Die Sandkatze (Felis margarita) oder Wüstenkatze ist eine kleine Wildkatze, die an ein Leben in extrem trockenen Wüstengebieten angepasst ist. Das Epitheton »margarita« geht auf Capitaine Jean-Auguste Margueritte (1823–1870) zurück, der um 1850 unter französischer Flagge in Algerien stationiert war.

Der französische Naturforscher Victor Loche (1806–1863) nahm 1855/56 an einer Expedition zur Erkundung der Provinz Ouargla in der nördlichen Sahara teil. Dabei entdeckte er die Sandkatze, die bis dato in Europa unbekannt war. Der Leiter der Expedition war jener Capitaine Margueritte, zu dessen Ehren V. Loche der Sandkatze den wissenschaftlichen Namen Felis margarita gab.

Aussehen

Die Sandkatze ist ein echter Wüstenbewohner. Das Fell der Sandkatze fügt sich mit seinen Farben perfekt in die Umgebung ein. Aus etwas weiterer Entfernung scheint es, dass es buchstäblich mit dem sandigen Hintergrund ihres Lebensraums verschmilzt. Die Farbe des Fells reicht von fahlem Sandbraun bis zu Hellgrau, wobei der Rücken dunkler gefärbt ist als das Fell auf der Bauchunterseite. Auf jeder Wange verläuft ein rötlicher Streifen, der an den Ecken der Augen seinen Anfang nimmt. Die Farben der unteren Hälfte des Gesichts sowie der Brust reichen von weißlich bis Gelbfarben. Die gelbbraunen bis rötlichen Ohren haben schwarze Spitzen, ebenso wie der Schwanz, der kurz vor dem Ende zusätzlich einige schwarze Ringe aufweist. An den Flanken laufen blasse Streifen herab, die jedoch meist nur sichtbar werden, wenn die Sandkatze die Beine streckt. Der breite Kopf hat große Augen, die etwas weiter vorne und weniger seitlich als bei anderen Katzen sitzen. Die sich zur Spitze hin stark verjüngenden, großen Ohren der Sandkatze sitzen recht weit unten. Mit ihrem sehr guten Gehör ist die Sandkatze perfekt an ihre Umwelt angepasst, wo Beute oft sehr rar ist. Eine weitere Adaption an ihren wüstenhaften Lebensraum ist das lange, dichte Haar an den Sohlen der Pfoten, das es der Sandkatze wegen der guten Isolierung ermöglicht, auf heißem Sand ebenso gut wie über lockeres Gestein zu laufen. Die Sandkatze hat während ihrer Evolution ein dichtes Fell entwickelt, das in der Wüste ebenso gut gegen große Hitze während des Tages wie gegen die Kälte der Nacht schützt.

Die Sandkatze ist ein naher Verwandter der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris), doch ganz anders als diese bevorzugt sie sehr trockenes, sandiges oder steiniges Terrain mit Sträuchern und Büschen. In Arabien werden sie gelegentlich auch in ausgesprochen felsigen Gebieten beobachtet. Ihr Lebensraum erstreckt sich über die gesamte Sahara, von Marokko und Mauretanien im Westen bis nach Ägypten und den Sudan im Osten. In vielen weiteren Regionen der Sahara, die als Lebensraum für die Sandkatze ebenfalls geeignet wären, konnte sie jedoch noch nicht beobachtet werden und es gibt keine Anzeichen ihrer Anwesenheit. Möglicherweise hängt dies aber nur damit zusammen, dass die Sandkatze gut getarnt und in ihrem Lebensraum praktisch unsichtbar ist.


