Bewusstseinszustand


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Ein Bewusstseinszustand ist eine Art des Erlebens, die durch die Merkmale Wahrnehmung, Selbstbewusstsein, Wachheit, Handlungsfähigkeit und Intentionalität bestimmt ist.

In empirischen und theoretischen Wissenschaften bzw. Studien werden Bewusstseinszustände nach unterschiedlichsten Gesichtspunkten identifiziert, klassifiziert und in Modellen zu beschreiben und erklären versucht. Je nach methodischem, begrifflichem und theoretischem Ansatz können dabei beispielsweise subjektive Qualitäten des Sich-Anfühlens bzw. Empfindens (vgl. Emotion, Stimmung, Affekt) berücksichtigt werden, deren Art und Intensität, objektive Körperzustände oder Zusammenhänge mit Handlungen, die beispielsweise motiviert oder unterlassen werden.

In verschiedenen Kulturen und auch bei vielen Autoren des New Age wird von Möglichkeiten der Bewusstseinserweiterung und des Erreichens spezieller „erweiterter Bewusstseinszustände“ wie Trance, Wachtraum usw. ausgegangen.

Allgemein

Terminologie

Der Begriff „Bewusstseinsform“ wird meist synonym gebraucht. Dagegen impliziert der Begriff „Bewusstseinsebene“ eine Hierarchie oder auch eine Entwicklung der Bewusstseinszustände und wird somit nur innerhalb von bestimmten Theorien und Systemen verwendet.

Grundtypen von Bewusstseinszuständen

Nach weithin üblicher Terminologie wird als Bewusstseinszustand nur bezeichnet, was mit Selbstwahrnehmung einhergeht, weshalb das Unbewusste etwa im Sinne der Begriffsprägung Freuds zumeist nicht als ein Zustand des Bewusstseins verstanden wird, anders als Wachbewusstsein, Schlaf und Traumbewusstsein, wie sie üblicherweise in phasenweisem Wechsel erfahren werden. In der Tiefschlafphase liegt dagegen keine Bewusstseinserfahrung vor.

Begriffe wie verändertes Bewusstsein und erweitertes Bewusstsein setzen eine Definition eines „Normalzustandes“ voraus. Als dieser wird üblicherweise das wachbewusste Erleben des Menschen angesehen. Allerdings ändern sich Merkmale wie Wachheit und Wahrnehmung auch etwa im Wachbewusstsein, und es ist davon auszugehen, dass in anderen Zeiten und Kulturen ein „Normalzustand“ von Bewusstsein unterschiedlich bestimmt wird.

Fragestellungen

Das gewöhnliche Wachbewusstsein konfrontiert die Philosophie und die Naturwissenschaft insbesondere mit dem Qualiaproblem und dem Intentionalitätsproblem. Die Existenz verschiedener Bewusstseinszustände wirft dagegen weitere Fragen auf. Zunächst sind dabei die Übergangsphasen und ihre Ursachen von wissenschaftlichem Interesse. Allgemeiner stellt sich die Frage, ob und wie das Gehirn verschiedene „Funktionsmodi“ realisiert, ob es eine allgemeine Beschreibung aller möglichen Zustände gibt und ob eine evolutionäre, kulturelle oder spirituelle Entwicklung der Zustände stattfindet. Einige Neurologen und Psychologen sind sogar der Ansicht, dass die Erforschung „ungewöhnlicher“ Bewusstseinszustände auch zum besseren Verständnis der klassischen philosophischen Probleme des Bewusstseins beitragen kann. (vgl. Leib-Seele-Problem, Neurotheologie).

Ursachen für Veränderungen

Ausgehend von einem Alltagsbewusstsein werden verschiedene Techniken und Methoden beschrieben, um Veränderungen herbeizuführen. Diese lassen sich grob nach folgenden Kriterien unterscheiden:

  • natürlich – anthropogen – „übernatürlich“, akausal, spontan, intuitiv
  • physisch, materiell – psychisch, spirituell
  • langfristig – kurzfristig – plötzlich
  • religiös – säkular

Auf die beiden wichtigsten Dimensionen projiziert, kann man folgende unvollständige und grobe Einteilung durchführen.


natürlich anthropogen „übernatürlich"
physisch Körpereigene Substanzen, Neurotransmitter, Endorphine, Neuronale Aktivitätspotentiale, Gehirnschädigungen Psychedelische Drogen, Psychopharmaka, Hyperventilation, Tanz, bewusste Atmung, Reizdeprivation, Hatha-Yoga, Musik, Askese, Fasten, Biofeedback Nahtoderfahrung
psychisch emotionale Krisen, Psychose und andere psychische Erkrankungen Meditation, Kontemplation, Gebet, Raja-Yoga, Rezitation, Koan „Wunder“, „Erscheinungen“, Satori, „Gnade"

