Walgesang


Als Walgesang wird die akustische Kommunikation der Wale bezeichnet. Die Bezeichnung „Gesang“ (in der englischen Sprache {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) wurde von Walforschern gewählt, da eine Reihe von Walen, vor allem die Bartenwale, mit vorhersehbaren und sich wiederholenden Strophen kommuniziert. Darin ähnelt der Gesang dem Vogel- oder auch dem menschlichen Gesang.

Durch ihr Leben im Wasser sind Wale und andere Meeressäuger sehr stark auf die akustische Kommunikation angewiesen, vor allem, da der optische Sinn durch die hohe Lichtabsorption und der Geruchssinn aufgrund der relativ langsamen Verteilung von Stoffen im Wasser stark beeinträchtigt sind.

Für den Menschen leichter hörbar gemacht werden können Walgesänge mittels eines Unterwassermikrofons, das den Wasserschall in eine dem Schalldruck entsprechende elektrische Spannung wandelt.

Entstehung des Gesangs

Menschen produzieren Töne, indem sie Luft durch den Kehlkopf strömen lassen. Durch das Öffnen und Schließen der Stimmlippen entstehen Luftpakete. Kehle, Zunge und Lippen formen daraus unterschiedliche Laute oder Wortlaute. Die Tonbildung der Wale entsteht auf vollständig anderem Weg, wobei sie sich bei den beiden Hauptgruppen der Wale, den Barten- und den Zahnwalen, deutlich unterscheidet.

Tonbildung der Zahnwale

Schematische Abbildung des Delfinkopfes mit anatomischen Merkmalen der Lauterzeugung (englisch)

Das Tonspektrum der Zahnwale besteht vor allem aus kurzen hochfrequenten Klick- und Pfeiftönen; die langanhaltenden Tonfolgen, die klassischerweise als Walgesang bekannt sind, sind bei ihnen weniger ausgeprägt. Einzelne Klicklaute werden meistens zur Echoortung, Tonfolgen dagegen zur Kommunikation benutzt. In großen Delfinschulen entsteht so oft ein Gewirr von Geräuschen, das manchmal mit der Geräuschkulisse von Kindern auf einem Spielplatz verglichen wird. Über die Bedeutung der einzelnen Tonfolgen ist allerdings nur sehr wenig bekannt.

Die Töne selbst entstehen bei der Passage von Luft durch eine Raumstruktur im Kopf, die den menschlichen Nasenhöhlen entspricht und als {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) bezeichnet wird. Diese {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) liegen zwischen mehreren Luftsäcken, in denen die Luft gespeichert wird. Alle Zahnwale mit Ausnahme der Pottwale haben zwei Paare dieser „Lippen“, wodurch sie unabhängig voneinander zur selben Zeit zwei Töne produzieren können. Die Vibration, die an den {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) entsteht, wird weitergeleitet in die Melone des Wales. Hier wird der Ton geformt und in die richtige Richtung gelenkt, um zur Echoortung genutzt zu werden.

Tonbildung der Bartenwale

Bartenwale haben keine solchen phonic lips. Stattdessen besitzen sie einen Kehlkopf, der offensichtlich eine Rolle bei der Tonproduktion spielt, aber keine Stimmbänder aufweist. Bis heute ist der genaue Mechanismus der Tonbildung ungeklärt, er muss sich jedoch von dem der Menschen deutlich unterscheiden. Wale müssen nicht ausatmen, um die Töne zu produzieren.

Der Gesang der Buckelwale

Buckelwal
Spektrogramm, 10× Geschwindigkeit
(Ogg, 57kB)

Der eingangs erwähnte strophenhafte Walgesang ist kennzeichnend für den Buckelwal.

Männliche Buckelwale singen ausschließlich zur Paarungszeit, worauf sich die Annahme stützt, dass der Strophengesang der Partnerwahl dient. Unbekannt ist, ob es sich um ein Verhalten gegenüber dem Rivalen (akustischer Rivalenkampf) handelt oder imponierend gegenüber den Weibchen wirken soll.

Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen des Walgesangs stellten die Forscher Roger Payne und Scott McVay im Jahr 1971 an. Dabei konnten sie einen hierarchischen Aufbau der Töne erkennen. Die Basiseinheiten des Gesangs sind demnach einzelne, ununterbrochene Tonfolgen, die mehrere Sekunden andauern.

Vier bis sechs dieser Grundeinheiten bilden eine Teilstrophe, zwei Teilstrophen wiederum stellen eine Strophe dar. Dieselbe Strophe wiederholt ein Wal im Normalfall ständig über eine Zeitspanne von zwei bis vier Minuten. Dieser Teil wird als „Thema“ bezeichnet. Mehrere dieser „Themen“ in Folge ergeben den „Gesang“, der etwa 20 Minuten andauert. Derselbe „Gesang“ wird über mehrere Stunden oder sogar Tage immer wieder gesungen. Bezeichnet wurde diese Hierarchie als „Puppe in der Puppe“ ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

Jeder Walgesang entwickelt sich über eine gewisse Zeitspanne. So kann zum Beispiel eine Strophe, die mit einem erhöhten Ton („upsweep“) beginnt, im Laufe eines Monats so umgestellt sein, dass dieser Bereich durch eine konstanten Ton ausgetauscht wird. Andere Teile werden etwas mit der Zeit lauter oder leiser. Auch die Geschwindigkeit dieser Veränderungen variiert. So gibt es Jahre, in denen die Wale ständig ihre Gesänge variieren, während sie in anderen Jahren über längere Zeit hinweg konstant bleiben.

