Evolution der Primaten



Die Primaten sind eine recht junge Tiergruppe in der langen Evolution des Lebens, denn die meisten Tierarten in der Geschichte der Erde waren schon längst wieder ausgestorben, als sich unsere Vorfahren entwickelten.

Während die Erde ungefähr 4,54 Milliarden Jahre alt ist und das erste Leben auf unserem Planeten schon vor wenigstens 3,5 Milliarden existierte, so erscheinen die frühen Primaten erst vor etwa 50-55 Millionen Jahren - das ist nur ein Wimpernschlag in der langen Evolution des Lebens. Die ersten Primaten betraten die Bühne der Evolution also erst, als die letzten Dinosaurier gerade im Begriff waren auszusterben.

Trotzdem begann die Evolution der ersten primatenähnlichen Säugetiere bereits am Ende des Mesozoikums vor ca. 65,5 Millionen Jahren, also noch während der Zeit der Dinosaurier. Damals sah die Welt noch ganz anders aus als heute. Die Kontinente waren noch nicht an ihrer heutigen Position und hatten auch völlig andere Küstenlinien. Nordamerika war noch mit Europa verbunden, jedoch noch nicht mit Südamerika. Indien war noch nicht Teil von Asien, kam aber schon mit einer für geologische Verhältnisse atemberaubenden Geschwindigkeit von fast 20 cm pro Jahr immer näher. Australien lag in der Nähe der Antarktis und machte sich auf gerade auf den Weg gen Norden. Auf den meisten Landmassen des Mesozoikums herrschte warmes, tropisches oder subtropisches Klima vor.

Wie die Welt im Mesozoikum beschaffen war

Die Flora und Fauna am Ende des Mesozoikums würde uns heute sehr seltsam erscheinen, da sich die meisten Pflanzen und Tiere, so wie wir sie heute kennen, noch nicht entwickelt hatten. Im Mesozoikum wurden auch die großen Reptilien, anfangs noch die dominierende Tierart, langsam von den Säugetieren verdrängt. Unter ihnen gab es schon einige archaische, noch eierlegende Arten (Kloakentiere) wie die Vorfahren des Schnabeltiers und des australischen Ameisenigels. Unser Planet wurde zur Zeit des Mesozoikums auch schon von mehreren Arten von Beuteltieren bevölkert, die ähnlich wie das heutige Opossum (Beutelratte) ausgesehen haben dürften. Die wenigen plazentaren Säugetiere, die zu dieser Zeit existierten, waren hauptsächlich die insektenfressenden Vorfahren der Primaten. Die großen grasfressenden Säugetiere gab es damals noch nicht, ebensowenig wie die riesigen Graslandschaften, die erst später entstanden. Nagetiere und samenfressende Vögel gab es auch noch nicht. Die heute weite Verbreitung der Blütenpflanzen hatte noch nicht stattgefunden, jedoch dehnten sich bereits Laubwälder über den größten Teil der Erde aus.


Die Erde in der späten Kreidezeit.

Die Ordnung Primaten und ihre phylogenetische Position

Wir Menschen und unsere engsten lebenden Verwandten - Affen, Menschenaffen, Koboldmakis, Lemuren und Loris - sowie nahe Verwandte fossile Taxa bilden die Ordnung Primaten. Die phylogenetische Position der ausgestorbenen Plesiadapiformes des frühen Tertiärs ("archaische Primaten") ist weniger klar: Sie werden normalerweise entweder als Primaten oder als eine Schwestergruppe der Primaten klassifiziert.

Die Euprimaten

Wenn man die Plesiadapiformes zu den Primaten zählt, dann verwendet man oft das Taxon „Euprimaten (echte Primaten)“, um alle nicht-plesiadapiformen Primaten zu beschreiben.


Dieses Kladogramm der frühesten Primaten zeigt die verwandtschaftlichen Beziehungen der Plesiadapiformes. (A) vereinfacht nach Silcox,2001 und (B) Modifikation nach Bloch und Boyer, 2003. Die Palaechtoniden und Palenochtha sind paraphyletische basale Taxa und tauchen auf mehreren Stellen in Kladogramm (A) auf!

Euprimaten: mehrere Klassifikationen

Verschiedene höhere Klassifikationen der Euprimaten sind derzeit in Gebrauch, die sich hauptsächlich in der Position der Koboldmakis oder Tarsier und ihrer ausgestorbenen Verwandten, den Omomyidae (zusammen die Tarsiiformes), unterscheiden. In einem Schema werden Euprimaten in zwei evolutionäre Grade unterteilt, die auch als Klade betrachtet werden: die niederen Primaten oder Prosimii und die höheren Primaten oder Anthropoidea. Aber mehrere Hinweise, einschließlich der Genetik, der inneren Anatomie (Plazenta) und der Schädelanatomie, legen nahe, dass Koboldmakis enger mit Anthropoiden als mit Lemuren oder Loris verwandt sind.

Die Verbreitung und Merkmale nichtmenschlicher Primaten

Nichtmenschliche Primaten kommen heute in Südamerika, Afrika und Asien vor, hauptsächlich in tropischen Regionen und meist in Wäldern. Die meisten sind baumbewohnend, aber selbst terrestrische Formen behalten morphologische Merkmale ihrer baumbewohnenden Herkunft bei.

Die Merkmale der Euprimaten-Skelette

Obwohl das Skelett der Euprimaten viele primitive Merkmale der Eutheria (Höhere Säugetiere oder Plazentatiere) aufweist, zeigt es auch spezifische Spezialisierungen für ein Leben in den Bäumen.

Die evolutionäre Herkunft der Primaten

Trotz eines reichen Fossilienbestandes bleibt der Ursprung der Primaten überraschend unklar. Nordamerika war zweifellos ein wichtiges Zentrum der Diversifikation (wenn nicht gar des Ursprungs) der Plesiadapiformes, obwohl es vielleicht nicht das einzige war. Ostasien, Indien und Afrika wurden jeweils als mögliche Ursprungsorte der Euprimaten diskutiert.

Systematik


Literatur