Powidl


Powidl.

Der Powidl (auch Powidel, aus tschechisch povidla) ist ein Mus, das aus den Früchten der Zwetschke (Prunus domestica domestica) hergestellt wird.

Herstellung

Im Gegensatz zur Marmelade oder Konfitüre wird Powidl traditionell nur durch Einkochen ohne Zucker oder Gelier- und Konservierungstoffe hergestellt. In Deutschland ist Powidl lebensmittelrechtlich jedoch Synonym zu Pflaumenmus, in Österreich wird es hingegen als eigene Art geführt.[1] Ursprünglich wurde Powidl in der böhmischen Küche aus gedörrten Zwetschken hergestellt.

Die Süße ist nur die natürliche Süße der Frucht. Powidl wird stundenlang gekocht, bis die nötige Konsistenz und Süße erreicht wird. Die Früchte sollten erst sehr spät geerntet werden und bevorzugt auch schon Nachtfrost überstanden haben, damit sich genügend Zucker gebildet hat. Die fast schwarze Farbe wird in einigen Rezepten durch die Zugabe von grünen Walnüssen (die ganze unreife Walnuss inklusive Schale) erreicht.

Powidl, der ohne Zuckerzusatz hergestellt wird, besteht aus ca. 500 Gramm Früchten je 100 Gramm. Im Handel wird unter der Bezeichnung Powidl jedoch auch Pflaumenmus mit Zuckerzusatz und einem Rohfruchtanteil von um die 300 Gramm Früchten je 100 Gramm verkauft.

Verwendung

Der Powidl ist in Österreich und in Böhmen die Grundlage für Buchteln, Kolatschen, Powidltascherln, Powidlpofesen, Powidlkuchen und für Germknödel, wird aber auch als Brotaufstrich verwendet. Powidl ist lange haltbar und wird traditionell in Tontöpfen aufbewahrt.

Sonstiges

Die traditionelle, bäuerliche Powidl-Herstellung war ein spätherbstliches Gesellschaftsereignis, bei dem dieses Pflaumenmus gemeinschaftlich in großen Mengen als Wintervorrat und natürliches Süßungsmittel (vergl. Apfelkraut) hergestellt wurde. Da das zäh Gekochte unentwegt kräftig gerührt werden muss, hat man sich bei der schweren Muskelarbeit gegenseitig abgelöst, während die anderen Teilnehmer derweil leichtere Handarbeiten verrichteten.

Die tschechische Powidl-Bezeichnung povidla gibt es nur als Mehrzahl; das Wort hängt vermutlich mit dem altindischen Wortstamm pavitra- ("Sieb", "lauter") zusammen.[2]

Der Ausdruck „… ist mir powidl“ bedeutet „… ist mir egal“ und wird vorzugsweise im Affekt verwendet (wienerisch).

Einzelnachweise

  1. Obstmus nach österreichischem Lebensmittelrecht Punkt 2.2.1.2 abgerufen am 11. Juli 2009
  2. J. Holub, S. Lyer: Stručný etymologický slovník jazyka českého. SPN, Praha 1978.

Siehe auch

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