Citizen Science und der wertvolle Beitrag zur Verhaltensbeobachtung von Vögeln



Bio-News vom 10.05.2023

Langfristige Aufzeichnungen von Daten über das Verhalten von Tieren stellen für die Wissenschaft wichtige Quellen für die Entwicklung von neuen, überprüfbaren Hypothesen dar. Für die Erfassung solcher Langzeitdaten ist die Einbeziehung und Beteiligung von Bürgerwissenschafter*innen ein Gewinn für Wissenschaft und Gesellschaft.

Inwieweit die so erhobenen Daten auch verlässlich sind, hat ein Forschungsteam rund um Didone Frigerio von der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Verhaltens- und Kognitionsbiologie in Grünau im Almtal – einer Core Facility der Universität Wien – in einer Studie evaluiert.


Ziel der Studie von Didone Frigerio war es, unter anderem die Genauigkeit der von den Teilnehmenden gesammelten Daten in Abhängigkeit vom für die Erfassung verwendeten Instrument zu untersuchen und Informationen über das Verhalten der Graugänse zu gewinnen

Publikation:


Verena Puehringer-Sturmayr, Julia Rittenschober, Gudrun Gegendorfer, Sonia Kleindorfer and Didone Frigerio
Assessing quality of contributions to avian monitoring by non-scientists: a case study on individually banded wild birds
Environmental Research Letters (2023)

DOI: 10.1088/1748-9326/acd073



Die Ergebnisse wurden aktuell in der renommierten Fachzeitschrift ERL -Environmental Research Letter veröffentlicht. Gemeinsam mit freiwilligen Bürgerwissenschafter*innen untersuchte das Team die räumliche Verteilung dreier Modellvogelarten (Graugänse, Waldrappe und Kolkraben) und evaluierte dabei die Genauigkeit der von den Freiwilligen erhobenen Daten.

Citizen Science (Bürgerwissenschaft) ist eine Methode, interessierte Freiwillige in den wissenschaftlichen Prozess einzubinden und idealerweise eine Win-Win-Situation für beide Seiten zu schaffen: einerseits den Profi-Forschenden den Zugriff auf Langzeit-Datensätze und andererseits den Freiwilligen einen aktiv-partizipativen Einblick in die Wissenschaft zu ermöglichen. Auf einen solchen Citizen Science-Ansatz griff auch das Team rund um Verhaltensbiologin Didone Frigerio für die Verhaltensbeobachtung von Graugänsen, Waldrappen und Kolkraben zurück: In den letzten Jahren involvierte es mehr als 2000 freiwillige, nicht-wissenschaftliche Forschenden in die Datengewinnung und sorgte so für die Generierung von Langzeitdatensätzen, die von großem Wert für die Dokumentation von biologischen Veränderungen sein können.

Citizens als Scientists

Drei Jahre lang hatten insgesamt 21 regionale Schulklassen und Forschenden des Cumberland Wildparks in Grünau, Oberösterreich, die Gelegenheit, sich am Monitoring des Raum-Zeit-Verhaltens der 3 Vogelarten zu beteiligen, indem sie die Sichtungen der individuell markierten Tiere sammelten und dokumentierten. Da die Datenerfassung zumindest für die Graugans mit zwei verschiedenen Instrumenten (analog – mit Stift und Papier oder digital – über ein App) erfolgte, konnte auch dieser Parameter in die Beurteilung der Genauigkeit der erhobenen Daten einbezogen werden. Für Projektleiterin Didone Frigerio ist in der Verhaltensbiologie allerdings die Kontrolle der Übereinstimmung der Beobachtungen besonders wichtig: "Das wird besonders relevant, wenn man mit nichtwissenschaftlichen Freiwilligen und sogar mit Schulklassen arbeitet." Ziel der Studie war es, unter anderem die Genauigkeit der von den Teilnehmenden gesammelten Daten in Abhängigkeit vom für die Erfassung verwendeten Instrument zu untersuchen und Informationen über das Zeit-Raum-Muster der Graugänse zu gewinnen.

Forschende als Forschenden

Hinsichtlich der räumlichen Häufigkeit der Graugänse zeigte die Auswertung durch das Forschungsteam, dass die zwei verschiedenen Methoden der Datenerfassung unterschiedliche Ergebnisse lieferten – so wurden mehr Sichtungen bei Verwendung der App registriert. In Bezug auf die räumlichen "Hotspots" der Graugänse hingegen erbrachten beide Instrumente zur Datenerfassung ähnliche Ergebnisse. Die Genauigkeit der Daten variierte je nach Schwerpunktart und Aufgabe – so lag die korrekte Erkennung der individuellen Markierung der Vögel zwischen 12,5 % (Waldrapp) und 100 % (Graugans). Von den drei untersuchten Vogelarten wurden die bodenlebenden Graugänse im Vergleich zu den baumbewohnenden und fliegenden Waldrappen bzw. Kolkraben am häufigsten beobachtet. Darüber hinaus zeigten Graugänse Unterschiede in ihrer Abundanz zwischen verschiedenen Standorten sowie Präferenzen für bestimmte räumliche Hotspots innerhalb des Untersuchungsgebiets, jedoch nicht in Bezug auf ihre Brutstatus (mit/ohne Nest).

Das Projekt wurde dank der Förderung vom OeAD-Programm Sparkling Science sowie vom FFG-Programm Bridge finanziert. Unter den Schulklassen, die sich teilweise über einen längeren Zeitraum am Projekt beteiligten, erhielt die Volksschule Grünau sogar das "Young Science Gütesiegel". "Die Citizen Science Landschaft ist in Österreich und allgemein im deutschen Sprachraum sehr lebendig und rege um Kommunikation und Austausch bemüht, auch dank der Plattform 'Österreich forscht'", meint Didone Frigerio. "Allgemein zeigt unsere Studie, dass Citizen Science-Daten zur Entwicklung eines robusten Modells der räumlichen Muster und der Abundanz unserer Vogelarten verwendet werden können – aber auch, dass die Auswirkungen der Zusammenarbeit weit über das Projektende spürbar bleiben."


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Wien via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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