Die Rostkatze (Prionailurus rubiginosus) gehört neben der Schwarzfußkatze (Felis nigripes) und der Chilenischen Waldkatze (Leopardus guigna) zu den kleinsten wilden Katzen weltweit. Manche beschreiben sie auch als kleine „verwaschene” Ausgabe der Bengalkatze (Prionailurus bengalensis).

Aussehen

Rostkatzen sind schlanker und kleiner als eine Hauskatze. Das Fell ist kurz und weich, die Oberseite ist grau bis braun-grau gefärbt mit einem Stich ins Rötliche. Es ist in unterschiedlicher Intensität mit rostbraunen Flecken übersät. An Beinen und Brust verlaufen horizontale Streifen, der Bauch und die Innenseiten der Beine sind weiß.

Der Kopf der Rostkatze (Prionailurus rubiginosus) ist kurz, gerundet und durch zwei weißen Streifen an den inneren Rändern der Augen gekennzeichnet. Auf der weißen Wange befinden sich mehrere rotbraune Streifen, auch das Kinn ist weiß. Die Augen sind ziemlich groß und haben eine graubraune bis bernsteinfarbene Iris. Die Ohren sind kurz, rund und auf der Rückseite rotbraun mit hellen Flecken. Die Beine sind relativ kurz und die Füße haben schwarze Sohlen. Der Schwanz ist mäßig lang, dunkler gefärbt als der Körper und hat keine Punkte oder Streifen.

Lebensraum

Die kleinen nachtaktiven Rostkatzen (Prionailurus rubiginosus) bewohnen in Süd-Indien eine Vielzahl von Lebensräumen, darunter feuchte Laubwälder, trockene Buschwälder und offenes Grasland. Ihre Präsenz im tropischen Gir National Park im Norden Indiens ist bestätigt worden. In Sri Lanka kann man sie in feuchten Wäldern, niedrigem Buschland und ariden Küstenstreifen von Meeresspiegelniveau bis hinauf auf 2.100 Meter antreffen.

Nahrung

Rostkatzen (Prionailurus rubiginosus) sind offenbar geschickte Kletterer, die wahrscheinlich sowohl in den Bäumen als auch auf dem Boden jagen. Zu ihrer Beute gehören hauptsächlich kleine Vögel und Säugetiere, aber auch einige Reptilien, Frösche, und Insekten. Wenn sich die Gelegenheit ergibt reißen sie auch Haushühner. Der im 19. Jahrhundert wirkende Naturforscher T.C. Jerdon hielt eine Rostkatze als Haustier, und er berichtet dass:

[...] sie in den Dachsparren meines Hauses Jagd auf Baumhörnchen machte. Als einmal eine junge Gazelle im Haus war, sprang die Katze sie sofort an und packte sie am Nacken. Die Rostkatze ließ erst von der Gazelle ab, als man sie gewaltsam wegzog.

Diese alte Anekdote zeugt eindrucksvoll vom wilden Charakter dieser kleinen Katze.

Fortpflanzung

Das Fortpflanzungsverhalten der Rostkatze (Prionailurus rubiginosus) konnte in Gefangenschaft gut untersucht werden - es ist fast identisch mit dem der Hauskatze. Bereits einige Tage vor der eigentlichen Kopulation folgt das Männchen dem Weibchen und versucht sich ihm zu nähern. Vermutlich hat das Männchen den Beginn der Empfängnisbereitschaft durch die Duftmarken und Vokalisationen des Weibchens bereits in Erfahrung gebracht. Das Männchen verbringt in der Folge immer mehr Zeit damit, seinerseits eigene Duftmarken zu setzen und die Empfängnisbereitschaft des Weibchens zu überprüfen. Wenn das Weibchen der Empfängnisbereitschaft schon sehr nahe ist, kommt das Männchen vorsichtig näher und reibt seinen Kopf an ihrem Hals und an ihren Wangen. Anfangs faucht und zischt das Weibchen und schlägt mit ihren Pfoten nach dem Männchen, dann schnüffelt sie seine Duftmarken und erhöht ihrerseits die Häufigkeit der Duftmarkierung. Sobald das Weibchen tatsächlich im östrus ist, läßt es sich vom Männchen besteigen. Die Paarung dauert zwischen einer und fünf Minuten und kann mehrmals am Tag wiederholt werden. Der Sexualzyklus der meisten Katzenweibchen dauert etwa drei Tage, etwas länger, wenn das Weibchen während dieses Zeitraums nicht gedeckt wurde.


Rostkatze (Prionailurus rubiginosus)
Rostkatze (Prionailurus rubiginosus)

In Indien bringen Rostkatzen (Prionailurus rubiginosus) ihren Nachwuchs im Frühjahr zur Welt. Ein Wurf besteht aus 1 bis 3 Kätzchen, die nach einer Tragzeit von etwa 67 Tagen in einer abgelegenen Höhle geboren werden. Den Neugeborenen fehlen die rostfarbenen Flecken der Erwachsenen und die Iris ihrer Augen ist hellblau. Von ihrer weiteren Entwicklung ist nichts bekannt, sie dürfte aber ähnlich verlaufen wie die der Hauskatzen. In Gefangenschaft wurden Rostkatzen bis zu 16 Jahre alt.

Erst kürzlich beobachtete man in einer dicht besiedelten Region Süd-Indiens einige Rostkatzen (Prionailurus rubiginosus), die in verlassenen Häusern lebten, weit ab von ihrem natürlichen Lebenraum. Es ist wahrscheinlich, dass Ratten und Mäuse in den Häusern sowie freilaufendes Geflügel aus der Nachbarschaft als Nahrung dienten. Dies deutet auf eine gewisse Toleranz gegenüber veränderten Lebensräumen hin, ebenso wie die Tatsache, dass einige Weibchen ihren Nachwuchs auf einer Teeplantage in Sri Lanka großzogen.

Bedrohung

Berichten zufolge gilt in einigen Dörfern Sri Lankas das Fleisch der Rostkatze (Prionailurus rubiginosus) als Delikatesse. Außerdem wurde berichtet, dass sie Nutztiere des Menschen reißen, was oft ihre Erschießung zur Folge hat. Die größte Bedrohung für die kleinen Katzen geht aber von der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums aus, und zwar wegen der ständig wachsenden Bevölkerung Indiens und Sri Lankas.

über den Status der Rostkatzenpopulationen in der freien Wildbahn ist nichts bekann, jedenfalls sind sie in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet vollständig geschützt. Die indische Population wird vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen in Anhang I gelistet, die Population auf Sri Lanka in Anhang II.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

Khan, J.A. & Mukherjee, S. 2008. Prionailurus rubiginosus. In: IUCN 2012. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 19 August 2012 .

Nowak, R. 1999. Walker's Mammals of the World 6th ed. Baltimore: Johns Hopkins University Press.

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