Bonobos (Pan paniscus) werden zwar häufig als Zwergschimpansen bezeichnet, jedoch wiegen sie zumindest genau soviel wie die kleinsten Schimpansenunterarten. Sie sind schlanker gebaut als Schimpansen und ihr Schädel ist anders geformt.

Der Lebensraum der Bonobos (Pan paniscus) ist auf eine Fläche von 200.000 km² in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) in Zentralafrika beschränkt. In dieser Region, die etwa so groß ist wie Großbritannien, begrenzen die Fluss-Systeme des Kongo-Zaire-Walaba River und des Kwa-Kasai-Sankuru River die Ausbreitung der Tiere. Als Nichtschwimmer stellen die Flüsse sozusagen eine geografische Barriere für die Bonobos dar, obwohl man sie schon des öfteren in hüft-tiefem Wasser waten sah.

Die Bonobos (Pan paniscus) trennten sich vor ca. 1,5 Millionen Jahren von der Hauptlinie der Schimpansen, als eine Teilpopulation auf die Südseite des Kongo-Rivers übersiedelte und dort isoliert wurde. Bonobos leben nur in den Regenwäldern des tropischen Tieflands, die bis an die Ränder der westafrikanischen Savanne reichen.

Bonobos (Pan paniscus) leben in sogenannten fission-fusion-Gruppen („Trennen und Zusammenkommen“), das sind kleinere Gruppen innerhalb einer großen Gemeinschaft von Tieren, die unterschiedlich zusammengesetzt sein können. Diese "Gruppen-Einheiten" variieren in ihrer Größe von einzelnen Individuen bis zu 20 oder mehr Bonobos. Im Alter von 7 bis 9 Jahren verlassen die weiblichen Jungtiere ihre Geburtsgruppe und suchen soziale Interaktionen mit dominanten Weibchen anderer Gruppen.

In der neuen Gruppe ist es für die jungen Weibchen von enormer Wichtigkeit, Beziehungen zu anderen Weibchen aufzubauen, denn dies sind die stärksten Bindungen innerhalb der Bonobo-Gesellschaft. Im Gegensatz zu Schimpansen neigen die Weibchen der Bonobos (Pan paniscus) dazu, untereinander eher zusammenzuhalten als mit Männchen. Der Rang, den ein Weibchen innerhalb der Gruppe einnimmt, wird durch sein Alter und durch die Anzahl ihres männlichen Nachwuchses bestimmt. Die Söhne dominanter Weibchen bekleiden oft auch im Erwachsenenalter einen hohen Rang.

Die starken Bindungen der Weibchen untereinander sind insofern ungewöhnlich, da es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sie miteinander verwandt sind (Wechsel der Jungweibchen in andere Gruppen). Paradoxerweise zeigen die Männchen der Bonobo Gemeinschaften kaum ein solches Beziehungsverhalten, obwohl sie eher miteinander verwandt sind als die Weibchen. Die Dauer und Intensität der Beziehungen, die sich zwischen männlichen und weiblichen Bonobos entwickeln, basieren nicht einfach nur auf dem Sexappeal des anderen, sondern hängen auch vom Verwandschaftsgrad und der Ranghöhe ab. Junge Männchen, die ihren Platz in der Rangfolge noch suchen, schmeicheln sich oft bei dominanten Weibchen ein - sie beherrschen das soziale Umfeld - um ihre Stellung innerhalb der Gruppe zu verbessern. Dominante Weibchen mit vielen verbündeten Geschlechtsgenossinnen sind in der Lage, Männchen vom Futterplatz fernzuhalten und sie sogar mit Bissen in die Finger und Zehen zu attackieren. Wenn ein Männchen in einer Bonobo-Gruppe alpha Status erreichen will, muss es zuerst vom alpha Weibchen akzeptiert werden.

Die Körpergröße von männlichen Bonobos (Pan paniscus) beträgt 73 bis 83 cm, die Weibchen erreichen 70 bis 76 kg. Das Gewicht von Bonobos, das man bis jetzt nur selten in freier Wildbahn bestimmen konnte, beträgt bei Männchen rund 39 kg und bei Weibchen rund 31 kg.

Der Körperbau von Bonobos (Pan paniscus) ist graziler als von Schimpansen, sie haben einen schmaleren Brustkorb, längere Arme und Beine und kleinere Zähne. Das Fell der Bonobos entspricht weitgehend dem der Schimpansen, aber im Gegensatzt zu letzteren haben Bonobos ausschließlich tiefschwarze Gesichter. Charakteristisch für Bonobos ist das seitlich abstehende, in der Mitte gescheitelte und an eine Art Haube erinnernde Kopfhaar. Das weiße „Schwanzbüschel“ der Jungtiere bleibt oft bis ins Erwachsenenalter erhalten.