Sandkatze - Felis margarita
Sandkatze (Felis margarita)
Sandkatze (Felis margarita)
Sandkatze (Felis margarita)

Sandkatzen sind schlechte Kletterer und Springer, dafür können sie mit ihren Pfoten hervorragend im Sand graben. Dies ist auch notwendig und von Vorteil, z.B. beim Bau der Wohnhöhlen oder beim Graben im Sand oder lockeren Gestein nach Nagetieren. Ihre Krallen sind nicht sehr scharf, denn es gibt nur wenig Gelegenheiten in der Wüste, sie zu schärfen. Wenn die Sandkatze offene Räume überquert, nimmt sie eine geduckte Haltung ein und schleicht auf gebeugten Beinen. Die weit unten und durch den breiten Kopf weit auseinander liegenden Ohren ermöglichen es der Sandkatze ihre Beute zwischen Felsen aufzuspüren, ohne sich selbst dabei zu sehr zu enttarnen. Da die trockene, heiße Luft der Wüste Geräusche förmlich absorbiert, müssen die Ohren der Sandkatze in der Lage sein, auch leise Geräusche der Beutetiere zu orten. Die Sandkatze macht Jagd auf Renn-, Spring- und Wühlmäuse, Hasen, Vögel, Reptilien, große Spinnen und Insekten, wobei letztere hauptsächlich zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs dienen. Natürliche Feinde der Sandkatze sind Giftschlangen, Schakale und große Raubvögel.

Unter den nomadischen Beduinen der Sahara hat die Sandkatze den Ruf, eine geschickte Schlangenjägerin zu sein. Dabei macht sie auch nicht vor giftigen Sand- und Hornvipern halt. Die Methode dabei ist sehr originell: Sie betäubt die Giftschlangen mit schnellen Trommelschlägen auf den Kopf, um sie dann mit einem Biss in den Nacken zu töten. Große Beute, die nicht auf einmal gefressen werden kann, vergräbt sie im Sand um später zurück zu kehren und den Rest zu verzehren.

Als nachtaktive Katze verbringt die Sandkatze die heißesten Stunden des Tages in einem Bau, den sie vorher in einer Sanddüne oder unter einem Strauch ausgehoben hat. Gelegentlich wurden Sandkatzen tagsüber außerhalb ihrer Verstecke auf dem Rücken liegend beobachtet. Dieses Verhalten dient wahrscheinlich der Regulierung der Körpertemperatur. Die Bauten der Sandkatzen werden oft von verschiedenen Individuen genutzt, jedoch nie zum selben Zeitpunkt. Bevor die Sandkatze bei Einbruch der Dunkelheit ihren Bau verläßt, verharrt sie erst einmal am Eingang und inspiziert ca. 15 Minuten das umliegende Gelände auf mögliche Gefahren. Die Sandkatze jagt die ganze Nacht über und legt dabei eine Strecke von durchschnittlich 5,4 Kilometern zurück. Wenn die Sandkatze in der Morgendämmerung zu ihrem Bau zurückkehrt, nimmt sie wie vor dem Verlassen eine ähnlich vorsichtige Haltung ein. Sie betritt den Bau erst, wenn sie sicher ist, dass er frei ist.

Die ersten Feldstudien über die kleinen Sandkatzen wurden in Israel durchgeführt. Dabei machten die Biologen die Erfahrung, dass es auf sandigem Untergrund äußerst schwierig ist, den Spuren der Sandkatzen zu folgen. Der Pelz auf den Sohlen ihrer Pfoten verhindert nicht nur, dass sie in weichem Sand einsinken, sondern macht auch ihre Fährten fast unsichtbar. Wenn die Wissenschaftler nachts den Lichtkegel einer Lampe auf Sandkatzen richteten, duckten sie sich auf den Boden und schlossen die Augen, so dass diese das Licht nicht reflektierten. Dieses Verhalten macht es zusammen mit ihrer ausgezeichneten Felltarnung und den kaum erkennbaren Spuren im Sand sehr schwer, sie in freier Wildbahn zu beobachten. Obendrein verscharren sie ihren Kot im Sand, was es erschwert, Daten über ihre Nahrung zu sammeln. Die Territorien der Männchen überlappen sich teilweise und sind bis zu 16 km² groß.

Sandkatzen sind Einzelgänger und die verstreuten Populationen bestehen oft nur aus wenigen Tieren. Ihr Paarungsruf ist laut, klingt ähnlich wie das Bellen kleiner Hunde und ermöglicht in Kombination mit dem ausgezeichneten Gehör, dass sich die Geschlechter auch über weite Distanzen hinweg finden. Andere Lautäußerungen der Sandkatze bestehen aus Knurren, Zischen, weinerlichen Tönen, Schreien und aus Schnurren, das dem der Hauskatzen gleicht. Auch Körperpflege und Verteidigungsverhalten ist dem der Hauskatzen genau so ähnlich wie das Graben mit den Vorderpfoten in sandiger Erde.

Fortpflanzung

Fortpflanzungszeit ist von März bis April. Nach einer Tragzeit von 60 - 69 Tagen werden einmal jährlich ein bis fünf Jungtiere in einem Bau oder zwischen Felsbrocken geboren. Das Gewicht beträgt bei der Geburt 50 - 60 g. Nach zwei Wochen öffnen sich die Augen der kleinen Sandkatzen, nach drei bis vier Wochen riskieren sie erste Erkundungen ins Gelände und nach fünf Wochen fressen sie erstmals feste Nahrung. Nach drei bis vier Monaten sind die jungen Sandkatzen vom Muttertier unabhängig und erreichen die Geschlechtsreife ungefähr im Alter von neun - vierzehn Monaten. In Gefangenschaft haben Sandkatzen ein Lebensalter von dreizehn Jahren erreicht.

Gefährdung

Wie bei den meisten kleinen Katzen sind die Zahlen der wildlebenden Sandkatzen unbekannt. Sie werden für den illegalen Tierhandel gefangen und immer noch von Sportschützen erlegt. Während den Bürgerkriegen in einigen Ländern ihres Verbreitungsgebiets scheinen Bomben und Feuer keinen Einfluß auf die Anzahl der Tiere gehabt zu haben. Doch das Eindringen von Soldaten und Söldnern, die auf alles schießen, was sich bewegt, hat seinen Tribut gefordert. Glücklicherweise sind Sandkatzen hauptsächlich nachtaktiv und schlafen während der meisten Stunden des Tages.

Anders als bei fast allen anderen wilden Tieren ist der angestammte Lebensraum der Sandkatze nicht bedroht, im Gegenteil. Das stetige Anwachsen der Wüsten sollte eigentlich von Vorteil für die Katzen sein. In Algerien scheinen die Menschen in Sandkatzen keine Gefahr für ihre Hühner zu sehen, offensichtlich werden sie dort auch nicht eingefangen und an skrupellose Tierhändler verkauft. Andererseits halten die Toubou-Nomaden, die nordwestlich des Lake Tschad leben, Sandkatzen für die schlimmsten Hühnerdiebe überhaupt, die sich auch nicht scheuen bei Anbruch der Abenddämmerung durch die Zeltlager zu streifen. Im Allgemeinen werden die Sandkatzen aber auch von den Toubou in Ruhe gelassen. Religiöse Traditionen wissen nämlich zu berichten, das die kleinen Katzen die Begleiter des Propheten Mohammed und seiner Tochter waren.

Einzig eine Unterart der Sandkatze (Felis m. scheffeli) aus Pakistan wird als stark gefährdet eingestuft und ist möglicherweise in der Wildnis schon ausgestorben. Es gibt wenig Informationen über den nationalen Schutzstatus der Sandkatze, jedoch ist bekannt, dass in acht Ländern die Jagd verboten ist. In weiteren 18 Ländern ihres Verbreitungsgebiets ist die Jagd entweder erlaubt oder es fehlen jegliche Informationen darüber. Abgesehen von der pakistanischen Unterart, die in Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommes geführt wird, sind alle anderen Unterarten der Sandkatze in Anhang II gelistet.

Einige Katzenforscher, wie Theodor Haltenorth (1910–1981) und Paul Leyhausen (1916–1998), sind der Ansicht, dass die asiatische Unterart Felis margarita thinobia aufgrund bestimmter Schädelmerkmale in eine selbstständige Art, Barchankatze (Felis thinobia), taxonomisch einzuordnen ist. Die asiatische und die afrikanischen Unterarten sollen sich in Anpassung an die extremen Lebensbedingungen in der Sandwüste unabhängig voneinander entwickelt haben. Es gilt aber die Auffassung, dass beide Formen derselben Abstammung und sie nur unterartlich verschieden sind.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

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