Jungpleistozän

System Serie Stufe ≈ Alter (mya)
Quartär Holozän Holozän 0,0117–0
Pleistozän Jungpleistozän
(Tarantium)
0,126–0,0117
Mittelpleistozän
(Ionium)
0,781–0,126
Altpleistozän
(Calabrium)
1,806–0,781
Gelasium 2,588–1,806
tiefer tiefer tiefer älter

Das Jungpleistozän (auch Oberes Pleistozän, Spätpleistozän oder Tarantium) ist der jüngste und zugleich kürzeste Abschnitt des Pleistozäns. Es begann vor 127.000/ 126.000 Jahren und endete vor 11.784 (+/- 69) Jahren mit einer globalen Erwärmung, dem Holozän, das bis heute andauert. Das Jungpleistozän umfasst die Eem-Warmzeit und die Letzte Kaltzeit.

Namengebung und GSSP

Der Begriff wird ins Englische mit "Late Pleistocene" oder "Upper Pleistocene" übersetzt. Als "Global Stratotype Section and Point" (GSSP entspricht etwa einem Typprofil) wird eine Bohrung auf dem Flughafen Amsterdam (Niederlande) diskutiert, der diesen Abschnitt der Erdgeschichte vollständig erfasst hat.[1] Die Stufe wird nach Planungen der „International Commission on Stratigraphy“ veraussichtlich den Namen Tarantium erhalten.[2]

Definition

Die Untergrenze wurde durch den INQUA-Kongress 1932 mit dem Beginn der Eem-Warmzeit definiert, was auch mit der Basis der marinen Sauerstoffisotopen-Stufe 5e zusammenfällt. Die beste Altersbestimmung ist heute durch den warvendatierten Lago Grande di Monticchio in Süditalien gegeben, mit einer Datierung des Eem-Beginns bei 127.2 ka BP.[3]

Die Obergrenze des Jungpleistozäns wird durch das Ende der Jüngeren Dryas mit dem Übergang zum Holozän markiert.[4]

Die Nordhalbkugel während des Jungpleistozäns

Die auf die Eem-Warmzeit folgende Vereisungsphase auf den Kontinenten der Nordhalbkugel wird geographisch differenziert in

  • Würm-Eiszeit für die Vergletscherungen im Bereich der Alpen und des Alpenvorlandes
  • Weichsel-Kaltzeit für die Vereisungsphase in Nordeuropa
  • Wisconsin-Eiszeit in Nordamerika
  • im Bereich der britischen Inseln wird die Vereisungsphase Devensian glaciation genannt, die Warmzeit davor als Ipswichian interglacial.

Faunenveränderungen während des Jungpleistozäns

Das Jungpleistozän ist gekennzeichnet durch das Aussterben vieler großer Säugetierarten, vor allem am Ende des Pleistozäns und dem Beginn des Holozäns. Auch der Neandertaler starb in diesem Zeitraum aus. Ins Jungpleistozän fällt auch das Vordringen des modernen Menschen auf alle Kontinente mit Ausnahme der Antarktis. Für die vorgeschichtliche Archäologie fallen in diesen Zeitraum die jüngeren Kulturabschnitte des Mittelpaläolithikums und das Jungpaläolithikum als Unterteilungen der Altsteinzeit

Referenzen

  1. Erste Erläuterungen hierzu sind in Episodes, Band 31(2) erschienen
  2. Website der „International Commission on Stratigraphy“
  3. Thomas Litt and Philip Gibbard, A proposed Global Stratotype Section and Point (GSSP) for the base of the Upper (Late) Pleistocene Subseries (Quaternary System/Period). Episodes Vol. 31 No.2 (June 2008)
  4. Mike Walker et al., The Global Stratotype Section and Point (GSSP) for the base of the Holocene Series/Epoch (Quaternary System/Period) in the NGRIP ice core. Episodes Vol. 31 No.2 (June 2008)

Literatur

  • Felix Gradstein, Jim Ogg, Jim & Alan Smith: A Geologic timescale. Cambridge University Press 2005 ISBN 9780521786737
  • Wighart von Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Klima und Tierwelt im Wandel. Theiss-Verlag, 2002, ISBN 3-8062-1734-3

Weblinks

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