Merkmale

Objektive Merkmale

Gehirnwellen

Eine verbreitete Methode, um empirische Daten über die Gehirnströme zu erhalten, sind das EEG-Signal und dessen Frequenzverteilungskurve. Es ist damit möglich, anhand einer Grundfrequenz, die das Gehirn erzeugt, den aktuellen Bewusstseinszustand annähernd einzuschätzen. Hauptsächlich untersucht man dabei Frequenzen zwischen 0,4 und 40 Hz und Bewusstseinszustände von Aufmerksamkeit, Anspannung, Stress und nach außen gerichteter Aufmerksamkeit.

Der Zustand des Alltagsbewusstseins, der so genannte Beta-Zustand, der sich typischerweise zwischen 13 Hz und 21 Hz befindet, entspricht einem Zustand guter Aufmerksamkeit und Intelligenzleistung, während der Bereich mit einem Schwerpunkt von 21 bis 38 Hz als der Bereich „permanenten Alarmbereitschaft“ (Fritz Perls) bezeichnet wird. Der Alpha-Bereich (8 Hz–12 Hz) entspricht dem Zustand leichter Entspannung. Der Theta-Zustand (3 Hz–8 Hz) steht für Meditation und tiefe Entspannung. Die niedrigste Frequenz findet sich im Delta-Zustand (0,4 Hz–3 Hz), der auf verschiedene Bewusstseinszustände wie Tiefschlaf, Trance oder Tiefenhypnose hinweist. Eine Aussage über den Grad der Wachheit ist mit Hilfe eines einzelnen Frequenzwertes nicht möglich; es muss vielmehr die Frequenzverteilungskurve und das Zusammenspiel mehrerer Elektrodenpunkte in Betracht gezogen werden.

In den letzten Jahren ist der Gamma-Bereich (zwischen 40 Hz und 80 Hz) durch erweiterte Messverfahren in den Blickpunkt der Forschung gerückt. Da in diesem Bereich die primäre Verarbeitung der Sinneswahrnehmung vermutet wird, erhofft man sich dadurch für die Zukunft auch objektivierbare Aussagen über die Art der Wahrnehmung und die Wahrnehmungsinhalte. Verschiedene Gemütszustände und Emotionen lassen sich für den Wachzustand heute schon unterscheiden.

Zusätzlich zur Grundfrequenz lassen sich auch zahlreiche andere Frequenzen mit wechselnden Amplitudenstärken in jedem EEG nachweisen, die ebenfalls einen Einfluss auf die Art der Informationsverarbeitung im Gehirn haben. Man nimmt heute an, dass durch die Frequenzen verschiedene Gehirnbereiche miteinander synchronisiert werden. Vereinfacht dargestellt ist die Vorstellung dabei, dass beispielsweise die Verbindung von „archaischen Hirnregionen“ mit der Großhirnrinde zum Bewusstsein von bizarren oder archetypischen Traumbildern führen kann. Die Synchronisation der beiden Gehirnhälften wird dagegen mit einem ganzheitlichen Erleben in Beziehung gebracht.

siehe auch: Mindmachine

Wachheit und Handlungsfähigkeit

Die Wachheit wird unter dem Begriff Vigilanz medizinisch und psychologisch in verschiedene Stadien eingeteilt. Diese reichen vom bewusstlosen Koma bis zur „höchsten Erregung“. Die Einteilung erfolgt meist durch phänomenologische Kriterien wie Ansprechbarkeit oder Orientierungssinn, kann aber auch durch physiologische Kriterien unterstützt werden. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen Sopor, Somnolenz und Benommenheit. Im Hinblick auf die Unterscheidung von Bewusstseinszuständen ist das Merkmal Wachheit eng verwandt mit dem Realitätssinn oder der Fähigkeit, Täuschungen und Projektionen der Wahrnehmung zu erkennen.

Die Neurophysiologie kennt heute eine Reihe von Neurotransmittern und Botenstoffen wie beispielsweise Serotonin, Adrenalin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA), welche die Aufmerksamkeit und die Wachheit beeinflussen. Durch die gemessenen Konzentrationen kann der Grad der Wachheit dann objektiv zumindest eingegrenzt werden. Zur Kontrolle der Narkosetiefe kann seit einigen Jahren die Messung der Aktivität der NMDA-Synapsen in der Großhirnrinde herangezogen werden.

