Puderquastenstrauch



Calliandra grandiflora

Calliandra grandiflora

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Mimosengewächse (Mimosoideae)
Gattung: Puderquastensträucher (Calliandra)
Art: Calliandra grandiflora
Wissenschaftlicher Name
Calliandra grandiflora
(L'Hér.) Benth.

Die Calliandra grandiflora ist eine Pflanzenart aus der Gattung Puderquastensträucher (Calliandra) in der Unterfamilie der Mimosengewächse (Mimosoideae) innerhalb der Familie der Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae). Sie stammt aus Mexiko und wurde schon in vorspanischer Zeit von den Azteken als Narkotikum genutzt. Noch heute findet sie Anwendung in der mexikanischen Volksmedizin. Diese Art und andere Calliandra-Arten werden wegen ihrer auffälligen roten Blütenstände, die an Puderquasten erinnern, weltweit als Zierpflanzen verwendet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Calliandra grandiflora wächst als großer, verzweigter, immergrüner Strauch und erreicht Wuchshöhen von 3 bis 6 Meter. Die olivfarbene Rinde der Zweige ist dicht mit kurzen Haaren (Trichomen) bedeckt. Die gegenständigen Laubblätter sind zweifach gefiedert. Die Rhachis ist dicht braun behaart. Es sind mindestens 15 Fiedern erster Ordnung vorhanden. Die 30 bis 60 Paare Fiederblättchen zweiter Ordnung stehen dicht zusammen. Die Fiederblättchen sind etwa 5 mm lang, lineal und länglich.

Generative Merkmale

An den Zweigspitzen (endständig) werden in rispigen Gesamtblütenständen köpfchenförmige Teilblütenstände gebildet. Die Blütenköpfchen enthalten viele unscheinbare Blüten. Erst die etwa 5 cm langen, leuchtend roten Staubblätter verleihen dem Blütenstand ein puderquastenartiges Aussehen. Calliandra grandiflora blüht in den Tropen das ganze Jahr hindurch, doch reicht die Hauptblütezeit von Mai bis Oktober.

Die 7,5 bis 10 cm lang und 1,2 bis 1,8 cm breite Hülsenfrucht ist intensiv rot behaart. Die Hülsenfrüchte reifen vor allem im Februar. Die Samen sind lang und flach.

Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält die Alkaloide Harman und Dimethyltryptamin[1].

Verbreitung und Klima

Der Puderquastenstrauch benötigt warmes bis feucht-heißes Klima und verträgt weder Kälte noch Frost. Er ist in den tropischen Zonen Mittel- und Südamerikas zu finden.

Geschichte und Systematik

Hernandéz erwähnte Ende 15. Jahrhundert als Erster diese Pflanzenart und deren Anwendung in der aztekischen Medizin.

Diese Art wurde 1788 unter dem Namen Mimosa grandiflora durch Charles Louis L’Héritier de Brutelle in Sertum Anglicum, 30, Tafel 42 erstbeschrieben. Zur Gattung Calliandra stellte sie erst George Bentham im 20. Jahrhundert (1956). 1997 wurde Calliandra grandiflora (L'Hér.) Benth. als gültiger botanischer Name festgelegt [2]. Weitere Synonyme sind: Acacia grandiflora (L'Hér.) Willd., Anneslia strigillosa Britton & Rose, Inga anomala Kunth, Calliandra anomala (Kunth) J.F.McBr., Calliandra houstoniana var. anomala (Kunth) Barneby, Calliandra strigillosa (Britton & Rose) Standl. ex Leavenw.. [3].

Verwendung

Rituell

In der Mythologie und Kosmologie der Azteken wurde der Puderquastenstrauch mit dem himmlischen Totenreich, „Haus der Sonne im Himmel“ in Verbindung gebracht. Auch galt er als Seelennahrung der Wiedergeborenen: Eine Legende erzählt von einem Ort, an dem die im Kriege Gefallenen sich vier Jahre von Opfergaben ernähren, um sich dann in Kolibris, andere Vögel oder große Schmetterlinge zu verwandeln (Wiedergeburt), welche sich vom Honig (Nektar) aus verschiedenen Pflanzen ernähren, wie zum Beispiel der Tlacoxiloxóchitl (Calliandra anomala).

In der Medizin

Die Azteken führten einen hypnotischen Schlaf herbei, indem sie den Saft des Strauchs in die Nase träufelten. Gegen Husten wurde die Wurzel ausgekaut oder geschält als Pulver in Honigwasser getrunken.

In Mexiko wird in der Volksmedizin die Wurzel bis heute gegen Durchfall, Fiebererkrankungen und Malaria und ein Kaltwasserauszug als Augenspülung verwendet. Zudem wird der Strauch zur Diabetesbehandlung immer wichtiger. Die Tzotzilindianer benutzen diese und andere Calliandra-Arten gegen Durchfall, wozu die Wurzel mazeriert und gekocht wird.

In Europa wurde um 1900 die Rinde zweier Mexikanischer Arten gegen Sumpffieber (Malaria) verwendet (Cortex Calliandrae, Cortex Pambotani).

Volkstümliche Namen

Cabellito, Cabellitos de àngel / de una vara, Cabello(s) de angel, Cabeza de angel (Span. »Kopf des Engels« ), Canela, Chak me’ex k’in (Lakandon »der rote Bart der Sonne / des Sonnengotts« ), Ch’ich’ ni’ (Totzil »blutende Nase«), Clagot, Coquito, Engelshaupt, Hierba de Canela, Lele, Meexk’in, Pambonato, Pombotano, Red Powder Puff, Saqaqa (Totonakisch), Tabardillo, Tepachera, Tepexiloxóchitl, Texoxóchitl, Timbre, Timbrillo, Tlacoxiloxóchitl (Aztekisch), Tlamacatzcatzotl, Tzonxóchitl, U me’ex k’in, Xiloxóchitl

Literatur

  • Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen: Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung,. AT Verlag, Aarau 2004 S.118-120, ISBN 978-3-03800-352-6.
  • S. I. Ali: Calliandra anomala. In: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value). Band 36 (Online [abgerufen am 6. Juni 2008]).

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. Puderquastenstrauch. In: Pflanzenliste APB. Arbeitsstelle für praktische Biologie, abgerufen am 12. Mai 2008.
  2. Duncan J. Macqueen & Hector M. Hernández: A revision of Calliandra ser. Racemosae (Leguminosae: Mimosoideae), In: Kew Bulletin, Volume 52, Nr. 1, 1997, S. 1-50.
  3. Eintrag bei GRIN.

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