Palmöl: Die CO2-Kosten der Abholzung



Bio-News vom 20.06.2018

Palmöl hat einen festen Platz in unserem Alltag, doch seine intensive Produktion hat massive Auswirkungen auf die Umwelt. Darauf weist eine Studie der ETH Lausanne und der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL hin. Dennoch zeichnen sich kurz- und langfristige Lösungen ab.

Allein Indonesien und Malaysia decken 85% des weltweiten Palmölbedarfs. Dieses billige, aber mit hohen ökologischen und sozialen Kosten verbundene Öl findet man in alltäglichen Produkten wie industriellen Lebensmitteln, Kosmetik und Biokraftstoffen. Jedes Jahr werden Tausende Hektaren Wald abgeholzt, um die steigende weltweite Nachfrage zu decken. Indonesien hatte 2012 laut einer 2014 in der Zeitschrift Nature Climate Change erschienen Studie die höchste Rodungsrate auf der Welt.

Thomas Guillaume, Postdoktorand im Labor für Ökosysteme (ECOS) der ETH Lausanne (EPFL) und an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, ist der Erstautor einer Übersichtsstudie zu den Umweltauswirkungen des Anbaus von Ölpalmen in Indonesien. Der am 19. Juni im Fachjournal Nature Communications erschienene Artikel befasst sich speziell mit dem Kohlenstoffausstoss, der bei der Umwandlung von Tropenwäldern in Monokulturen für die Palmölerzeugung entsteht. Guillaume, damals noch an der Universität Göttingen tätig, sammelte über zwei Jahre hinweg Daten über die Böden und die Vegetation im Zentrum von Sumatra. So konnte er die Auswirkung des intensiven Anbaus von Ölpalmen auf Plantagen mit jenem von Kautschukbäumen vergleichen, einer Pflanze zur Gewinnung von natürlichem Gummi. Kautschuk wird auf weniger intensive Weise als Palmöl angebaut, für das Monokulturen in Wäldern angelegt werden.


Palmöl-Ernte in Indonesien

Publikation:



Palmöl: Die CO2-Kosten der Abholzung
News WSL

Die Umwandlung von Tropenwäldern in intensiv genutzte Palmölplantagen erwies sich im Hinblick auf die Kohlenstoffemissionen als am problematischsten. Ein Hektar dieser Nutzungsform setzt jählich 174 Tonnen Kohlenstoff mehr frei als ein Hektar Tropenwald, wovon der grösste Teil in Form des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre gelangt. «Die Menge an freigesetztem Kohlenstoff bei der Umwandlung von nur einem Hektar Wald in eine Palmölplantage entspricht grob gesagt den Emissionen von 530 Personen, die in der Economy Class von Genf nach New York fliegen», sagte Guillaume in einer Mitteilung der EFPL.

Ein höherer Wert als der von IPCC

Dieser Wert ist höher als der vom Weltklimarat (IPCC) für die Palmölerzeugung bestimmte Emissions-Grenzwert und höher als der, den Zertifizierungsstellen für die nachhaltige Produktion von Palmöl verwenden. Die Studie zeigt zudem einen nicht zu unterschätzenden Verlust an Kohlenstoff im Boden auf, der entsteht, wenn Plantagen auf nicht torfigen Böden angelegt werden.

Der intensive Anbau von Kautschukbäumen setzt hingegen nur 159 Tonnen Kohlenstoff jährlich frei, der weniger intensive Anbau 116 Tonnen. Dieser Unterschied zwischen der Ölpalme und dem Kautschukbaum erklärt sich insbesondere dadurch, dass Erstere in kürzeren Zeitabständen neu angepflanzt werden. Im Vergleich zum Kautschukanbau produziert der Ölpalmenanbau jedoch weniger Kohlenstoffemissionen pro produzierte Tonne an Biomasse. Anders gesagt: Der Ölpalmenanbau ermöglicht es, auf weniger Fläche mehr zu produzieren.

Dies sollte jedoch die Nachteile nicht verschleiern. Nach der Ernte enthält eine Ölplantage im Vergleich zum Tropenwald bis zu 90% weniger Biomasse im Boden, welche die Bodenorganismen ernährt. Dies liegt insbesondere daran, dass die Streu aus Blättern und totem Holz fehlt. Der Boden von Palmölplantagen wird ständig gereinigt und mit Herbiziden behandelt. Nur durch den intensiven Einsatz von Düngemitteln gelingt es, den Verlust an Bodenfruchtbarkeit und die verringerte biologische Aktivität auszugleichen. «Die Menge an Biomasse, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt, um Palmöl zu erzeugen, im Vergleich zu jener, die er dem Ökosystem überlässt, wirft ernsthafte Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Nutzungsform auf», erläutert Thomas Guillaume, der in seiner Studie auch die Aktivität der Mikroorganismen der bewirtschafteten Felder im Vergleich zum Regenwald gemessen hat.

