Zu den Schimpansen zählen zwei Arten, die Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) und die Bonobos (Pan paniscus).

Das Verbreitungsgebiet der Schimpansen erstreckt sich über West- und Zentralafrika nördlich des Kongoflusses, und von Senegal bis Tansania. Ihre Lebensgrundlage bilden immergrüne und regengrüne Wälder oder Savannenwälder, darüber hinaus trifft man sie in offeneren Landschaften an, vorrausgesetzt sie haben Zugang zu Früchte tragenden Bäumen des Regenwaldes. Schimpansen kommen im Flachland genauso vor, wie in Bergregionen bis 2.000 m Höhe.

Männliche Schimpansen erreichen eine Körpergröße von 77 bis 92 cm, Weibchen 70 bis 85 cm. Bei Schimpansen in Tansania ermittelte man für Männchen ein Gewicht von 40 kg und für Weibchen 30 kg. Ansonsten ist es weitgehend unbekannt, wie schwer Schimpansen in freier Wildbahn werden können. In Zoos jedenfalls werden Männchen bis zu 90 kg schwer und Weibchen bis zu 70 kg.

Das Fell der Schimpansen ist weitgehend schwarz, bei älteren Tieren auf dem Rücken oft grau. Schimpansen beiderlei Geschlechts haben häufig einen weißen Bart, Glatzenbildung bei älteren Tieren ist ebenfalls recht häufig. Jungtiere ziert ein weißes Büschel am Hinterteil, das sie als Jugendliche verlieren. Die Haut von Schimpansen ist in der Regel schwarz und wird mit zunehmendem Alter dunkler, wobei die Gesichtsfarbe von rosa über braun bis schwarz variieren kann. Schimpansen werden 40 bis 45 Jahre alt.

Wenn die jungen Weibchen in die Pubertät kommen, bilden sich rund um ihre Genitalien periodische Schwellungen, die anfangs unregelmäßig auftreten und mehrere Wochen anhalten können. Bei ausgewachsenen Weibchen beschränken sich diese Schwellungen auf 12 - 20 Tage in der Mitte des Menstruationszyklus, der insgesamt 35 Tage dauert (Bonobos 40 Tage). In der Wildnis bekommen junge Weibchen erstmals mit 13 Jahren Nachwuchs. Die Schimpansenkinder entwickeln sich recht langsam und werden erst im Alter von 4 Jahren entwöhnt.

Schimpansenmänner sind 10 bis 20% größer als die weiblichen Tiere und um ein Vielfaches stärker. Sie besitzten größere Eckzähne, die sie häufig als Waffen einsetzen. Im Vergleich zu anderen Primaten haben Schimpansen- und Bonobomännchen enorm große Hoden und sie können sehr häufig kopulieren

Schimpansen sind gut ans Baumleben angepasst. Wie bei allen Menschenaffen (außer dem Menschen) sind die Arme beträchtlich länger als die Beine und ihre Finger sind um einiges länger als die der Menschen. Ihre starke Muskulatur und die höchst beweglichen Schultern erlauben es den Schimpansen, sich behende im Geäst zu bewegen und bis in die Wipfel zu klettern. Schimpansen suchen ihre Nahrung in den Bäumen und dort schlafen sie auch in selbstgebauten Nestern aus umgebogenen und abgebrochenen Zweigen. Zum Umherstreifen in ihrem Territorium steigen sie jedoch herab und bewegen sich - wie die Gorillas - im Knöchelgang fort.


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Schimpansen sind hauptsächlich Fruchtfresser, aber sie ergänzen ihren Speisezettel mit Blättern, Samen, Blüten und anderen Pflanzenteilen. Ihre Tagesaktivität, das sind rund 12 bis 13 Stunden, verbringen sie zur Hälfte mit der Nahrungssuche. Blätter werden das ganze Jahr verzehrt, und zwar umso mehr, je weniger Früchte es gibt. Denn das Fruchtangebot im Regenwald kann im Verlauf eines Jahres dramatisch schwanken. Schimpanen fressen auch Fleisch, dessen Anteil an der Gesamtnahrung bis zu 5 % ausmachen kann. Das tierische Eiweiß nehmen sie in Form von Insekten auf, oder sie machen Jagd auf eine Reihe von Wirbeltieren. Zu ihrer Beute gehören Stummelaffen, Buschschweine, Waldantilopen und verschiedene Kleinsäuger.

Schimpansen jagen meist in koordinierten Gruppen, wobei der Jagderfolg von der Anzahl der Jäger, der Abstimmung der Jagdgruppen und den örtlichen Gegebenheiten abhängt. Im Blätterdach dichter, hoher Primärwälder ist es schwieriger Tieraffen zu erwischen als dort, wo das Blätterdach niedriger und lichter ist. Bei der Jagd auf Rote Stummelaffen beträgt die Erfolgsrate je nach Habitat 50 - 80%, was im Vergleich zu anderen Beutegreifern, etwa Großkatzen, recht viel ist. In der Regel wird die Beute geteilt, es kommt jedoch unmittelbar nach dem Fang des öfteren zu Auseinandersetzungen zwischen Männchen. Dies ist aber eher die Ausnahme. Meist erlauben höherrangige Männchen anderen, an der Beute teilzuhaben und verteilen das Fleisch manchmal aktiv an andere Gruppenmitglieder.

