Strategien der Primaten gegen Raubtiere



Die Lebensweise der Primaten ist von einer konstanten Bedrohung durch natürliche Feinde geprägt, darunter Schlangen, Adler und Großkatzen.

In verschiedenen Regionen, wie dem kenianischen Amboseli Nationalpark und dem Beza Mahafaly auf Madagaskar, spielt die Prädation eine bedeutende Rolle bei der Regulierung der Primatenbestände.

Im Amboseli Nationalpark haben Grüne Meerkatzen beispielsweise mit einem aktiven Leoparden zu kämpfen, der in einem Jahr für bemerkenswerte 70 % der Todesfälle verantwortlich war. Ähnlich wird in Beza Mahafaly ein Viertel der Mausmakis-Population jährlich von Schleiereulen dezimiert. Diese Prädationsdrücke können das Wachstum und die Größe der Primatenbestände erheblich beeinflussen.

Primaten haben im Laufe der Evolution verschiedene Strategien entwickelt, um sich gegen ihre Fressfeinde zu verteidigen. Kleinere Primaten, wie nachtaktive Feuchtnasenaffen, neigen dazu, allein und heimlich nach Nahrung zu suchen, um sich vor Räubern zu verbergen. Im Gegensatz dazu bilden tagaktive Primaten Gruppen, um sich gegenseitig zu schützen. Diese Gruppen bieten nicht nur Wachsamkeit, sondern auch einen "Verdünnungseffekt", der die Wahrscheinlichkeit verringert, dass jedes Individuum zum Opfer eines Feindes wird.

Harpye ist ein großer Greifvogel
Die Harpye ist ein großer Greifvogel in den südamerikanischen Wäldern, der sich unter anderem von den kleinen Primaten ernährt

Ein weiterer Verteidigungsmechanismus besteht darin, dass Primatengruppen sich vereinen und potenzielle Fressfeinde vertreiben. Beispielsweise bilden Paviane und Rote Stummelaffen Männchengruppen, die wirksame Verteidigung gegen Raubtiere bieten. In einigen dokumentierten Fällen haben Paviane sogar Leoparden, ihre erbitterten Feinde, getötet.

Die Größe der Gruppe spielt eine entscheidende Rolle, da größere Gruppen mehr Schutz bieten. Arten wie Paviane, die größere Risiken am Boden ausgesetzt sind, bilden starke Verbände von mindestens 30 Tieren. Im Gegensatz dazu schließen sich baumlebende Meerkatzen nur zu Horden von etwa 20 Tieren zusammen. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass verschiedene Primatenarten gemeinsam auf Nahrungssuche gehen, um die Sicherheit in der Gruppe zu erhöhen.

Um das Risiko von Raubtierangriffen zu minimieren, meiden Paviane manchmal nahrungsreiche Gebiete, während baumlebende Primaten hoch oben in den Baumkronen nach Futter suchen. Selbst die Paviane, die oft am Boden unterwegs sind, bleiben in der Nähe von hohen Bäumen oder Felswänden, um im Notfall vor Raubtieren zu flüchten.

In Situationen, in denen Gefahr unausweichlich ist, zeigen Primaten hohe Wachsamkeit und kommunizieren über spezielle Warnrufe. Grüne Meerkatzen haben beispielsweise unterschiedliche Rufe für Großkatzen, Adler und Schlangen. Die Reaktionen auf diese Warnrufe reichen von Flucht auf Bäume bis zum Suchen von Schutz im Gebüsch oder dem stehenden Verharren auf den Hinterbeinen, um den Boden genau zu beobachten.

Insgesamt demonstrieren die Primaten durch ihre vielfältigen Strategien eine bemerkenswerte Überlebenskunst im Tierreich, angepasst an die ständige Bedrohung durch räuberische Feinde.

Literatur

Fleagle J. G. 1988. Primate Adaptation and Evolution. Academic Press, Inc. New York.

Cheney D. L. and Wrangham R. W. 1987. Predation. In: B. B. Smuts, D. L. Cheney, R. M. Seyfarth, R. W. Wrangham, and T. T. Struhsaker (eds.) Primate Societies. University of Chicago Press

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