Smilodontini (echte Säbelzahnkatzen)


Zu den Smilodontini gehört der berühmte Säbelzahn- „Tiger“ Smilodon, der im späten Pleistozän vor 1,5 Millionen Jahren bis vor 10.000 Jahren lebte. Die drei bekannten Arten waren in Amerika weit verbreitet.

Smilodon

Smilodon war eine stämmige Katze, mit kurzen, kräftigen Beinen und einem Stummelschwanz. Seine Eckzähne waren mit einer Länge von bis zu 18 cm die längsten aller echten Säbelzahnkatzen. Das südamerikanische Smilodon populator war die größte Art. Das ebenfalls in Südamerika beheimatete Smilodon neogaeus war Smilodon populator vermutlich sehr ähnlich oder es handelt sich sogar um ein und die selbe Art. Das bekanntere Smilodon fatalis fand man in ganz Nordamerika, im Pleistozän wanderte es von Nordamerika auch nach Südamerika ein. Smilodon fatalis wird manchmal in zwei Arten aufgeteilt: Smilodon californicus und Smilodon floridanus.


Smilodon im Museu de Ciències Naturals de València
Smilodon im Museu de Ciències Naturals de València

Skelett von Smilodon, ausgestellt im Chihuahuan Desert Museum
Skelett von Smilodon in aufrechter Position
Skelett von Smilodon in aufrechter Position


Das Smilodon wird aufgrund der Körperlänge und der Anpassung an seine natürliche Umwelt gewöhnlich mit dem modernen Löwen (Panthera leo) verglichen, aber sie waren robuster und und viel kräftiger. Smilodon fatalis und Smilodon populator waren rund eineinhalb bis zweimal schwerer als durchschnittliche Löwen mit rund 170 kg. Smilodon gracilis war der kleinste seiner Art und gleichzeitig der älteste. Er llebte vor ungefähr 2,5 Millionen Jahren, wog rund 80 kg und wurde im Osten der Vereinigten Staaten gefunden.


Smilodon, Gemälde von Charles R. Knight im American Museum of Natural History, New York City
Smilodon, Gemälde von Charles R. Knight (1874 - 1953) im American Museum of Natural History, New York

Jagdverhalten

Die Anatomie von Smilodon legt nahe, dass er eine auf Großwildjagd spezialisierte Großkatze war. Vermutlich lauerte die Katze ihrer Beute im Hinterhalt auf, da der robuste Körperbau nicht sonderlich gut für aktive Verfolgungsjagden ausgestattet war. Die meisten modernen Katzen haben Reißzähne, mit denen sie auch kleinere Knochen zerbeißen können. Die Zähne des Smilodons besaßen diese Fähigkeit nicht. Sie waren vollständig an das Aufreißen und Zerschneiden weichen Gewebes angepasst. Die Schulter- und Nackenmuskeln waren so angeordnet, dass sie der Katze einen kraftvollen, nach unten gerichteten Hieb mit dem massiven Kopf ermöglichten. Die Kiefer konnten einem Winkel von über 120° geöffnet werden und erlaubten so den mächtigen Eckzähnen, tief in den Körper des Opfers einzudringen. Die Eckzähne waren im Querschnitt oval, zum einen, um eine gewisse Stabilität zu gewährleisten, zum anderen aber auch um sicherzustellen, dass sie tief in das Fleisch des Opfers eindringen konnten. Die Säbelzähne waren entlang der hinteren Ränder gezackt und konnten dadurch das Fleisch der Opfer leichter durchbohren. Vermutlich machte Smilodon Jagd auf große, dickhäutige Pflanzenfresser, die sich langsam im bewaldeten Gelände bewegten. Gewiss verschmähten sie auch Aas nicht. Aus den pleistozänen Teergruben von La Brea in Los Angeles, USA, wurden mehr als 2.000 Smilodonskelette geborgen. Vermutlich wurde Smilodon durch sterbendes Großwild, das in die Gruben geraten war angelockt, um dann schließlich selbst darin zu verenden.


Abguss eines fossilen Smilodon-Skeletts. Rechts oben zum Größenvergleich der Schädel eines Höhlenlöwen (Panthera leo atrox), aufgenommen im North American Museum of Ancient Life

Es scheint wahrscheinlich, dass Smilodon ähnlich wie moderne Löwen in Familiengruppen lebte und möglicherweise auch in Rudeln jagte. Einige Fundstücke zeigen Anzeichen verheilter Knochenbrüche und deuten darauf hin, dass verletzte Tiere bis zu ihrer Genesung an der Beute teilhaben konnten und von den Rudelmitgliedern am Riß geduldet wurden. Ihr Aussterben scheint sich zeitlich mit dem Auftauchen weitläufigerer Grasebenen und dem Rückgang der dichten Wälder zu decken. Der Körper des Smilodon war nicht für lange Verfolgungsjagden gebaut und die offeneren Landschaften boten keine Deckung mehr, so wurden Angriffe aus dem Hinterhalt zunehmend schwieriger.

Megantereon

Megantereon war eine weitere Gattung von Katzen mit eindrucksvollen Eckzähnen, obgleich sie nicht sehr gut mit Fossilien belegt sind. Megantereon erreichte die Größe eines Jaguars (Panthera onca). Es lebte vor rund 3,0 bis 1,0 Millionen Jahren am Mittelmeer, von wo aus es sich über Afrika und Eurasien bis nach Nordamerika ausbreitete. Das kompletteste Skelett seiner Art wurde in Frankreich gefunden, einzigartig in seiner Vollständigkeit. Megantereon hatte sehr große Eckzähne im Oberkiefer, dafür saßen aber verhältnismäßig kleine Eckzähne im Unterkiefer.


Meganthereon Modell im Naturgeschichtlichen Museum in Basel
Rekonstruktion von Megantereon, einer Katzenart, die vor rund 3,0 bis 1,0 Millionen Jahren in Europa, Afrika und Nordamerika beheimatet war. Dieses Modell steht im Naturgeschichtlichen Museum in Basel.

Obwohl eindrucksvoll, hatten die Zähne eher die Größe und Form eines Dolches als die eines Säbels, daher wurde Megantereon und seine unmittelbaren Verwandten zu jener Katzengruppe mit dolchartigen Zähnen (engl. dirk-toothed) gestellt. Weiterhin kennzeichnet sie ein vorstehender Flansch am Unterkiefer. Aus den fossilen Belegen ist bis heute nur eine einzige Art bekannt, Megantereon cultridens, obgleich einige chinesische Fundstücke als Meganthereon nihowanensis bezeichnet werden. Die meisten Forscher sind der Ansicht, dass es sich bei Megantereon um einen direkten Vorfahren von Smilodon und anderer späterer Säbelzahnkatzen handelt.

Paramachairodus

Ebenfalls zu dieser Gruppe gehört Paramachairodus, obgleich über die Einordnung dieser Gattung viel diskutiert wird. Viele Arten, die früher Paramachairodus zugeordnet wurden, wurden zurück zu Pontosmilus gestellt und zu den Metailurini gestellt. Es wird angenommen, dass diese Tiere vor 20 - bis 9 Millionen Jahren lebten. Die beiden bekannten Arten sind Paramachairodus ogygia (Spanien) und Paramachairodus orientalis, plus das viel diskutierte Paramachairodus maximiliani.


Mauricio Anton, Alan Turner & F. Clark Howell. The Big Cats and Their Fossil Relatives: An Illustrated Guide to Their Evolution and Natural History. Columbia Univ Pr; Auflage: New Ed (3. Mai 2000)

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