Angraecum



Angraecum

Angraecum sesquipedale

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Vandeae
Untertribus: Angraecinae
Gattung: Angraecum
Wissenschaftlicher Name
Angraecum
Bory

Die Gattung Angraecum aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae) besteht aus etwa 210 Arten. Die Pflanzen wachsen meist epiphytisch, sie kommen im tropischen Afrika, auf Madagaskar und weiteren Inseln im Indischen Ozean vor. Gelegentlich werden sie als Zierpflanzen kultiviert, sie bringen überwiegend weiß gefärbte Blüten hervor.

Beschreibung

Angraecum eburneum var. longicalcar

Die Angraecum-Arten besitzen eine monopodial wachsende, selten verzweigte Sprossachse. Diese kann gestaucht sein oder längere Internodien bilden, aufrecht oder herabhängend wachsen. Im unteren Bereich finden sich lange, von Velamen umhüllte Luftwurzeln. Die Blätter sitzen zweizeilig am Spross und sind von diesem durch ein Trenngewebe abgesetzt. Der Blattgrund umfasst den Spross so, dass dieser vollständig von den Blattbasen verhüllt wird. Sie entfalten sich conduplikat, die Mittelrippe tritt deutlich hervor. Die Form der Blätter ist oft lanzettlich mit ledriger Textur. Bei einigen Arten sind die Blätter sukkulent und im Querschnitt rund oder v-förmig. Die Blattspitze ist eingezogen, so dass zwei ungleiche Lappen entstehen.

Die Blüten stehen einzeln oder zu mehreren in traubigen oder wenig verzweigten Blütenständen. Eine einzelne Pflanze kann gleichzeitig mehrere Blütenstände hervorbringen. Die vorherrschende Blütenfarbe ist weiß, cremefarben, gelblich und grün, häufig duften die Blüten. Es gibt Arten mit resupinierten Blüten (durch Drehung des Fruchtknotens), bei anderen steht die Lippe oben. Die Blütenblätter sind nicht miteinander verwachsen, weit ausgebreitet bis zurückgeschlagen, bis auf die Lippe sind sie einander ähnlich geformt. Die ungelappte (selten undeutlich dreilappige) Lippe bildet an ihrer Basis einen Sporn. Er ist mit Nektar gefüllt und kann die restliche Blüte an Länge übertreffen. An der Basis sind die Seiten der Lippe hochgeschlagen und umfassen die Säule. Diese trägt auf der Unterseite die etwas eingesenkte Narbe und am Ende das Staubblatt. Seitlich des Staubblatts bildet die Säule zwei Lappen (Klinandrium), in deren Mitte das kurze Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) sitzt. Die beiden Pollinien sind über Stielchen mit einer gemeinsamen oder zwei separaten Klebscheiben (Viscidium) verbunden.

Die Chromosomenzahlen betragen für verschiedene Arten 2n=38, 40, 42, 46, 48 oder 50.[1]

Verbreitung

Die Arten der Gattung Angraecum sind im tropischen Afrika, in Madagaskar, auf den Komoren, Réunion, Mauritius, den Seychellen sowie Sri Lanka verbreitet.

Auf Réunion wurde beobachtet, dass die Blüten der auf Réunion und Mauritius endemischen Art Angraecum cadetii durch eine zum Zeitpunkt der Beobachtung noch nicht benannte Art der Gryllacrididae bestäubt werden; dies war der erste Nachweis einer Bestäubung durch Vertreter der Springschrecken.[2]

Systematik und botanische Geschichte

Angraecum distichum

Die Gattung Angraecum wurde 1804 von Jean Baptiste Bory de Saint-Vincent aufgestellt.[3] Er bildete den Namen Angraecum von dem malaiischen Wort „angrek“, welches in Südostasien verschiedene Orchideen bezeichnet. Die von Bory zuerst beschrieben Art ist Angraecum eburneum.

Die Gattung Angraecum zählt zur Tribus Vandeae, nach dieser Gattung wurde die Subtribus Angraecinae benannt. Angraecum ist nicht monophyletisch und enthält zahlreiche nicht besonders nah verwandte Gruppen.[1] Garay stellte 1973 eine Unterteilung der Gattung in Sektionen vor, die häufig genutzt wird.

Intergenerische Hybriden

Folgende intergenerische Hybriden mit Angraecum werden bei der Royal Horticultural Society gelistet[4]

  • xAngrangis (Angraecum x Aerangis)
  • xAngranthes (Angraecum x Aeranthes)
  • xAngraecyrtanthes (Angraecum x Aeranthes x Cyrtorchis)
  • xAngranthellea (Angraecum x Aeranthes x Jumellea)
  • xAngraecentrum (Angraecum x Ascocentrum)
  • xCeratograecum (Angraecum x Ceratocentron)
  • xAngraeorchis (Angraecum x Cyrtorchis)
  • xEurygraecum (Angraecum x Eurychone)
  • xNeograecum (Angraecum x Neofinetia)
  • xAngreoniella (Angraecum x Oeniella)
  • xPlectrelgraecum (Angraecum x Plectrelminthus)
  • xAngraecostylis (Angraecum x Rhynchostylis)
  • xSobennigraecum (Angraecum x Sobennikoffia)
  • xTubaecum (Angraecum x Tuberolabium)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Barbara S. Carlsward, W. Mark Whitten, Norris H. Williams, Benny Bytebier: Molecular phylogenetics of Vandeae (Orchidaceae) and the evolution of leaflessness. In: American Journal of Botany. Jg 93, Nr. 5. Clumbus Oh 2006, S. 770–786. ISSN 0002-9122
  2. Claire Micheneau u.a.: Orthoptera, a new order of pollinator. In: Annals of Botany. online-Vorabveröffentlichung vom 11. Januar 2010, doi:10.1093/aob/mcp299
  3. J. B. Bory de Saint-Vincent: Voyage dans les Quatre Principales Îles des Mers d'Afrique. Bd 1. F. Buisson, Paris 1804, S. 359.
  4. Liste der Gattungen mit Angabe der Komponenten

Siehe auch

Literatur

  • Joyce Stewart: Angraecoid orchids. Species from the African region. Timber Press, Portland Or 2006. ISBN 0-88192-788-0
  • Isobyl la Croix, Phillip Cribb: Orchidaceae. In: Flora Zambesiaca. Jg 11, Nr. 2, 1998.

Weblinks

Commons: Angraecum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

World Checklist of Angraecum. In: The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew.