Die Borneo-Goldkatze (Catopuma badia) stellt ein Mysterium unter den asiatischen Katzen dar. Sie konnte von Biologen erst in jüngster Zeit beobachtet werden, und zwar als eine Kamerafalle Bilder lieferte, die man im Lanjak-Entimau Wildlife Naturpark installierte. Auch konnte mit diesen Fotos ihr Fortbestand bis in die heutige Zeit überhaupt bewiesen werden. Bis heute ist nichts über ihr Verhalten, ihre Fressgewohnheiten oder ihre Fortpflanzung bekannt. Die meisten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Art stammen von fünf Fellen und zwei Schädeln, die in naturhistorischen Museen in Europa lagern. Die Borneo-Goldkatze ist nahe mit der Asiatischen Goldkatze (Catopuma temminckii) verwandt, die in Südostasien weit verbreitet ist, jedoch nicht auf Borneo vorkommt.

Aussehen

Es scheint zwei unterschiedliche Farbvarianten des Fells zu geben, eine häufigere rötlich-braune und eine graue. Die Unterseite ist heller und mit dunklen Flecken versehen. Der Kopf ist durch die dunklen, abgerundeten Ohren und durch helle Streifen an der Wange charakterisiert. Am Bau der Zähne unterscheiden sie sich von allen anderen Katzen insofern, als dass der erste obere Prämolar kleiner und abgerundeter ist und nur eine Wurzel besitzt.

1992 wurde eine erwachsene, weibliche Borneo-Goldkatze (Catopuma badia) in das Sarawak Museum gebracht, zwar noch lebend, aber dem Tode ziemlich nah. Tatsächlich starb die Katze auch bald darauf, da das Tier anscheinend von einheimischen Fallenstellern gefangen und für einige Monate in Gefangenschaft gehalten wurde. Das Exemplar bot erstmals die Gelegenheit, die Spezies Catopuma badia als Ganzes zu betrachten.

Im Dezember 1998 veröffentlichte das BBC-Wildlife magazine das erste Foto einer lebenden, gesunden Borneo-Goldkatze. Sie sah der anderen asiatischen Goldkatze (Catopuma temmincki) sehr ähnlich und man vermutet, dass beide eng miteinander verwandt sind. Die Katze wurde gewogen, vermessen, fotografiert, entwurmt und anschließend wieder in den Regenwald entlassen.

Die Borneo-Goldkatze (Catopuma badia) hat ungefähr die Größe einer (großen) Hauskatze und ein einfarbiges, dunkel-kastanienbraunes Fell mit schwarzen Flecken sowie mit Tupfern an der etwas helleren, goldbraunen Unterseite, als auch an den Gliedmaßen. Der kurze, runde Kopf ist von dunklem, gräulichem Braun und hat zwei dunkle Streifen, die an den Ecken der Augen beginnen. Auf der Rückseite des Kopfes befindet sich eine dunkle, einem »M« gleichende Fellzeichnung. Die Rückseiten der kurzen, leicht gerundeten Ohren sind von dunkelgrauer Farbe. Die Unterseite des Kinns ist weiß und es verlaufen zwei unscheinbare braune Streifen über die Backen. Ihr langer, sich zur Spitze hin verjüngender Schwanz hat entlang der Unterseite einen gelblichen Streifen der zur Spitze hin ganz weiß wird und mit kleinen schwarzen Punkten besetzt ist. Die Proportionen des Körpers und der sehr lange Schwanz verleihen der Borneo-Goldkatze ein Aussehen, das dem Jaguarundi (Herpailurus oder Puma yaguaroundi) aus Südamerika verblüffend gleicht.

Lebensraum

Auf Borneo gibt es sieben bis acht Regionen, in denen die Borneo-Goldkatze (Catopuma badia) vermutet wird. Dabei scheint der bevorzugte Lebensraum hoch zwischen Kalksteinformationen am Rande des Dschungels zu liegen, oder auch in hügeligen Wäldern bis 500 m Höhe oder tiefer gelegenen Arealen mit sumpfigen Gebieten. Schon frühe Naturforscher haben berichtet, dass die Borneo-Goldkatze nur in dicht bewaldeten Gebieten beobachtet werden kann. Wenigstens drei der bekannten Exemplare wurden an Flussläufen gesichtet, es ist jedoch nicht bekannt, ob die Borneo-Goldkatze eine Vorliebe für Gewässer hat oder ob diese Tatsache lediglich damit zu tun hat, dass man sie dort besonders leicht beobachten konnte, im Gegensatz zum sonst schwer begehbaren Terrain auf Borneo.

Bedrohungen

Gegenstand vieler Diskussionen war die Frage, ob die Borneo-Goldkatze (Catopuma badia) eine eigene Spezies ist, oder ob es sich um eine kleinere Inselform der Asiatischen Goldkatze (Catopuma temmicki) handelt. Eine Antwort gaben die Blutproben der 1992 ins Sarawak Museum gebrachten Katze. Sie bestätigen, dass die Borneo-Goldkatze tatsächlich eine eigene Art ist und aus eben diesem Grund ihr Fortbestehen aufs Höchste gefährdet ist.

Obwohl es auf Borneo nicht weniger als 25 Naturparks gibt (auf dem Papier), sind nur drei (!) lebende Tiere auch tatsächlich nachgewiesen worden, und die Angaben über Gesamtgröße der Population auf Borneo basieren lediglich auf Schätzungen. Diese überaus seltenen Katzen sind übrigens wie der Orang-Utan (Pongo) von dem immer weiter fortschreitenden Verlust ihres Lebensraums betroffen, der vor allem in der Rodung des Regenwalds zur Gewinnung von Tropenholz oder Palmöl für den Export nach Europa (insbesondere Deutschland) seine Ursachen hat. Die kaum bekannte Borneo-Goldkatze wird von der Organisation des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens auch wegen der nicht vorhandenen Daten über diese Spezies im Anhang II gelistet. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Katze als stark gefährdet (endangered) ein


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