Subjektive Merkmale

Um sinnvoll über die subjektiven Merkmale bewussten Erlebens zu reden, müssen sie immer in einem speziellen kulturellen Kontext betrachtet werden. Da beispielsweise Traumwahrnehmungen von den meisten Menschen erinnert und reflektiert werden, kann man diese problemlos miteinander vergleichen und verstehen. Für jemanden, der noch nie geträumt hat, muss es sich allerdings sehr seltsam anhören. Dies gilt besonders für Bewusstseinszustände, die meist nur durch eine lange Übungszeit erreicht werden.

Wahrnehmung

Wahrnehmung aus der Sicht des bewussten Erlebens umfasst alle Eindrücke, die bewusst werden. Darunter fallen die sinnliche Wahrnehmung, Handlungsintentionen, rein mentale Bilder und Gedanken ohne konkrete äußere Reize, Gedächtnisinhalte, Stimmungen, Emotionen, Affekte, Raum- und Zeitempfinden und die so genannte außersinnliche Wahrnehmung. Synästhetiker können die Eindrücke eines Sinnesorgans als Wahrnehmungen eines anderen erleben und bieten dadurch einen interessanten Einblick in die Funktionsweise des Wahrnehmens.

Der aktuelle Bewusstseinszustand hat eine vielschichtige Beziehung zur Wahrnehmung. So wird das Wahrgenommene je nach Zustand verschieden organisiert und interpretiert. Wachheit, Verstand, Urteilsvermögen und verschiedene andere kognitive Fähigkeiten messen den Eindrücken eine Bedeutung bei. Ebenso beeinflusst der Bewusstseinszustand die Art und die erlebte Intensität der Wahrnehmung. So ist im Traumzustand die sensorisch-sinnliche Wahrnehmung stark reduziert, und der Fokus liegt auf „inneren“ Bildern. Durch Drogen, Meditation, Medikamente, Aufmerksamkeit, Denk- und Lernprozesse kann gezielt die Wahrnehmung verändert werden. Menschen in Trance berichten von Wahrnehmungen „aus anderen Welten“, in der Hypnose kann die Wahrnehmung sehr gezielt fokussiert und gesteuert werden.

Selbstbewusstsein

Die psychologischen, philosophischen und spirituellen Bedeutungen des Begriffes Selbstbewusstsein sind vielfältig. Dies kommt beispielsweise in den verschiedenen Begriffen wie „das Selbst“, das sensorische Selbst, Ich-Bewusstsein oder Identitätsbewusstsein zum Ausdruck. Im Tiefschlaf ist kein „Zentrum“ des Erlebens aktiv und damit auch kein Geschehen erlebbar. Im Traumbewusstsein existiert dagegen eine „Instanz“, durch die Eindrücke zwar erfahren, aber kaum reflektiert werden. Das gewöhnliche „Alltagsbewusstsein“ unterscheidet zwischen einem Ich und einem „Nicht-Ich“ und sieht sich selbst als Zentrum des Ich-Erlebens. Weite Teile der Psychologie gehen heute davon aus, dass diese Ich-Struktur eine komplexe und dynamische Konstruktion ist. Was wir als Ich bezeichnen und erfahren, ändert sich demnach auch im wachbewussten Zustand ständig.

Schon Descartes hat mit seinem „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) den Begriff des Selbstbewusstseins geprägt. Für Descartes ist das Selbstbewusstsein Richter über wahr und falsch. Später wurde die Trias Subjekt-Objekt-Natur des Selbstbewusstseins von Kant hervorgehoben. Kant behauptet, dass das Selbstbewusstsein eine notwendige Bedingung für die Existenz der Welt sei.[1] Für Hegel realisiert sich das gesamte Weltgeschehen in seiner Entwicklung als Selbstbewusstsein. In Hegels Dialektik wird das Subjekt mit dem Objekt im Werden wieder eins.

Verschiedene spirituelle Vorstellungen verwenden hingegen einen anderen Begriff des Selbstbewusstseins. So lehren manche Schulen des Hinduismus die Erlösung durch Erkenntnis der Gleichheit von Atman (persönlicher, absoluter Wesenskern) und göttlichem Brahman (Weltseele). Demnach sind Atman und Brahman letztendlich identisch, d. h., der innerste Wesenskern des Menschen ist göttlich.

