Klimawandel verursachte Mangrovensterben in Oman



Bio-News vom 05.01.2021

Vor rund 6.000 Jahren verschwanden die meisten Mangroven-Bestände an den Küsten Omans. Warum, war bislang nicht komplett geklärt. Eine aktuelle Studie der Universität Bonn bringt nun Licht ins Dunkel: Demnach führten klimatische Veränderungen zum Zusammenbruch der Küsten-Ökosysteme.

Ein Meeresspiegel-Anstieg oder eine Übernutzung durch den Menschen scheiden als Gründe dagegen wohl aus. Die Geschwindigkeit des Mangrovensterbens war dramatisch: Binnen weniger Jahrzehnte gingen viele der Bestände unwiderruflich verloren. Die Ergebnisse erscheinen in der Zeitschrift Quaternary Research. Mangroven sind Bäume, die eine sehr spezielle ökologische Nische erobert haben: Sie wachsen im sogenannten Gezeitenbereich, also in Küstengebieten, die bei Flut unter Wasser stehen und bei Ebbe trocken fallen. Mangroven mögen es warm – die meisten Arten vertragen es nicht, wenn die Meerestemperatur unter 24 Grad Celsius sinkt.


Vor 6.000 Jahren waren Mangroven in Oman weit verbreitet. Heute gibt es dort nur noch eine besonders robuste Mangrovenart, die zudem nur an wenigen Standorten vorkommt.

Publikation:


Valeska Decker, Michaela Falkenroth, Susanne Lindauer, Jessica Landgraf, Zahra al-Lawati, Huda al-Rahbi, Sven Oliver Franz und Gösta Hoffmann
Holocene mangrove ecosystems changes along the coastline of Oman
Quaternary Research

DOI: 10.1017/qua.2020.96



Sie sind zwar tolerant gegenüber Salz, allerdings nur bis zu einer von Art zu Art unterschiedlichen Toleranzgrenze. „Daher finden wir sie heute meist in Regionen, in denen genug Regen fällt, der eine Versalzung der Böden verhindert“, erklärt Valeska Decker vom Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn, die Hauptautorin der Studie.

Fossilfunde belegen, dass es früher an den Küsten Omans zahlreiche von Mangroven bestandene Lagunen gab. Vor rund 6.000 Jahren sind diese aber plötzlich weitgehend verschwunden – aus welchen Gründen, war bislang strittig. Decker ist für ihre Doktorarbeit in den vergangenen Jahren mehrfach in das östlichste Land der Arabischen Halbinsel gereist, um dieser Frage nachzugehen. Mit Unterstützung ihres Doktorvaters Prof. Dr. Gösta Hoffmann hat sie zahlreiche geochemische, sedimentologische und archäologische Befunde zu einem Gesamtbild zusammengetragen. „Aus unserer Sicht deutet alles darauf hin, dass der Zusammenbruch dieser Ökosysteme klimatische Gründe hat“, sagt sie.



Tiefdruckrinne verlagerte sich nach Süden

Entlang des Äquators gibt es eine Tiefdruckrinne, die sich je nach Jahreszeit etwas weiter nördlich oder südlich befindet, die Innertropische Konvergenzzone. An diese Zone ist zum Beispiel der Indische Sommer-Monsun geknüpft. Es wird angenommen, das diese Zone vor etwa 10.000 Jahren sehr viel weiter nördlich lag als heute und der Monsun so große Teile der Arabischen Halbinsel beeinflusste. Vor gut 6.000 Jahren verlagerte sich diese Tiefdruckrinne aber nach Süden.


Weite Teile Omans sind heute sehr trocken. Vor rund 10.000 Jahren lag die jährliche Niederschlagsmenge vermutlich deutlich höher.

„Dass es so war, ist seit einigen Jahren gut belegt“, erklärt Decker. „Unsere Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass diese Klimaänderung zwei Effekte hatte: Einerseits führte sie zu einer Versalzung der Böden, was die Mangroven extrem unter Stress setzte. Andererseits ging die Vegetationsbedeckung in den betroffenen Gebieten aufgrund der größeren Trockenheit allgemein zurück.“ Dadurch stieg die Erosion: Mit dem Wind gelangten große Mengen des kargen Bodens in die Lagunen. Diese versandeten und fielen so sukzessive trocken. Das Ganze ging erstaunlich schnell: „Die Ökosysteme verschwanden vermutlich binnen weniger Jahrzehnte“, betont Decker. Heute kommen in Oman nur noch Mangroven einer besonders robusten Art vor, und das auch nur an wenigen Orten.

Andere mögliche Ursachen für das Verschwinden der Mangroven konnte sie in ihrer Studie dagegen ausschließen. So fanden die Wissenschaftler keine Hinweise auf ein Absinken des Meeresspiegels vor 6.000 Jahren, die das Mangrovensterben hätte auslösen können. „Archäologische Funde sprechen zudem gegen eine menschgemachte Ökokatastrophe“, sagt sie. „Zwar lebten in den Küstenregionen Menschen, die die Mangroven als Feuerholz nutzten. Sie waren jedoch Nomaden, die keine festen Siedlungen bauten. Ihr Holzbedarf war daher relativ gering – so gering, dass Übernutzung als Ursache wohl ausscheidet.“

Decker will nun mit ihren Kollegen weiter untersuchen, wie sehr sich der jährliche Niederschlag veränderte und welche Folgen das für die Region hatte. Dazu planen die Forscher, die Pollen zu untersuchen, die im Lagunensediment die Jahrtausende überdauert haben. So wollen sie herausfinden, wie sich die Vegetation aufgrund der Trockenheit veränderte. Die Ergebnisse könnten auch für uns relevant sein: In vielen Regionen der Welt ändert sich das Klima gerade in dramatischem Tempo. Auch Deutschland hat in den vergangenen Jahren zunehmend unter langen Dürren gelitten. Förster planen daher schon, hierzulande vermehrt trockenresistente Arten zu pflanzen – eine Folge des Klimawandels, die möglicherweise langfristige Spuren in der Vegetationsgeschichte hinterlassen wird.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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