Schimpansengruppen können aus bis zu 150 Individuen bestehen, die mehr oder weniger freundschaftliche Beziehungen untereinander pflegen. Die Grundstimmung unter verschiedenen Gruppen ist aber eher feindlich. Schimpansenmännchen kooperieren miteinander, wenn es um Auseinandersetzungen mit feindlichen Gruppen geht, genauso wie bei der Jagd. Wenn Trupps aus benachbarten Gruppen aufeinandertreffen, kommt es gewöhnlich zu lautem Imponiergehabe, manchmal auch zu Ausfällen und Verfolgungsjagden. Die zahlenmäßig unterlegene Gruppe zieht sich dann meist still zurück. Es gibt aber auch Fälle, wo Männchen beim Patrouillengang entlang der Grenzen ihres Reviers einen Abstecher auf Feindesland riskieren. Sie verhalten sich auffällig leise und spähen im Geäst nach fremden Artgenossen. Wenn sie einen anderen Trupp bemerken hängt ihre Reaktion weitgehend von nur einem Faktor ab: Wie stark ist der Gegner? Ist dieser nicht deutlich unterlegen oder gar in der Überzahl, ziehen sie sich leise zurück. Ist der gegnerische Trupp zahlenmäßig deutlich unterlegen, greifen sie erbarmungslos an. Die Angriffe verlaufen äußerst aggressiv und enden manchmal tödlich. Es existieren Filmdokumente die zeigen, wie starke Männchen gegnerische Heranwachsende, erwachsene Weibchen und sogar Jungtiere töten.

Das Gehirn eines Schimpansen ist mit 300 - 400 cm³ relativ zu seiner Körpergröße sehr groß. In der Wildnis benutzen Schimpansen eine Vielzahl an Kommunikationsweisen in akustischer und visueller Form, aber anscheinend keinerlei Symbole. Wenn man Schimpansen aber ausreichend Lerngelegenheiten bietet, sind sie sehr wohl in der Lage (wie Menschen es tun) mit Symbolen zu kommunizieren und auch komplexere Problemstellungen zu lösen. Schimpansen können das Verhalten ihrer Artgenossen - und auch von Forschern - sehr gut vorausahnen. So sind sie in der Lage das Verhalten des Gegenübers in gewisser Weise zu manipulieren. Forscher glauben, dass sie dies können, weil sie verstehen, dass andere Individuen Wünsche und Fähigkeiten ähnlich wie sie selbst haben - möglicherweise verfügen sie über ein ähnliches Bewusstsein und Kognition wie Menschen.

Innerhalb der Gemeinen Schimpansen werden vier Unterarten unterschieden:

  • Der Westliche Schimpanse (Pan troglodytes verus) ist im westlichen Afrika (von Senegal bis Ghana) verbreitet. Äußerlich ist er durch ein rosafarbenes Gesicht gekennzeichnet, das sich erst nach und nach dunkel färbt. Diese Unterart unterscheidet sich im Schädelbau und in der Molekularstruktur deutlich von den anderen Unterarten, sodass sie möglicherweise eine eigene Art darstellen könnte.
  • Der Nigeria-Schimpanse (Pan troglodytes vellerosus) wurde erst kürzlich als Unterart anerkannt. Er ist die seltenste Unterart und lebt im östlichen Nigeria und dem westlichen Kamerun.
  • Der Zentralafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes troglodytes) ist durch ein dunkleres Gesicht als die übrigen Unterarten charakterisiert. Er ist vom südlichen Kamerun über Gabun und die Republik Kongo bis in den Westen der Demokratischen Republik Kongo verbreitet und ist die bei weitem häufigste Unterart.
  • Der östliche Schimpanse (Pan troglodytes schweinfurthii) lebt von der Zentralafrikanischen Republik und dem Norden der Demokratischen Republik Kongo bis in die westlichen Landesteile Ugandas und Tansanias. Diese Unterart unterscheidet sich durch ein bronzefarbenes Gesicht und ein längeres Fell von den übrigen Vertretern dieser Art.

Systematik


Literatur

Oates, J.F., Tutin, C.E.G., Humle, T., Wilson, M.L., Baillie, J.E.M., Balmforth, Z., Blom, A., Boesch, C., Cox, D., Davenport, T., Dunn, A., Dupain, J., Duvall, C., Ellis, C.M., Farmer, K.H., Gatti, S., Greengrass, E., Hart, J., Herbinger, I., Hicks, C., Hunt, K.D., Kamenya, S., Maisels, F., Mitani, J.C., Moore, J., Morgan, B.J., Morgan, D.B., Nakamura, M., Nixon, S., Plumptre, A.J., Reynolds, V., Stokes, E.J. & Walsh, P.D. 2008. Pan troglodytes. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 17 October 2011.

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