Trotz ihres verschiedenen Temperaments gehören Loris und Galagos systematisch doch zusammen: zu den Lorisoiden oder Loriverwandten. Diese Primaten klettern oder laufen auf allen vieren im Geäst, und beim Wechsel der Bäume recken sie sich von einem Astende zum nächsten.

Zu den Lorisoiden zählt man zwei Familen, die Loris (Lorisidae) und Galagos (Galagidae). Die großen Augen der Loris entlarven sie als Nachttiere, die in dichten Wäldern leben. Der Plumplori mit seinem kurzen Stummelschwanz ist in Indonesien, in Bengalen und auf den Philippinen verbreitet. Sein schwanzloser Vetter, der Schlanklori lebt in Südindien und auf Sri Lanka. Beide legen eine recht gemächliche Bewegungsweise an den Tag, trotzdem sind sie in der Lage Insekten und kleine Wirbeltiere zu erbeuten. Ansonsten fressen sie hauptsächlich Früchte. Den Tag verschlafen sie meist allein in einer Astgabel oder einem Baumloch.

Zu den Loris zählen neben dem Plump- und dem Schlanklori noch zwei weitere, nachtaktive Primaten, die in den Waldregionen West- und Zentralafrikas beheimatet sind: Der Bärenmaki und der Potto.

Hand eines Loris
Hand eines Loris

Loris weisen eine anatomische Besonderheit auf, die unter Primaten einzigartig und bei den afrikanischen Gattungen ein echtes Extrem darstellt: Der Zeigefinger ist verkümmert und der Mittelfinger wird vom vierten Finger überragt. Dieser bildet mit dem Daumen eine Art "Greifzange", die kraftvolles Zupacken und ein sicheres Umgreifen der Äste ermöglicht.


Plumploris sind in Indonesien beheimatet
Der Plumplori (Nycticebus coucang) bewohnt die Wälder Ostindiens, Vietnams, der malaiischen Halbinsel, West-Indonesiens und der Philippinen.
Loris und Galagos in Asien und Afrika - biologie-seite.de
Buschbaby (Galago) in Nata, Botswana

Galagos oder Buschbabies sind im tropischen Afrika vom Atlantik im Westen bis nach Äthiopien im Osten verbreitet. Sie erreichen Maus- bis Kaninchengröße und sind somit kleiner als die Loris. Wie Loris sind auch Galagos nachtaktive Primaten, sie bewegen sich jedoch sehr viel lebhafter und in springender Weise fort. Die beachtliche Sprungfähigkeit verdanken Galagos ihren verlängerten Fußwurzelknochen. Mit dieser morphologischen Anpassung sind sie in der Lage, ihre meist pflanzliche Nahrung mit Insekten und selbst kleinen Vögeln oder Eidechsen zu ergänzen, die sie im Sprung erbeuten.

Wie die mit ihnen verwandten Lemuren auf Madagaskar besitzen alle Lorisoiden ein von den Schneide- und Eckzähnen gebildetets Kammbebiss.

Loris und Galagos bilden mit ihrer Schwestergruppe, den Lemuren, die Teilordnung Lemuriformes. Sie entstammen einer sehr alten Gruppe von Primaten. Während es unter den Lemuren tagaktive Gattungen gibt, weil sie weniger Feinde und vergleichsweise wenig Konkurrenz zu fürchten hatten, mussten Loris und Galagos ausnahmslos auf eine nachtaktive Lebensweise ausweichen.


Systematik


Literatur

Bearder S. K. 1986. Lorises, bushbabies, and tarsiers: Diverse societies in solitary foragers. In: B. B. Smuts, D. L. Cheney, R. M. Seyfarth, R. W. Wrangham, and T. T. Struhsaker (eds.) Primate Societies, pp. 11-24. Chicago: The Univeristy of Chicago Press.

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