Chenopodium quinoa Willd.). In: European Journal of Agronomy. 28. Jahrgang, 2008, S. 427–436, doi:10.1016/j.eja.2007.11.008.
  • S. Geerts, D. Raes, M. Garcia, J. Mendoza, R. Huanca: Indicators to quantify the flexible phenology of quinoa (Chenopodium quinoa Willd.) in response to drought stress. In: Field Crops Research. 108. Jahrgang, 2008, S. 150–156, doi:10.1016/j.fcr.2008.04.008.
  • S. Geerts, D. Raes, M. Garcia, O. Condori, J. Mamani, R. Miranda, J. Cusicanqui, C. Taboada, J. Vacher: Could deficit irrigation be a sustainable practice for quinoa (Chenopodium quinoa Willd.) in the Southern Bolivian Altiplano? In: Agric. Water Manage. 95. Jahrgang, 2008, S. 909–917, doi:10.1016/j.agwat.2008.02.012.
  • S. Geerts, D. Raes, M. Garcia, C. Taboada, R. Miranda, J. Cusicanqui, T. Mhizha, J. Vacher: Modeling the potential for closing quinoa yield gaps under varying water availability in the Bolivian Altiplano. In: Agric. Water Manage. 96. Jahrgang, 2009, S. 1652–1658, doi:10.1016/j.agwat.2009.06.020.
  • S. Geerts, D. Raes, M. Garcia, R. Miranda, J. Cusicanqui, C. Taboada, J. Mendoza, R. Huanca, A. Mamani, O. Condori, J. Mamani, B. Morales, V. Osco, P. Steduto: Simulating Yield Response of Quinoa (Chenopodium quinoa Willd.) to Water Availability with AquaCrop. In: Agron. J. 101. Jahrgang, 2009, S. 499–508, doi:10.2134/agronj2008.0137s.
  • Lisl Werr: Das große Quinoa-Kochbuch. 2. Auflage. Verlag Michaels, Peiting 1998, ISBN 3-925051-49-X.
  • AquaCrop. The new crop water productivity model from FAO

Weblinks

Commons: Quinoa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. 3. Auflage. Georg Thieme, Stuttgart/New York 1985, S. 105–106.
  2. F. F. Fuentes, E. A. Martinez, P. V. Hinrichsen, E. N. Jellen, P. J. Maughan: Assessment of genetic diversity patterns in Chilean Quinoa (Chenodpodium quinoa Willd.) germplasm using multiplex fluorescent microsatellite markers. Conserv. genet. 10, S. 369–377, 2009 [1]
  3. Erstbeschreibung eingescannt bei BHL
  4. Synonyme bei Tropicos, abgerufen 30. Januar 2012
  5. 5,0 5,1 Production:Crops. Food and Agriculture Organization of the United Nations, 2011, abgerufen am 16. April 2011 (englisch, die Zahlen für Ecuador sind geschätzt).
  6. Quinoa: An Emerging "New" Crop with Potential for CELSS bei ntrs.nasa.gov, abgerufen am 7. Februar 2013
  7. 7,0 7,1 7,2 Quinoa’s Global Success Creates Quandary at Home bei nytimes.com, abgerufen am 7. Februar 2013
  8. *Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Garching (Hrsg.): Lebensmitteltabelle für die Praxis. Der kleine Souci · Fachmann · Kraut. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8047-2541-6, S. 491.

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