Eine der beindruckendsten Merkmale, die eine Bonobo Gesellschaft charakterisieren, ist ihr sexuelles Verhalten. Sex dient neben dem Zweck der Fortpflanzung vor allem auch der Appeasement-Politik, dem Zeigen von Zuneigung, für erotische Spiele, der Versöhnung nach einem Streit und dem Spannungs- und Stressabbau [1]. Sex wird in praktisch allen Partner-Kombinationen und in einer Vielzahl von Positionen praktiziert. So reiben weibliche Bonobos ihre Geschlechtsteile aneinander um Bindungen zu verstärken. Beobachtungen haben gezeigt, dass Männchen und Weibchen nicht nur wegen der Fortpflanzung miteinander kopulieren. Männliche Bonobos teilen sehr selten ihre Nahrung mit untergeordneten Weibchen - die Wahrscheinlichkeit erhöht sich jedoch drastisch, wenn sie vorher miteinander kopuliert haben. Es ist aber wichtig, daran zu erinnern, dass in diesem Fall Sex in erster Linie eine Funktion der Stressverminderung hat, und die Weibchen nicht nach dem Schlagwort „Sex für Nahrung“ handeln [2].


Systematik


Literatur

[1] Rowe, N. 1996; Fruth, B., Benishay, J.M., Bila-Isia, I., Coxe, S., Dupain, J., Furuichi, T., Hart, J., Hart, T., Hashimoto, C., Hohmann, G., Hurley, M., Ilambu, O., Mulavwa, M., Ndunda, M., Omasombo, V., Reinartz, G., Scherlis, J., Steel, L. & Thompson, J. 2008. Pan paniscus. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 17 October 2011.

Die News der letzten 7 Tage

18.05.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Erkenntnis: Die Vielfalt des Lebens wurd durch Dark Taxa bestimmt
20 Insektenfamilien weltweit sind für 50 Prozent der Artenvielfalt der Fluginsekten verantwortlich – egal ob auf heimischen Wiesen oder in tropischen Wäldern.
17.05.2023
Biochemie | Genetik
Versteckspiel im Centromer
Centromere sind DNA-Abschnitte, die häufig im Zentrum der Chromosomen zu finden sind und die verschiedenen Arten weisen eine enorme Vielfalt auf.
12.05.2023
Anatomie | Anthropologie | Paläontologie
300.000 Jahre alte Fußabdrücke in Deutschland gefunden
In einer kürzlich erschienenen Studie stellt ein internationales Forschungsteam die frühesten aus Deutschland bekannten menschlichen Fußabdrücke vor.
10.05.2023
Citizen Science | Ethologie | Vogelkunde
Citizen Science und der wertvolle Beitrag zur Verhaltensbeobachtung von Vögeln
Langfristige Aufzeichnungen von Daten über das Verhalten von Tieren stellen für die Wissenschaft wichtige Quellen für die Entwicklung von neuen, überprüfbaren Hypothesen dar.
10.05.2023
Säugetierkunde | Virologie
Was besitzen afrikanische Nashörner, was asiatische Nashörner nicht haben?
Nashörner sind in Afrika und Asien beheimatet und gehören zur Ordnung der Unpaarhufer, zu der auch die Pferde und Tapire gehören.
10.05.2023
Biodiversität | Vogelkunde
Mischwälder können den Rückgang des Trauerschnäppers stoppen
Viele Zugvogelarten, die südlich der Sahara überwintern, zeigen seit Ende der 1990er Jahre einen europaweiten Rückgang ihrer Bestände.
09.05.2023
Biodiversität | Insektenkunde | Ökologie
Insekten und Co machen Wälder produktiver
Forschungsteam belegt die Bedeutung von Arthropoden für das Ökosystem: Wälder beherbergen 80 Prozent der weltweiten Pflanzen- und Tierartenvielfalt.
09.05.2023
Biochemie | Mikrobiologie | Ökologie
Magnetbakterien können gefährliche Schwermetalle aus dem Abwasser holen
Einem Forschungsteam ist es gelungen, uranhaltiges Wasser mittels einer besonderen Art von Bakterien zu reinigen.
08.05.2023
Anthropologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Physiologie
Detailliertes Bild der menschlichen Netzhaut
In einem hochaufgelösten Atlas zeigen Forschende aus Basel und Zürich auf, wie sich die menschliche Netzhaut entwickelt.