Invasive Arten: Wie man weltweit eine Billion Euro Schaden vermeidet



Bio-News vom 09.02.2022

Ein Team mit Forschenden aus 17 internationalen Institutionen hat untersucht, welche Kosten durch invasive Arten entstehen und wie diese verhindert werden könnten. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kosten von Schäden, die durch invasive Arten verursacht wurden, mindestens zehnmal so hoch sind wie die Ausgaben, die für ihre Bekämpfung notwendig wären. Durch Vorsorgemanagement könnten laut der Studie weltweit eine Billion Euro eingespart werden.

Die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) ist Hauptüberträgerin des Gelb-, Dengue- und Zika-Fiebers sowie einiger anderer Viruserkrankungen. Ursprünglich wahrscheinlich in Afrika beheimatet, wurde das Insekt durch den Menschen in andere Erdteile verschleppt. Heute ist sie weltweit in den Subtropen und Tropen verbreitet – einzelne Funde wurden bereits in Südspanien, Griechenland und der Türkei bestätigt.

„Wie der Klimawandel, sind invasive Arten eine enorme Bedrohung für die biologische Vielfalt. Sie verändern unter anderem Lebensräume und entziehen einheimischen Tieren Nahrung und Ressourcen – zusätzlich zu dieser Schädigung der Ökosysteme sind sie aber auch einfach teuer“, erklärt Dr. Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Wenn wir die Auswirkungen invasiver Arten auf die Umwelt erkennen, haben sie sich oft schon fest eingebürgert und weit verbreitet. Es ist schwierig, Forschenden davon zu überzeugen, in etwas zu investieren, das noch kein Problem darstellt, aber unsere Forschung zeigt deutlich, wie wertvoll ein vorbeugender Ansatz wäre!“


Die invasive Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti, hier ein Weibchen) ist Hauptüberträgerin des Gelb-, Dengue- und Zika-Fiebers sowie einiger anderer Viruserkrankungen und versursacht hohe Kosten.

Publikation:


Cuthbert R, Diagne C, Hudgins EJ, Turbelin A, Ahmed DA, Albert C, Bodey TW, Briski E, Essl F, et al.
Biological invasion costs reveal insufficient proactive management
Science of the Total Environment (2022)

DOI: 10.1016/j.scitotenv.2022.153404



Haubrock hat gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 17 internationalen Institutionen mit Hilfe der globalen Datenbank InvaCost zusammengestellt, welche wirtschaftlichen Kosten durch invasive Arten entstehen und in welchem Verhältnis sie zu entsprechenden Managementmaßnahmen stehen. Die Studie zeigt, dass die Ausgaben für Maßnahmen gegen invasive Arten seit 1960 weltweit bei etwa 84 Milliarden Euro gelegen haben. Im Vergleich dazu berechneten die Forschenden die Schadenskosten – Verluste in der Land- und Forstwirtschaft, Schäden an der Infrastruktur, Belastung der Gesundheitssysteme – im selben Zeitraum von 60 Jahren auf mindestens 976 Milliarden Euro.

„Nur 2,5 Milliarden Euro wurden dabei proaktiv für Präventionsmaßnahmen aufgewendet. Der überwiegende Teil der Kosten für das Management wurde für Kontroll- oder Ausrottungsmaßnahmen ausgegeben. Diese werden aber oft so spät ergriffen, dass sie nicht mehr erfolgreich sind“, erläutert der Gelnhäuser Biologe und ergänzt: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass ein Ausbau der Vorsorge sinnvoll wäre: Wurde vor der Ausbreitung von invasiven Arten in Managementmaßnahmen investiert, tauchen diese Tier und Pflanzen auch nicht mehr in der Liste der Top wirtschaftlichen Schädlinge auf.“


Die Robinie ist der am weitesten verbreitete invasive Baum in Österreich. Ursprünglich stammt sie aus Nordamerika.

Das Team hofft, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit zu einem frühzeitigeren Management biologischer Invasionen führen. „Wir konnten einen jährlichen Anstieg der Ausgaben für die Bekämpfung invasiver Arten feststellen; allein im Jahr 2020 wurden hierfür weltweit über 3,7 Milliarden Euro ausgegeben“, so Haubrock und weiter: „Invasive Arten gar nicht erst eindringen zu lassen, bedeutet, dass die von ihnen verursachten enormen Schäden und Verluste nicht von gesellschaftlichen Bereichen wie beispielsweise Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft getragen werden müssen. Wir hoffen, dass unsere Arbeit die Politik und die Entscheidungsträgerinnen und -träger dahingehend beeinflussen wird, dass sie früher in das Management invasiver Arten investieren, um sowohl die Ökosysteme als auch die Volkswirtschaften vor ihren negativen Auswirkungen zu schützen."


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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