Kurz- und langfristige Lösungen

Die Studie gibt auch konkrete Ratschläge, wie man die Umweltauswirkungen der Monokultur von Kautschukbäumen und Ölpalmen kurzfristig verringern kann. Die Plantage sollte nur gerodet werden, wenn man das Holz anschliessend verwerten kann, etwa als Bauholz, anstatt es zu verbrennen. Und es sollte mehr Deckvegetation erhalten bleiben, die dem Boden als Gründünger dient. Die Rückstände aus den Ölmühlen sollten ebenfalls wieder auf den Böden ausgebracht werden, um diese auf natürliche Weise zu düngen.

Einen längerfristigen Lösungsansatz eröffnet das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanzierte Projekt OPAL. Die Gruppe von Professor Alexandre Buttler, Direktor des ECOS und Joint Professor von WSL und EPFL, untersucht die Kohlenstoffbilanz von Palmölbetrieben, für die keine Abholzung erforderlich ist: Plantagen auf früherem Weideland oder der Savanne in Kolumbien und Kamerun, oder auch Techniken des Zwischenfruchtbaus. Dies verringert den Bedarf, unberührtes Naturland für die Landwirtschaft zu roden.

Ein höherer Wert als der von IPCC

Dieser Wert ist höher als der vom Weltklimarat (IPCC) für die Palmölerzeugung bestimmte Emissions-Grenzwert und höher als der, den Zertifizierungsstellen für die nachhaltige Produktion von Palmöl verwenden. Die Studie zeigt zudem einen nicht zu unterschätzenden Verlust an Kohlenstoff im Boden auf, der entsteht, wenn Plantagen auf nicht torfigen Böden angelegt werden.

Der intensive Anbau von Kautschukbäumen setzt hingegen nur 159 Tonnen Kohlenstoff jährlich frei, der weniger intensive Anbau 116 Tonnen. Dieser Unterschied zwischen der Ölpalme und dem Kautschukbaum erklärt sich insbesondere dadurch, dass Erstere in kürzeren Zeitabständen neu angepflanzt werden. Im Vergleich zum Kautschukanbau produziert der Ölpalmenanbau jedoch weniger Kohlenstoffemissionen pro produzierte Tonne an Biomasse. Anders gesagt: Der Ölpalmenanbau ermöglicht es, auf weniger Fläche mehr zu produzieren.

Dies sollte jedoch die Nachteile nicht verschleiern. Nach der Ernte enthält eine Ölplantage im Vergleich zum Tropenwald bis zu 90% weniger Biomasse im Boden, welche die Bodenorganismen ernährt. Dies liegt insbesondere daran, dass die Streu aus Blättern und totem Holz fehlt. Der Boden von Palmölplantagen wird ständig gereinigt und mit Herbiziden behandelt. Nur durch den intensiven Einsatz von Düngemitteln gelingt es, den Verlust an Bodenfruchtbarkeit und die verringerte biologische Aktivität auszugleichen. «Die Menge an Biomasse, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt, um Palmöl zu erzeugen, im Vergleich zu jener, die er dem Ökosystem überlässt, wirft ernsthafte Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Nutzungsform auf», erläutert Thomas Guillaume, der in seiner Studie auch die Aktivität der Mikroorganismen der bewirtschafteten Felder im Vergleich zum Regenwald gemessen hat.

Kurz- und langfristige Lösungen

Die Studie gibt auch konkrete Ratschläge, wie man die Umweltauswirkungen der Monokultur von Kautschukbäumen und Ölpalmen kurzfristig verringern kann. Die Plantage sollte nur gerodet werden, wenn man das Holz anschliessend verwerten kann, etwa als Bauholz, anstatt es zu verbrennen. Und es sollte mehr Deckvegetation erhalten bleiben, die dem Boden als Gründünger dient. Die Rückstände aus den Ölmühlen sollten ebenfalls wieder auf den Böden ausgebracht werden, um diese auf natürliche Weise zu düngen.

Einen längerfristigen Lösungsansatz eröffnet das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanzierte Projekt OPAL. Die Gruppe von Professor Alexandre Buttler, Direktor des ECOS und Joint Professor von WSL und EPFL, untersucht die Kohlenstoffbilanz von Palmölbetrieben, für die keine Abholzung erforderlich ist: Plantagen auf früherem Weideland oder der Savanne in Kolumbien und Kamerun, oder auch Techniken des Zwischenfruchtbaus. Dies verringert den Bedarf, unberührtes Naturland für die Landwirtschaft zu roden.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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