Die Marmorkatze (Pardofelis marmorata) ist eine kleine wilde Katze Südostasiens. Sie ist mit dem kleinen Nebelparder (Neofelis nebulosa) verglichen worden, da beide ein auffällig marmoriertes Muster auf ihrem Fell tragen, eine Kombination aus großen, unregelmäßig geformten dunklen Flecken mit schwarzem Rand.

Aussehen

Die Hintergrundfarbe des Fells reicht von bräunlich grau bis rötlich braun. Es hat schmale, längs verlaufende schwarze Streifen auf Kopf, Hals und Rücken. Das Fell ist an der Unterseite dick und weich, von leicht grauer bis weißer Farbe mit schwarzen Punkten.

Der Kopf ist kurz und runder als bei anderen Katzen und hat eine breite Stirn und ist mit drei dunklen Streifen auf jeder Seite versehen. Die Pupillen der Augen sind groß und braun. Die Rückseiten der kurzen, gerundeten Ohren sind schwarz mit einem grauen Streifen. Die Beine der Marmorkatze sind relativ kurz und an den Pfoten hat sie breite Fußpolster. Sie erreicht etwa die Größe einer großen Hauskatze, jedoch ist der Schwanz sehr lang und buschig. Er ist etwa dreiviertel so lang wie der Körper, mit stumpfen Punkten und einer schwarzen Spitze.

Man glaubt, dass die Marmorkatze ein reiner Waldbewohner ist, der auf den Bäumen Jagd auf Eichhörnchen, Fledermäuse, Vögel, Reptilien, Frösche und Insekten macht. Diese Annahme wird von der Struktur ihrer Füße, von der Länge ihres Schwanzes und den kurzen Gliedern gestützt, die keinerlei Anpassung an ein Leben auf dem Boden zeigen. Wie der größere Nebelparder hat die Marmorkatze doppelte Klauenscheiden an ihren breiten, beweglichen Pfoten. Wenn die Marmorkatze sitzt, steht oder liegt nimmt sie den Kopf leicht zurück und krümmt ihren Rücken. Marmorkatzen sind nachtaktiv und äußerst flinke Kletterer. Oft ist sie als Gegenstück aus der Alten Welt zur zentral- und südamerikanischen Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) betrachtet worden.

Wegen ihrer Größe wurde die Marmorkatze über Jahrzehnte wie selbstverständlich den Kleinkatzen zugeordnet. Erst moderne DNA-Analysen kamen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Marmorkatze möglicherweise viel näher mit den Großkatzen (Löwe, Tiger usw.) verwandt ist, vielleicht sogar dem Bindeglied zwischen Klein- und Großkatzen nahesteht. Neuerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass die Marmorkatze mit den Luchsen (Lynx) verwandt sein könnte.

Eurasischer Luchs (Lynx lynx) mit Nachwuchs
Marmorkatze, Danum Valley Conservation Area, Borneo.

Verbreitung

Einst konnte man die Marmorkatze in einer Vielzahl bewaldeter Lebensräume in ganz Südostasien antreffen, von den Ausläufern des Himalaya bis nach Malaysia, Borneo und Sumatra. In letzter Zeit kann die zurückgezogen lebende Marmorkatze immer seltener in der Wildnis beobachtet werden. Als Katze, die hauptsächlich den tropischen Regenwald bewohnt, weiß man nur sehr wenig über ihre Anforderungen an den Lebensraum. Obwohl die Marmorkatze in Indien und Thailand geschützt wird, gibt es aus diesen Ländern keine Daten über ihre Anzahl und Fortpflanzungsgewohnheiten. Wegen ihrer Seltenheit gibt es wenig Hinweise darauf, ob diese Katzen für das Pelzgewerbe gejagt werden oder nicht.

Fortpflanzung

Auch in Zoos ist die Marmorkatze recht selten, da sie sich in Gefangenschaft offensichtlich selten paart. In der Vergangenheit konnte ein einziger Zoo Zuchterfolge melden, doch handelte es sich nur um ein einziges Paar, das Nachwuchs hatte, und der musste von Menschen mit der Flasche aufgezogen werden. Nach einer Tragzeit von ungefähr 81 Tagen bringt die Mutterkatze ein bis vier Marmorkätzchen zur Welt, die bei der Geburt 100 - 115 g wiegen. Ihre erst anliegenden Ohren stellen sich nach fünf Tagen auf und nach vierzehn Tagen öffnen die jungen Marmorkatzen die Augen. Im Alter von 21 Monaten ist die Marmorkatze geschlechtsreif. Ihre Lautäußerungen sind grundsätzlich ähnlich denen von Hauskatzen, obwohl das Miauen eher dem Zwitschern eines Vogels ähnelt. Außerdem schnurrt die Marmorkatze nur selten. In Gefangenschaft haben Marmorkatzen ein Alter von 12 Jahren erreicht.

Über ihre Bestandszahlen in der Wildnis ist praktisch nichts bekannt, möglicherweise sind Marmorkatzen nie recht zahlreich gewesen. Da ihr Lebensraum der tropische Regenwald ist, sind sie stark von dessen Abholzung betroffen, so wie es zur Zeit überall in Südostasien geschieht. Die Marmorkatze ist nur in Teilen ihres Verbreitungsgebietes gesetzlich geschützt. Die Organisation des Washinghtoner Artenschutzabkommens listet die Marmorkatze in Anhang I. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft sie als "Vulnerable" (gefährdet) ein.


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