Der Buddhismus spricht von der Illusion des Ich-Bewusstseins. Wahres Bewusstsein bzw. wahre Erleuchtung sei die Erkenntnis dieses Ich als Täuschung. Unsicher ist jedoch, ob alle Traditionen und ihre Vertreter von demselben Bewusstseinszustand ausgehen. So betont der Zen-Buddhismus, dass die Subjekt-Erfahrung nicht äußerlich vermittelt werden, sondern nur selbst erlebt werden könne.

Einzelne Bewusstseinszustände

Wachzustand

Wachbewusstes Erleben kann so unterschiedlich sein, dass eine einheitliche Definition nicht möglich ist. Die wesentlichen Eigenschaften zur Unterscheidung von anderen Bewusstseinszuständen sind ein meist sprachlich orientiertes, abstraktes Denken, eine hohe Handlungsfähigkeit, eine personale und soziale Identität, eine deutliche Trennung von Bewusstsein und Unbewusstem und eine mehr nach außen gerichtete Aufmerksamkeit. Das abstrakte Denken ermöglicht und erweitert viele kognitive Fähigkeiten. Dadurch wird die eigene Identität unentwegt in eine Beziehung zur Umwelt und zu den eigenen Vorstellungen gesetzt. Das Bewusstsein ermöglicht so ein sehr weit reichendes Planen der Lebensumstände, wodurch es auch ein wichtiger Vorteil im Kampf ums Überleben war.

Zudem werden im wachbewussten Zustand auch psychopathologische Krankheitsbilder wie Halluzinationen und Psychosen oder neurologische Krankheiten beobachtet, ohne dafür eigene Bewusstseinszustände zu beschreiben.

Schlaf/Tiefschlaf

Die schlafende Ariadne auf Naxos

Die Physiologie und der Verlauf des Schlafes sind heute sehr gut erforscht. Einzelne Schlafphasen werden mittels EEG unterschieden und sind auch bei fast allen Säugetieren und Vögeln nachweisbar. Der traumlose Schlaf ist für die betroffene Person praktisch ohne bewusste Wahrnehmung und damit ereignis- und zeitlos; eine Erinnerung daran ist gewöhnlich nicht vorhanden. Die Handlungsfähigkeit ist dabei eingeschränkt, jedoch nicht zwingend vollständig. Schlafwandler sind in Einzelfällen sogar ansprechbar und können antworten.

Für die Bedeutung des Schlafes gibt es mehrere Erklärungsansätze, wobei der naheliegendste schon von Schopenhauer erwähnt wird: „Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“ Der Körper, insbesondere die Skelettmuskulatur regeneriert sich, das Gehirn und seine Funktionen können sich erholen. Ebenso hat der Schlaf beim Menschen einen wichtigen Einfluss auf höhere kognitive Fähigkeiten, das Gedächtnis und auf das seelische Gleichgewicht.

Der Schlaf als wichtiges Phänomen im Leben der Menschen hat in der Mythologie vieler Kulturen eine reichhaltige Geschichte. Die Tatsache des regelmäßigen Verlustes der Kontrolle und der Identität kann tiefe Ängste hervorrufen und am Grundverständnis des Menschen rühren.

Traum

Jakobs Traum: Die Engelsleiter

Im gewöhnlichen Traumbewusstsein erlebt der Mensch die verschiedensten Szenarien, die aber zunächst kaum oder gar nicht reflektiert werden. Die Erlebnisse werden hauptsächlich bildlich erfahren, aber auch alle anderen Sinneswahrnehmungen und kognitive Fähigkeiten wie Sprache können erfahren werden. „Traumhandlungen“ können aktiv ausgeführt werden. Die Bandbreite an Gefühlen und Gemütszuständen ist sehr groß. Der wesentliche Unterschied zum Wachbewusstsein liegt, neben diesen rein psychischen Traumerlebnissen, in der unterschiedlichen Ich-Wahrnehmung und Reflexion. Dieser „Rollenwechsel“ unterliegt keiner bewussten Kontrolle. Auch innerhalb der Szenarien erlebt der Träumer nur eine minimale oder gar keine Entscheidungsfreiheit.

Die Naturwissenschaft geht heute davon aus, dass das gesamte Traumgeschehen ein inner-psychischer Prozess ist, dessen Ursache, Notwendigkeit und Sinn aber noch nicht ausreichend geklärt sind. Da die Skelettmuskulatur während der Phase des REM-Schlafes maximal relaxiert ist, wird sie meistens als die typische Zeit des Träumens betrachtet. Tatsächlich ist es aber auch möglich, während aller anderen Schlafphasen zu träumen, und sogar die Tagträume im Wachzustand unterscheiden sich davon physiologisch kaum.

