Pompejiwurm

Pompejiwurm

Pompejiwurm (Alvinella pompejana)

Systematik
Unterklasse: Palpata
Ordnung: Canalipalpata
Unterordnung: Terebellida
Familie: Alvinellidae
Gattung: Alvinella
Art: Pompejiwurm
Wissenschaftlicher Name
Alvinella pompejana
Desbruyères & Laubier, 1980

Der Pompejiwurm (Alvinella pompejana) ist ein maritimer Ringelwurm, der in der Tiefsee heimisch ist. Sein Lebensraum sind hydrothermale Quellen im östlichen Pazifischen Ozean.

Merkmale

Pompejiwürmer erreichen eine Länge von 10 bis 13 cm und haben eine weiß-graue Farbe. Sie sind dorsal mit symbiotischen Bakterienkolonien besetzt. Diese liefern den Würmern sämtliche Nährstoffe. Um den Bakterien eine geeignete Umgebungstemperatur zu bieten, kühlen die Würmer ihren Organismus ab.[1]

Lebensweise

Die Pompejiwürmer leben in papierdünnen Röhren, die an den äußeren Schlotwänden von Schwarzen Rauchern (Black Smokers) bei Temperaturen um 80 °C (176 °F) fixiert sind. Der ausgestoßene „Rauch“ dieser hydrothermalen Quellen enthält nicht nur giftigen Schwefelwasserstoff, sondern auch bei diesen hohen Temperaturen und Druckverhältnissen im Wasser gelöstes Eisen, das den Schwefelwasserstoff zu Eisensulfid binden kann. Hierdurch bleibt der Wurm vom Schwefel schadenfrei.[2] Die in Gruppen lebenden Würmer haben sich den extremen Bedingungen ihrer Umgebung angepasst, sie zählen zu den extremophilen Lebewesen.

Fortpflanzung

Für die Eier der Pompejiwürmer wurde auch ein physiologischer Mechanismus nachgewiesen, der die Weiterverbreitung der Würmer sichert. Die Felder hydrothermaler Tiefseequellen sind nur ungefähr 20 Jahre lang aktiv, dann versiegen sie. An anderen, oft weit entfernten Stellen können jedoch durch die geotektonischen Kräfte entlang der mittelozeanischen Rücken neue Hydrothermalfelder entstehen. Wie die verschiedenen, meist sessil lebenden Mitglieder dieser extremophilen Lebensgemeinschaften die Entfernungen überbrücken können, ist bisher nicht für alle Arten erforscht. Für Alvinella hat Florence Pradillon von der Université Pierre et Marie Curie in Paris gezeigt, dass die Eier bei zwei Grad Celsius, das ist unter dem Druck der Tiefsee die „normale“ Wassertemperatur, ihre Entwicklung einstellen und in eine Art Ruhezustand übergehen. Die 150 Mikrometer großen Eier können dann mit der Strömung über weite Strecken transportiert werden. Erst wenn sie wieder in der Nähe eines Schwarzen Rauchers landen, leitet der Wärmeimpuls der heißen Quellen ab etwa 10 °C die Weiterentwicklung der Eier ein.[3]

Entdeckungsgeschichte

Der Pompejiwurm wurde im Jahre 1980 von den französischen Biologen Daniel Desbruyéres und Lucien Laubier nahe der Galapagosinseln entdeckt und beschrieben. Seinen Namen bekam er, weil er ebenso wie die Einwohner Pompejis am Fuße eines vulkanischen Schlots, in diesem Fall eines Schwarzen Rauchers, lebt. Die Gattung Alvinella bekam ihren Namen von dem bemannten Tiefseeforschungsboot DSV Alvin, von dem aus die Würmer an den hydrothermalen Quellen entdeckt und aufgesammelt werden konnten.

Belege

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Pompejiwurm (Alvinella pompejana) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage

24.09.2023
Biodiversität | Insektenkunde
Streetlife: Insektenvielfalt auf Berliner Mittelstreifen
Das Museum für Naturkunde Berlin beobachtet seit 2017 im Rahmen des Projektes „Stadtgrün“ die Insektenvielfalt auf den Grünflächen der Mittelstreifen ausgewählter Straßen in der grünen Hauptstadt Europas.
23.09.2023
Anthropologie | Genetik
Studie zur genetischen Geschichte der Menschen Afrikas
Mithilfe von Erbgutanalysen moderner Populationen ist es einem internationalen Forschungsteam gelungen, die komplexen Abstammungsverhältnisse verschiedener in der angolanischen Namib-Wüste ansässiger Bevölkerungsgruppen besser zu erforschen.
22.09.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Evolution | Neurobiologie
Der Quallentrainer
Quallen können aus Erfahrungen lernen, ähnlich wie der Mensch oder andere komplexe Lebewesen – das hat jetzt ein Team von Biologinnen und Biologenaus Deutschland und Dänemark gezeigt.
20.09.2023
Biodiversität | Citizen Science | Ethologie | Vogelkunde
Das Erfolgsgeheimnis steckt im Verhalten
Während viele Arten gerade zahlenmäßig und hinsichtlich ihres Verbreitungsgebiets drastisch zurückgehen, scheinen andere gut zu gedeihen.
19.09.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Vitamine vom Dach
Obst und Gemüse wird heute über Tausende von Kilometern nach Deutschland transportiert.
19.09.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Optimierte Kakaobestäubung für höhere Erträge
Wie lässt sich der Anbau von Kakao durch die richtige Bestäubungstechnik verbessern?
18.09.2023
Mikrobiologie
Stinkender Schleim: Wohlfühlort für Würmer und Mikroben
Kieler Forschungsteam untersucht am Beispiel von Fadenwürmern in einem naturnahen Kompost-Experiment, welchen Beitrag Wirtslebewesen und Mikroorganismen zur gemeinsamen Anpassung an einen neuen Lebensraum leisten.
18.09.2023
Anthropologie | Evolution | Neurobiologie
Evolution der sprach-relevanten Hirnstrukturen aufgedeckt
Sprache ist ein Aspekt, der uns zu Menschen macht.
18.09.2023
Mikrobiologie | Taxonomie
Darmmikrobe produziert stinkendes Giftgas, schützt aber vor Krankheitserregern
Taurin abbauende Bakterien beeinflussen das Darmmikrobiom, so ein internationales Team von Wissenschafter*innen unter der Leitung des Mikrobiologen Alexander Loy von der Universität Wien.
17.09.2023
Insektenkunde | Ökologie
Dieselabgase schädigen Insekten: erstmals Auswirkungen auf Hummeln erforscht
Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme - Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe.
17.09.2023
Mikrobiologie | Toxikologie
Wie man Giftschlangen auf den Zahn fühlt
Nicht nur in den Tropen führen Schlangenbisse zu gefährlichen Vergiftungen – auch Bisse europäischer Giftschlangen können ernste körperliche Beschwerden hervorrufen.
16.09.2023
Evolution | Paläontologie
Langzeitseen als Motor für die Evolution von Süßwasserschnecken
In Millionen Jahre existierenden Langzeitseen entwickelten Süßwasserschnecken im Laufe der Erdgeschichte eine besonders große Vielfalt an Arten.