Strickleiternervensystem

Datei:Strickleiternervensystem.svg
Schematischer Aufbau eines typischen Strickleiternervensystems

Ein Strickleiternervensystem (auch: metameres Nervensystem) ist ein Nervensystem, das aus mehreren segmental angeordneten Ganglienpaaren besteht. Die intrasegmental verbundenen „Sprossen“ werden dabei als Kommissuren, die intersegmentalen „Holme“ links und rechts als Konnektive bezeichnet.

Diese in der Regel ventral liegenden Nervensysteme, die daher auch als Bauchmark bezeichnet werden, sind typisch für mehrere Tierstämme der Urmünder (Protostomia), insbesondere für die

Jedes Segment des Körpers enthält zwei Ganglien oder ein aus den beiden zusammengewachsenes Fusionsganglion, das insbesondere zur Steuerung der Organe dieses Segments dient. Im Kopfbereich sind zudem meist mehrere Ganglien zu einem Oberschlundganglion (Cerebralganglion) verschmolzen, das bei Gliederfüßern und Bärtierchen auch als Gehirn bezeichnet wird und übergeordnete Funktionen wahrnimmt.

Bedeutung des Strickleiternervensystems für die Taxonomie

Die evolutionäre Entstehung des Strickleiternervensystems ist noch nicht vollständig geklärt. Das Nervensystem der Weichtiere kann vielleicht – wie das ansatzweise ausgebildete Bauchmark der Käferschnecken zeigt – entwicklungsgeschichtlich auf ein Strickleiternervensystem zurückgeführt werden und wäre dann bei der gemeinsamen Stammart der Lophotrochozoen (Weichtiere, Ringelwürmer etc.) und der Ecdysozoa (Gliederfüßer, Fadenwürmer etc.) entstanden. Bei einigen Angehörigen dieser Gruppen müsste es dann nachträglich durch eine andere Form des Nervensystems ersetzt worden oder verloren gegangen sein. Handelt es sich jedoch bei dem Nervensystem der Weichtiere um ein unabhängig davon entstandenes Nervensystem, würde das Strickleiternervensystem die Zusammenfassung des klassischen Taxons der Gliedertiere (Articulata) mit den Ringelwürmern, Bärtierchen, Stummelfüßern und Gliederfüßern untermauern. Aus diesem Grund gilt es als eines der wichtigsten Argumente für die Vertreter der „Gliedertier-Theorie“.

Quellen

  • V. Storch, U. Welsch, Kükenthal - Zoologisches Praktikum, 24. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin, 2002.

Weblinks

Die News der letzten Tage

28.03.2023
Mikrobiologie | Physiologie | Vogelkunde
Darmflora von Seevögeln durch Mikroplastik verändert
Je mehr Mikroplastik wilde Seevögel wie Eissturmvogel und Corysturmtaucher mit der Nahrung aufnehmen, desto stärker verändert sich die mikrobielle Vielfalt im Darm.
28.03.2023
Klimawandel | Ökologie
Frost im Frühling: Wie Bäume damit zurechtkommen
Durch den Klimawandel treiben viele Laubbäume früher aus, doch das Risiko von Spätfrösten im Frühjahr bleibt hoch und extreme Trockenphasen werden häufiger.
28.03.2023
Klimawandel | Primatologie
Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar
Mausmaki: Auch vermeintlich anpassungsfähige Säugetierarten haben ein erhöhtes Aussterberisiko.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
Gene für Augenfarbe wichtig für eine gesunde Netzhaut
Forscher untersuchten, wie vier Gene der Fruchtfliege Drosophila, die für die Farbgebung der Augen verantwortlich sind, auch für die Gesundheit des Netzhautgewebes essentiell sind.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
An der „Auferstehung“ sind viele Gene beteiligt
Manche Pflanzen können Monate ohne Wasser überleben, um dann nach einem kurzen Regenguss wieder zu ergrünen.
22.03.2023
Physiologie
Startschuß zur optischen Wahrnehmung
Forschende haben den molekularen Vorgang entschlüsselt, der als Allererstes im Auge abläuft, wenn Licht auf die Netzhaut trifft.
22.03.2023
Neurobiologie
Wettbewerb zwischen den Gehirnhälften im Schlaf
Der Mensch ist beidseitig symmetrisch: unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, den so genannten Hemisphären.
22.03.2023
Neurobiologie | Physiologie
Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können
Schokoriegel, Chips und Pommes - warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen?
22.03.2023
Biochemie | Genetik | Zytologie
Aus Perspektive eines Ingenieurs ist Biologie chaotisch und unvollkommen
Der Vorteil von Redundanz in biologischen Systemen.
21.03.2023
Paläontologie
Neue Augen bei Trilobiten entdeckt
Wissenschaftler*innen der Universitäten Köln und Edinburgh entdecken bisher übersehene Augen bei Trilobiten.
21.03.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Bioinformatik
Molekularbiologie trifft auf Quantenphysik
Biologische Systeme sind hochkomplex: Sie werden vor allem über genregulatorische Netzwerke gesteuert, in denen Gene, Proteine und RNA auf vielfältige Art interagieren.
21.03.2023
Astrobiologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik
Leben auf fernen Monden
Flüssiges Wasser gehört zu den wichtigsten Bedingungen für die Entstehung von Leben, wie wir es auf der Erde kennen.