Die Waldkatze oder Europäische Wildkatze ist eine zusammenfassende Bezeichnung für die drei in Europa beheimateten Unterarten der Wildkatze aus der Familie der Katzen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird sie häufig auch als Wildkatze bezeichnet, ein Name, der heute meistens für die gesamte Art verwendet wird.

Die drei Unterarten sind:

Felis silvestris silvestris, Kontinentaleuropa
Felis silvestris grampia, Schottland
Felis silvestris caucasia, Kaukasus

Aussehen

Im Erscheinungsbild ist die Waldkatze viel massiger und korpulenter als eine Hauskatze. Ausgewachsen misst sie bis zu 120 cm und wiegt bis 8 kg. Der Schwanz ist dick und relativ kurz, weist an der Spitze oft eine typische Dreier-Ringelung auf und endet stumpf. Die Augen liegen weit auseinander. An der Sohle befindet sich ein kleiner schwarzer Fleck. Das Fell an der Innenseite der Schenkel ist rötlich. Die Fellzeichnung der Waldkatze ist nicht kontrastreich, sondern wirkt verwaschen.


Wildkatze mit Nachwuchs
Europäische Wildkatze in einem Freigehege im Nationalpark Bayerischer Wald

Die Vorderpfote hat fünf Zehen (aber nur vier erscheinen im Abdruck), die Hinterpfote vier Zehen. Die Spuren zeigen keinen Krallenabdruck.

Vorkommen

Die Waldkatze ist in ganz Zentraleuropa verbreitet, mit Ausnahme der Alpenregionen. In den deutschen Mittelgebirgen leben heute schätzungsweise wieder 2.000 Waldkatzen, nachdem sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Raubtiere verschrien stark bejagt und vielerorts ausgerottet wurden. Waldkatzen bevorzugen alte Laubwälder mit vielen Waldrandzonen und mittlerer Schneehöhe von maximal 20 cm. Die Waldkatze benötigt als Habitat große (mehrere hundert Hektar) durch Zersiedelung nicht zerschnittene Gebiete, um stabile Populationen aufbauen zu können.

Im Pleistozän war die Waldkatze weit über Europa verbreitet. Mit dem Rückzug des Eises wurde sie erst zum Waldtier. Die Waldkatze ist vielerorts auch tagaktiv, in dichter besiedelten Gegenden allerdings zur Nachtaktivität übergegangen.

Ernährung

Untersuchungen des Mageninhalts haben ergeben, dass Waldkatzen sich zu 80% von Kleinsäugetieren (Wühlmäuse usw.) ernähren. Nur gelegentlich greifen sie auf andere Tiere wie Vögel, Kaninchen, Eidechsen, Frösche und Insekten zurück. Aas und vegetarische Kost werden nur in Notzeiten genommen.

Fortpflanzung und Geschichte

Im Wurf befinden sich zwei bis vier, selten sechs Junge, die zwischen März und September zur Welt kommen. Die meisten Würfe gibt es im April. Die Tragzeit beträgt 63-69 Tage. Waldkatzen werden 7-10 Jahre alt, in menschlicher Obhut bis über 15 Jahre.

Von der Falbkatze stammt unsere Hauskatze ab. Sie wurde vermutlich in Mesopotamien oder Palästina schon 6.000 v. Chr. domestiziert. In der Jägersprache werden folgende Bezeichnungen gebraucht:
weibliches Tier=Katze oder Kätzin
männliches Tier=Kuder (nicht Kater)
Dagegen findet sich außerhalb der Jägersprache auch für männliche Waldkatzen die Bezeichnung "Kater".

Hauskatzen und Waldkatzen können sich paaren und bringen reproduktionsfähige Nachkommen zur Welt. Diese werden Blendlinge genannt, und ihre Geschlechterbezeichnung ist wie bei der Waldkatze. Jedoch kommen derartige Kreuzungen in der freien Natur offenbar nicht gut zurecht, so dass sich keine großen Blendlingspopulationen ausbilden können.

Die Hauskatze stammt nicht von der Waldkatze ab, sondern von der afrikanischen Falbkatze. Nicht zu verwechseln ist die Waldkatze mit einigen langhaarigen Rassen der Hauskatze, die ebenfalls als "Waldkatze" bezeichnet werden bzw. wurden, so der amerikanischen Waldkatze (Maine Coon), der Norwegischen Waldkatze und der Sibirischen Katze, die zeitweilig Sibirische Waldkatze genannt wurde.

