Graugans-Teenager setzen auf soziale Netzwerke



Bio-News vom 06.09.2019

Sozialer Kontext in frühen Lebensphasen hat langfristige Auswirkungen auf Graugänse. Vernetzt zu sein ist nicht nur bei Menschen ein Muss. Ein Team um die Forschenden Didone Frigerio und Georgine Szipl von der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien untersuchte bei Graugänsen, wie sich die Eingliederung in die Gruppe auf die Physiologie, die aggressiven Auseinandersetzungen und die Fitness auswirkt. Fazit: Der soziale Kontext in frühen Lebensphasen hat langfristige Effekte auf die Tiere.

Die Gruppengröße bei Graugänsen variiert über den Jahresverlauf: Im Herbst schließen sich die Gänse zu einer großen Schar zusammen, zum Ende des Winters lösen sich die Paare zur Paarungszeit von der Schar und bleiben auch während und nach der Brutzeit zu zweit zusammen. Unverpaarte Tiere verbleiben hingegen in größeren Gruppen zusammen. Junge Graugänse müssen sich im Herbst mit Hilfe ihrer Eltern in die Winterschar integrieren. Diese große Gruppe bietet Schutz, aber es kommt auch vermehrt zu Aggressionen zwischen den Gruppenmitgliedern. Gruppenleben verursacht also auch Stress, und damit verbunden die erhöhte Ausschüttung von Corticosteron, dem Stresshormon von Vögeln.


Ein Graugans-Paar während der Brutzeit.

Publikation:


Szipl, G., Depenau, M., Kotrschal, K., Hemetsberger, J. & Frigerio, D.
Costs and benefits of social connectivity in juvenile Greylag geese
Scientific Reports

DOI: 10.1038/s41598-019-49293-9



Die Forscher beobachteten 44 ein- bis dreijährige Graugänse in verschiedenen Saisonen: während der Bildung der Schar im Herbst, am Ende des Winters zur Paarungszeit und während der kommenden Brutsaison und kamen zu interessanten Ergebnissen: Die Tiere waren in der Winterschar stärker vernetzt als während der Paarungs- und Brutzeit. Einjährige Gänse vernetzten sich stärker als zwei- und dreijährige jugendliche Tiere. Je größer die soziale Vernetzung zwischen den Vögeln war, desto höher war auch die Zahl der aggressiven Auseinandersetzungen und in der Folge auch die aus dem Kot gemessenen Stoffwechselprodukte des Stresshormons.

"Das könnte die Folge einer Rangordnung sein, die sich im Herbst und Winter zwischen den Gruppenmitgliedern bildet", erklärt Didone Frigerio. Da die Rangordnung in dieser Studie aber nicht erfasst wurde, vermuten die Forschenden als alternative Erklärung, dass die Positionierung innerhalb der Gruppe bereits sehr früh, also als einjährige Jugendliche, festgelegt wird.

"Die frühe Etablierung der Position innerhalb der Winterschar hat also vermutlich einen direkten und nachhaltigen Effekt, und die Rolle der Gans in der Gruppe während der folgenden Jahren könnte Resultat ihres anfänglichen Status sein", präzisiert Georgine Szipl, Erstautorin der Studie.

Darüber hinaus untersuchten die Wissenschafter den Zusammenhang zwischen sozialer Vernetzung während der frühen Entwicklung und reproduktivem Erfolg einige Jahre später.

"Wir fanden heraus, dass Gänse, die stärker vernetzt waren, früher Brutversuche unternahmen als weniger stark vernetzte Individuen. Und sie hatten einen höheren Bruterfolg, also mehr flügge Küken", so Szipl. Diese Untersuchung war dank der langjährigen Beobachtung der individuellen Lebensgeschichten möglich, die seit über 20 Jahren an der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau durchgeführt wird.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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