Eine neue, alarmierende Bedrohung für afrikanische Primaten, insbesondere Menschenaffen, ist während des vergangenen Jahrzehnts ans Licht gekommen: der kommerzielle Bushmeat-Handel. Bushmeat - das Fleisch von Wildtieren - ist seit langem wichtiger Bestandteil der Ernährung afrikanischer Völker.

In zunehmendem Maße wird jedoch die Nachfrage nach dieser traditionellen Fleischnahrung, besonders in den Städten, durch kommerzielle Jäger und Händler befriedigt. Der Handel mit Buschfleisch - ein Großteil davon illegal - ist zu einem lohnenden Geschäft geworden, bei dem hohe Gewinne erzielt werden können. Obwohl Affenfleisch nur einen kleinen Teil des enormen Bushmeat-Handels darstellt, besteht die größte Bedrohung für Primaten wie Schimpansen, Gorillas und Bonobos. Der Handel bedroht auch das Überleben vieler anderer geschützten Arten in Afrika, vom Riesenschuppentier (Manis gigantea) bis zum Waldelefanten (Loxodonta cyclotis).

Die wichtigsten Hindernisse für diesen Markt waren in der Vergangenheit die Schwierigkeiten beim Zugang zu den Wäldern und der anschließende Transport des Fleisches zu den städtischen Märkten. Diese Faktoren gelten nicht mehr, da viele bewaldete Regionen West-und Zentralafrikas nun erschlossen sind und so der Weg für Ausbeutung und Besiedlung offen ist. Im Zuge der allgemeinen Verbesserung der Infrastruktur bedeutet dies, dass die steigende Nachfrage für unersättlich wachsende städtische Märkte befriedigt werden kann.

Stummelaffe als Bushmeat auf dem Feuer
«Der Handel mit Buschfleisch ist in Gabun illegal, aber in der Hauptstadt Libreville sah ich, wie man diesen schwarzen Colobusaffen in offenes Feuer warf, um den Körper vom Fell zu befreien. Eine Wolke aus beißendem Rauch erfüllte die Luft. Dann fing das pechschwarze, glänzende Fell Feuer, kräuselte sich, und fiel ab wie Staub. Es war sehr beunruhigend.»

Schwarze Colobusaffen (Colobus satanas) kommunizieren häufig mittels unüberhörberen, klaren, hohen Rufen miteinander, so dass menschliche Jäger sie leicht orten und einkreisen können. Dadurch sind sie zu einer der 10 am stärksten bedrohten Affenarten in Afrika geworden. Viele Primaten der Welt könnten in den nächsten 30 Jahren aussterben, wenn der Handel mit Buschfleisch weiterhin auf dem gegenwärtigen Niveau bleibt.

Die rasch wachsende holzverarbeitende Industrie ist ein wichtiger Faktor bei der Ausbreitung dieses Handels. Diese Industrie war in der Vergangenheit hauptsächlich im Besitz europäischer Unternehmen, doch die Zahl der holzverarbeitenden Unternehmen in Asien nimmt zu und verstärkt damit den Druck auf die Umwelt in folgender Weise:

  • Mitarbeiter der Holzindustrie jagen Primaten für den Eigenbedarf;
  • kommerzielle Jäger operieren in den Wäldern, um die Bedürfnisse der Waldarbeiter zu befriedigen und außerhalb der Wälder Handel zu treiben;
  • Die forstwirtschaftlichen Infrastrukturen wie Straßen, Fahrzeuge und Camps werden von Jägern benutzt, um Zugang zu neuen, noch unerschlossenen Regionen in den Wäldern zu erlangen;
  • und um Buschfleisch aus dem Wald in die städtischen Zentren zu transportieren.

Zu den Folgen des unregulierten Handels mit Buschfleisch gehören:

  • gefährdete und bedrohte Arten stehen kurz vor dem Aussterben, zum Beispiel das Riesenschuppentier und alle drei afrikanischen Menschenaffen.
  • noch häufige Arten werden immer seltener, oder sind in einigen Fällen lokal bereits ausgestorben, zum Beispiel viele Affenarten und das Zwergkrokodil.
  • der Fortbestand des illegalen Handels mit verwaisten Affenkindern und die damit verbundenen Tierschutzprobleme.
  • die Zerstörung von bestehenden, indigenen Lebensgemeinschaften in den Wäldrn.
  • ein erhöhtes Risiko der Übertragung gefährlicher Krankheiten auf den Menschen, zum Beispiel das Ebola-Virus.
Diese Primaten (und andere Tiere) sind akut durch den Handel mit Buschfleisch gefährdet
Schimpansen (Pan troglodytes) Rotnasenmeerkatze (Cercopithecus erythrotis)
Bonobos (Pan paniscus) Weißkehlmeerkatze (Cercopithecus albogularis)
Gorillas (Gorilla gorilla) Riesenschuppentier (Manis gigantea)
Rote Stummelaffen Procolobus badius,
Procolobus preussi,
Procolobus pennantii
Waldelefant (Loxodonta cyclotis)
Schwarzer Stummelaffe (Colobus satanas) Afrikanisches Hirschferkel (Hyemoschus aquaticus)
Geoffroy-Stummelaffe (Colobus vellerosus) Zebraducker (Cephalophus zebra)
Drill (Mandrillus leucophaeus) Ogilby-Ducker (Cephalophus ogilbyi)
Mandrill (Mandrillus sphinx) Schwarzducker (Cephalophus niger)
Preuss-Meerkatze (Cercopithecus preussi) Jentink-Ducker (Cephalophus jentinki)
Gabun-Meerkatze (Cercopithecus solatus) Riesenducker (Cephalophus silvicultor)
Eulenkopfmeerkatze (Cercopithecus hamlyni) Weißbauchducker (Cephalophus leucogaster)
Nigeria-Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus sclateri) Leopard (Panthera pardus)
Dianameerkatze (Cercopithecus diana) Goldkatze (Profelis aurata)

Literatur

Quelle: Ape Alliance (https://www.4apes.com)

Weblink:
National Geographic News, 30. September 2004: Photographer Fights African Poaching With Grisly Pictures

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