Teile des Textes basieren auf dem Wikipedia Artikel Europäische Wildkatze, daher ist dieser Artikel unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.

Die News der letzten 7 Tage

29.03.2023
Neurobiologie
Anders als gedacht: Gehirn verarbeitet Seheindrücke auch rückwärts
Warten wir auf der Straße auf jemanden, mit dem wir verabredet sind, erkennen wir die Person meistens oft schon von Weitem zwischen anderen Menschen.
28.03.2023
Mikrobiologie | Physiologie | Vogelkunde
Darmflora von Seevögeln durch Mikroplastik verändert
Je mehr Mikroplastik wilde Seevögel wie Eissturmvogel und Corysturmtaucher mit der Nahrung aufnehmen, desto stärker verändert sich die mikrobielle Vielfalt im Darm.
28.03.2023
Klimawandel | Ökologie
Frost im Frühling: Wie Bäume damit zurechtkommen
Durch den Klimawandel treiben viele Laubbäume früher aus, doch das Risiko von Spätfrösten im Frühjahr bleibt hoch und extreme Trockenphasen werden häufiger.
28.03.2023
Klimawandel | Primatologie
Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar
Mausmaki: Auch vermeintlich anpassungsfähige Säugetierarten haben ein erhöhtes Aussterberisiko.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
Gene für Augenfarbe wichtig für eine gesunde Netzhaut
Forscher untersuchten, wie vier Gene der Fruchtfliege Drosophila, die für die Farbgebung der Augen verantwortlich sind, auch für die Gesundheit des Netzhautgewebes essentiell sind.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
An der „Auferstehung“ sind viele Gene beteiligt
Manche Pflanzen können Monate ohne Wasser überleben, um dann nach einem kurzen Regenguss wieder zu ergrünen.
22.03.2023
Physiologie
Startschuß zur optischen Wahrnehmung
Forschende haben den molekularen Vorgang entschlüsselt, der als Allererstes im Auge abläuft, wenn Licht auf die Netzhaut trifft.
22.03.2023
Neurobiologie
Wettbewerb zwischen den Gehirnhälften im Schlaf
Der Mensch ist beidseitig symmetrisch: unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, den so genannten Hemisphären.
22.03.2023
Neurobiologie | Physiologie
Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können
Schokoriegel, Chips und Pommes - warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen?
22.03.2023
Biochemie | Genetik | Zytologie
Aus Perspektive eines Ingenieurs ist Biologie chaotisch und unvollkommen
Der Vorteil von Redundanz in biologischen Systemen.
21.03.2023
Paläontologie
Neue Augen bei Trilobiten entdeckt
Wissenschaftler*innen der Universitäten Köln und Edinburgh entdecken bisher übersehene Augen bei Trilobiten.
21.03.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Bioinformatik
Molekularbiologie trifft auf Quantenphysik
Biologische Systeme sind hochkomplex: Sie werden vor allem über genregulatorische Netzwerke gesteuert, in denen Gene, Proteine und RNA auf vielfältige Art interagieren.
21.03.2023
Astrobiologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik
Leben auf fernen Monden
Flüssiges Wasser gehört zu den wichtigsten Bedingungen für die Entstehung von Leben, wie wir es auf der Erde kennen.
21.03.2023
Biodiversität | Ökologie
Die Fichte stirbt und andere Bäume leiden
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 zeigen: Kronenverlichtungen für alle Baumarten weiterhin hoch.
21.03.2023
Genetik | Klimawandel | Physiologie | Zytologie
Modell Arabidopsis thaliana: Ein neuer Signalweg bei niedrigem Sauerstoffgehalt
Der Klimawandel führt zu einem vermehrten Auftreten von Wetterextremen: Im Fokus stehen bisher vor allem lange Dürre- und Hitzeperioden.
21.03.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Arten der Riesenkrabbenspinnen beschrieben
Ein Forschungsteam aus Deutschland und aus China hat 99 neue Arten aus der Familie der Riesenkrabbenspinnen in Süd-, Ost- und Südostasien beschrieben.
20.03.2023
Biodiversität | Neobiota
Weitverbreitete Arten auf dem Vormarsch
Das menschliche Verhalten treibt den Wandel der Biodiversität und Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten rapide voran.