Sternmull



Sternmull

Sternmull (Condylura cristata)

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Insektenfresser (Eulipotyphla)
Familie: Maulwürfe (Talpidae)
Unterfamilie: Neuweltmaulwürfe (Scalopinae)
Gattung: Condylura
Art: Sternmull
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Condylura
Illiger, 1811
Wissenschaftlicher Name der Art
Condylura cristata
(Linnaeus, 1758)

Der Sternmull oder Sternnasenmaulwurf (Condylura cristata) ist eine in Nordamerika lebende Säugetierart aus der Familie der Maulwürfe (Talpidae). Von allen anderen Maulwürfen unterscheidet er sich durch die 22 fingerförmigen Hautanhänge auf der Schnauze.

Merkmale

Allgemeiner Körperbau

Der Körperbau der Sternmulle stimmt mit dem der anderen Neuweltmaulwürfe überein und ist an eine unterirdische Lebensweise angepasst. Der Rumpf ist walzenförmig, der zugespitzte Kopf sitzt auf einem kurzen, kaum sichtbaren Hals. Die Vordergliedmaßen sind zu Grabwerkzeugen umgebildet. Die mit der Handfläche nach außen gedrehten Hände sind schaufelförmig und enden in fünf Zehen. Die Hinterbeine tragen ebenfalls fünf Zehen, sind aber weniger spezialisiert als die Vordergliedmaßen. Das Fell ist rauer als das der übrigen Maulwurfsarten, es ist wasserabweisend und meist schwarzbraun oder schwarz gefärbt. Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 10 bis 13 Zentimetern. Der Schwanz ist länger als der der meisten anderen Maulwürfe und wird 6 bis 8 Zentimeter lang. Er ist mit rauen Haaren bedeckt und fungiert im Winter als Fettspeicher, wobei sich sein Durchmesser deutlich erhöht. Erwachsene Tiere wiegen zwischen 40 und 85 Gramm.

Kopf und Zähne

Der Schädel ist wie bei den übrigen Maulwürfen flach und langgestreckt, die Augen sind klein, aber sichtbar, Ohrmuscheln sind nicht vorhanden. Um die beiden Nasenlöcher an der Spitze der Schnauze haben Sternmulle jeweils 11 kreisförmig angeordnete, fingerartige Fortsätze. Diese dienen als Tastorgane, mit denen innerhalb von Sekundenbruchteilen potenzielle Beutetiere aufgespürt und auf Fressbarkeit untersucht werden können. Die Bewegungen dabei sind so schnell, dass das menschliche Auge ihnen nicht folgen kann. Die neuesten Messungen mit Hochgeschwindigkeitskameras belegen, dass ein Sternmull bis zu dreizehn potentielle Beutetiere pro Sekunde berühren und untersuchen kann. Somit ist er vierzehnmal schneller als seine Verwandten ohne die Fortsätze.[1] Möglicherweise dienen die hochsensiblen Fortsätze auch als Elektrorezeptoren, mit denen sie die elektrischen Impulse wahrnehmen können, die bei der Muskelbewegung ihrer Beutetiere entstehen.

Die Schneidezähne sind im Vergleich zu denen anderer Maulwürfe klein und pinzettenförmig und ermöglichen ein blitzschnelles Zubeißen. Insgesamt haben die Tiere 44 Zähne und somit die ursprüngliche Zahnzahl der Höheren Säugetiere bewahrt.

Verbreitung und Lebensraum

Sternmulle sind im östlichen Nordamerika beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Manitoba und Labrador in Kanada – womit sie weiter nördlich vorkommen als alle anderen nordamerikanischen Maulwürfe – über North Dakota bis Ohio und Virginia und an der Atlantikküste bis Georgia. Die Tiere im Süden des Verbreitungsgebietes sind deutlich kleiner und werden als Unterart Condylura cristata parva geführt, die größeren Tiere des Nordens als C. c. cristata.

Sie bewohnen verschiedene Lebensräume, sind dabei jedoch auf relativ feuchte Böden angewiesen. Sie kommen unter anderem in Sumpfgebieten, feuchten Wiesen und auch in Wäldern vor.

Lebensweise

Wie viele andere Maulwürfe auch errichten Sternmulle ein unterirdisches Gangsystem. Dabei graben sie vorwiegend mit den Vordergliedmaßen und schieben das Aushubmaterial in Form von Maulwurfshügeln auf die Erdoberfläche. Eine mit Pflanzen gekleidete Kammer dient ihnen als Ruheplatz. Einige Gänge führen direkt zum Wasser, im Gegensatz zu den meisten anderen Maulwürfen sind Sternmulle semiaquatisch, sie führen zum Teil eine wasserbewohnende Lebensweise. Sie können gut schwimmen und tauchen und suchen einen Teil ihrer Nahrung auf dem Grund von Gewässern. Darüber hinaus halten sich diese Tiere öfter an der Erdoberfläche auf als andere Maulwürfe und suchen auch dort nach Nahrung. Manchmal legen sie auch Trampelpfade im dichten Unterholz an.

Sternmulle sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Sie halten keinen Winterschlaf, sondern begeben sich auch im Winter auf Nahrungssuche. Dabei durchwühlen sie auch den Schnee oder tauchen unterhalb der Eisdecke von Gewässern.

Diese Tiere sind sozialer als die meisten anderen Maulwürfe. Sie leben in kleinen, losen Gruppen zusammen. Oft findet man ein Männchen und ein Weibchen auch außerhalb der Paarungszeit zusammen lebend und schließt daher auf ein zumindest teilweises monogames Verhalten.

Nahrung

Sternmulle suchen ihre Beute sowohl im Wasser, durchstreifen aber auch ihre unterirdischen Gänge und gehen oberirdisch auf Nahrungssuche. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Ringelwürmern und Insekten sowie deren Larven. Daneben nehmen sie auch Krebstiere und kleine Fische zu sich.

Fortpflanzung

Die Paarung erfolgt einmal im Jahr. Meist bringt das Weibchen zwischen April und Juni nach einer rund 45-tägigen Tragzeit zwei bis sieben (durchschnittlich fünf) Jungtiere zur Welt. Diese sind zunächst haarlos, wachsen aber schnell. Nach drei bis vier Wochen werden sie entwöhnt, die Geschlechtsreife tritt mit rund 10 Monaten ein. Die Lebenserwartung wird auf drei bis vier Jahre geschätzt.

Bedrohung

Zu den natürlichen Feinden der Sternmulle zählen unter anderem Eulen, Greifvögel, Marder, Skunks und Nerze.

Die menschliche Siedlungstätigkeit hat den Lebensraum der Sternmulle vor allem im Süden ihres Verbreitungsgebietes eingeschränkt und zerstückelt. Insgesamt zählen sie aber nicht zu den bedrohten Arten.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Karen Petersen und Terry Yates: Condylura cristata. In: Mammalian Species Nr. 129 (1980), S. 1-4. PDF

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Maulwurf mit sternförmiger Nase stellt Geschwindigkeitsrekord bei Futtersuche auf Bericht in www.wissenschaft.de über einen Artikel im Fachmagazin Nature (Bd. 433, 3. Februar, S. 519, 2005).

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