Mykoviren


Als Mykoviren (altgriechisch μύκης mykes: Pilz) bezeichnet man jene Viren, die verschiedene Pilze und Hefen zum Wirt haben. In der nicht-taxonomischen Gruppe der Mykoviren finden sich Virusarten aus bislang neun sehr verschiedenen Virusfamilien (Barnaviridae, Chrysoviridae, Hypoviridae, Metaviridae, Narnaviridae, Partitiviridae, Pseudoviridae, Reoviridae und Totiviridae) und der nicht klassifizierten Gattung Rhizidiovirus.

Die in Sporen und Hyphen nachweisbaren Mykoviren verursachen überwiegend keine Erkrankung bei Pilzen (Hypovirulenz) und verbreiten sich fast ausschließlich durch Zellteilung der Wirtszelle (vertikale Übertragung) oder Zellfusion. Ein außerhalb der Zelle stattfindender Infektionszyklus fehlt bei den meisten Mykoviren, auch existieren zum Teil keine extrazellulären Virionen. Man findet im Zytoplasma der Pilzzelle lediglich virusähnliche Partikel (Virus-like particles, VLPs) als Zeichen einer Infektion. Aufgrund dieser Eigenschaften der Hypovirulenz und dem Fehlen von Viruspartikeln außerhalb der Zelle, werden die Mykoviren auch als Kryptoviren (gr. κρύπτος: verborgen) bezeichnet.

Entdeckung

Der erste Hinweis auf Viren in Pilzen fand sich 1968 bei Untersuchungen an kultivierten Zuchtchampignons (Agaricus bisporus), die von einer schweren Wachstumsstörung betroffen waren.[1] In den Hyphen dieser Champignons konnten VLPs identifiziert werden. 1970 fanden sich in Hyphen des Schimmelpilzes Aspergillus foetidus ebenfalls VLPs und eine virale, doppelsträngige RNA.[2] Da diese ersten Entdeckungen von viralen Infektionen bei Pilzen auf Untersuchungen bei Erkrankungen von Pilzen beruhten, wurde die überwiegende Mehrzahl der apathogenen Mykoviren erst in den 1980er und 90er Jahren durch Nukleinsäure-Hybridisierung und PCR-Untersuchungen entdeckt und charakterisiert.

Vorkommen

Mykoviren sind weltweit in Pilzspezies verschiedener taxonomischer Gruppen vertreten, darunter Schlauchpilze (Ascomycetes), Ständerpilze (Basidiomycetes) und die nicht zu den Pilzen zählenden Eipilze (Peronosporomycetes). In verschiedenen Hefearten, die wie die Bierhefe auch ökonomische Bedeutung besitzen, sind Mykoviren für die Synthese sogenannter „Killertoxine“ verantwortlich. Dies sind von der virusinfizierten Hefezelle produzierte Glykoproteine, die auf nicht-infizierte Hefezellen anderer Stämme (jedoch der gleichen Art) durch Schädigung der Zellmembran oder des DNA-Syntheseapparates toxisch wirken (Killerhefen).

Quellen

  • M. Hollings: Mycoviruses: viruses that infect fungi. Adv. Virus Res. (1978) 22: S. 1-53 (Review) PMID 345774
  • S. Tavantzis: Partitiviruses of Fungi. In: Brian W. J. Mahy und Marc H. van Regenmortel (eds.): Encyclopedia of Virology, 3. Auflage, San Diego 2008, Band 4, S. 63ff, ISBN 978-0-12-373935-3

Einzelnachweise

  1. Banks GT, Buck KW, Chain EB, Himmelweit F, Marks JE, Tyler JM, Hollings M, Last FT, Stone OM: Viruses in fungi and interferon stimulation. Nature (1968) 218 (5141): S. 542-545 PMID 4967851
  2. G. T. Banks et al.: Antiviral activity of double stranded RNA from a virus isolated from Aspergillus foetidus. Nature (1970) 227(5257): S. 505-507 PMID 4316959

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