Hingegen weisen verschiedene Schulen der Psychologie, wie beispielsweise die Tiefenpsychologie, der Bearbeitung erinnerter Träume eine große Rolle für die psychische Gesundheit zu (vgl. Traumdeutung).

Klartraum

Eine Person kann im Traum ein reflexives Bewusstsein von der Traumsituation besitzen. Aristoteles beispielsweise beschreibt eine solche Situation als häufig:

„oft nämlich sagt einem, wenn man schläft, etwas in seinem Bewusstsein: Was dir da erscheint, ist nur ein Traum[2]

Léon d’Hervey de Saint-Denys publizierte 1867 anonym das Buch Les Rêves et les moyens de les diriger, das Techniken vorschlägt, in einer solchen Situation bewussten Träumens Kontrolle über den Verlauf des Traums auszuüben. In einem Aufsatz in einer psychologischen Fachzeitschrift von Frederik van Eeden von 1913 wird für diese Situation des reflexiv bewussten Traumes und ggf. der bewussten Kontrolle darüber der Ausdruck „luzides Träumen“ geprägt, der seither in Fachliteratur und vor allem Populärkultur gebraucht wird.[3]

Je nach Veranlagung und Übung kann angeblich die komplette „Traumwelt“ kontrolliert werden. Der einzige Unterschied zum Wachzustand sei dann die rein inner-psychische Wahrnehmung und Handlung. Auch hier werden verschiedene Stadien und Phasen unterschieden. Im einfachsten Fall werden die Traumerlebnisse nur besonders bewusst wahrgenommen. Die Wachheit und das Selbstbewusstsein unterscheiden sich dann angeblich nicht vom Wachzustand, eine Kommunikation mit der Umwelt ist eingeschränkt möglich.

In einigen Yoga-Schulen werden entsprechende Techniken kultiviert („Traumyoga“).

Buddhistische Traditionen sehen darin die Möglichkeit, sich des illusionären Charakters der Wahrnehmung insgesamt bewusst zu werden. Demnach soll es möglich sein, im wachbewussten Zustand ebenso zum „wahren“ Selbstbewusstsein zu „erwachen“ wie im Traum zum Klartraum.

Koma

Das tiefe Koma wird als das Gegenteil vom Wachbewusstsein angesehen. Wahrnehmung und Handlungsfähigkeit sind offenbar zum Erliegen gekommen. Es existiert kein Selbstbewusstsein, welches den Zustand reflektieren könnte. Im so genannten Wachkoma (apallisches Syndrom) ist der Patient scheinbar wach, reagiert aber nicht auf seine Umwelt. In allen komatösen Zuständen kann eine elektrische Aktivität des Gehirns überwiegend im Delta-Bereich bei 0,5 Hz bis 4 Hz gemessen werden; sobald diese erlischt, spricht man vom Hirntod, der von den meisten Fachleuten als der Tod des Menschen angesehen wird. Diese Annahme ist jedoch in der Öffentlichkeit umstritten.

Quellenangaben

  1. Brinkmann, K. (2005). Consciousness,self-consciousness and the modern self. History of the Human Sciences 2005; 18; 27.
  2. Aristoteles: De insomniis (Über die Träume) III, 462a, hier nach der Übersetzung von Eugen Dönt in: Aristoteles: Kleine naturwissenschaftliche Schriften, Reclam, Stuttgart 1997, S. 127.
  3. Vgl. F. v. Eeden: A Study of Dreams. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 26 (1913), S. 431–461.

Literatur

  • Dirk Hartmann: Philosophische Grundlagen der Psychologie. WBG, Darmstadt 1998 ISBN 3-534-13887-2
  • Stephan Matthiesen und Rainer Rosenzweig (Hrsg.): Von Sinnen. Traum und Trance, Rausch und Rage aus Sicht der Hirnforschung. mentis Verlag, 2007, ISBN 978-3-89785-572-4.
  • Ernst Pöppel: Grenzen des Bewusstseins. Frankfurt 2000, ISBN 3-458-34427-6.

Weblinks

  • Joachim Funke: Bewusstsein, Skriptum (Lecture Notes als Präsentationsfolien, PDF-Datei), Hauptseminar im SS 2003, Psychologisches Institut, Universität Heidelberg 2003.
  • Torsten Passie: Bewusstseinszustände - Grundinformationen über veränderte Bewusstseinszustände
  • Jürgen W. Kremer: Trance als multisensuelle Kreativitätstechnik. In: P. Luckner (Hg.): Multisensuelles Design. Eine Anthologie, University Press of Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design, Halle 2003, S. 591-620.

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