Idealisiertes Schema des Gesangs eines Buckelwales

Buckelwale, die in den gleichen Regionen leben, haben meistens sehr ähnliche Lieder mit teilweise nur sehr leichten Unterschieden. Dagegen haben Wale von geographisch vollständig getrennten Gebieten sehr unterschiedliche Gesänge. Während der Entwicklung der Gesänge werden alte Strophen nicht erneut aufgenommen. So konnte eine Studie über eine Zeitspanne von 19 Jahren zeigen, dass zwar generelle Teile immer mal wiederkehren, niemals jedoch in der gleichen Kombination.

Neben den Gesängen produzieren Buckelwale auch Töne, die nicht strophenartig aufgebaut sind, etwa zur Abgrenzung von Revierbereichen. Eine dritte Gruppe der Buckelwaltöne sind die sogenannten {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) (etwa „Futter-Rufe“). Dabei handelt es sich um einen zwischen fünf und zehn Sekunden langen, durchgehenden Ton annähernd gleicher Frequenz. Dieser wird bei der gemeinsamen Jagd eingesetzt, bei der sich mehrere Wale unterhalb von Fischschwärmen aufhalten und diese durch ausgeblasene Luft in einen Blasenvorgang einengen, um dann von unten mit geöffnetem Maul im Schwarm aufzutauchen. Bevor sie den Blasenteppich aufbauen, ertönt dieser Ton. Offensichtlich reagieren auch die Fische auf den Ton. So wurde nachgewiesen, dass bei Erklingen des Geräusches einzelne Fische fluchtartig den Hauptschwarm verlassen, unabhängig davon, ob Wale in der Nähe sind.

Infolge der guten Schallleitfähigkeit des Wassers und der niedrigen Frequenz der ausgesandten Schallwellen lassen sich die Gesänge noch aus großer Entfernung wahrnehmen. Hierbei werden mehrere hundert bis einige tausend Kilometer als mögliche Distanz zwischen singendem Tier und Empfänger angegeben.

Andere Formen

Die meisten anderen Wale produzieren Töne von unterschiedlicher Komplexität. Vor allem der Weißwal zeichnet sich durch ein immenses Spektrum an Tönen aus, das ihm den Namen Sea Canary beibrachte (Kanarienvogel des Meeres).

Bei Blauwalen hat man beobachtet, dass die Tonhöhe ihrer Gesänge seit den 1960er Jahren erheblich gesunken ist.[1] Die Ursache hierfür ist unklar; vermutet wird, dass die Wale heute über weniger große Entfernungen kommunizieren müssen als in den 1960er Jahre, da sich infolge der Einstellung der kommerziellen Jagd die Populationsdichte vergrößert habe. Ein tiefer Gesang der männlichen Wale signalisiere zudem ein großes Lungen- und Körpervolumen, weswegen weibliche Wale bei der Partnerwahl möglicherweise größere Tiere bevorzugen.

Menschen und Walgesänge

Während sich einige Beobachter die von den Walgesängen ausgehende Faszination damit erklären, dass es sich bei den Tieren um Meerestiere handelt, sind viele Forscher der Ansicht, dass der Gesang bei den Walen eine wichtige Rolle in der Entwicklung und vor allem für das Wohlbefinden der Tiere spielt und sich dies auch auf den Menschen überträgt. Häufig wird Gegnern des Walfangs vorgeworfen, die Walgesänge für ihre Sache zu nutzen und ihre Position dadurch zu untermauern, dass sie die Menschen mit den vermenschlichten Gesängen emotional an die Wale binden wollen. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass Organisationen, die sich für den Walfang einsetzen, die Bedeutung des Gesangs oft herunterspielen.

Diejenigen, die den Walgesang und die Kommunikation der Wale für einen wichtigen Teil im Leben der Wale halten, sind vor allem beunruhigt von der Zunahme der Geräusche in den Ozeanen und deren Effekte auf die Wale. Untersuchungen an Großen Schwertwalen im Gebiet von Vancouver zeigten, dass die Tiere mit zunehmendem Bootsverkehr die Frequenz ihrer Rufe veränderten und auch die Lautstärke erhöhten, um die Signale noch zu hören. Umweltschützer fürchten eine massive Zunahme des Stresses für die Tiere durch diese akustische Umweltverschmutzung. So vermuten sie einen Zusammenhang zwischen Walstrandungen und dem Einsatz militärischer Sonare, die den Orientierungssinn der Tiere stören.

Whalesong-Projekt

Das Whalesong-Projekt findet seit einigen Jahren auf der Insel Maui (Hawaiʻi) statt. Jeden Winter während der Walsaison kümmert sich eine Gruppe samt dem Gründer Dan Sythe darum, dass vor der Küste der Stadt Kihei im Süden Mauis, ein Hydrophon an einer Boje ins Wasser gehängt wird, von dem 24 Stunden am Tag live die dortigen Walgesänge und Geräusche mit einer maximalen Verzögerung von acht Sekunden über das Internet gehört werden können.

Tonbeispiele

Buckelwal
Gesang eines Buckelwals:
Buckelwalgesang an einem windigen Tag:
„Gesang“ des Großen Schwertwals:
Großer Schwertwal, entfernt:
Großer Schwertwal:

Literatur

  • Adam S. Frankel: Sound production. In: Encyclopedia of Marine Mammals. Academic Press, San Diego / London 2002, ISBN 0125513402, S. 1126–1137

Audio-CD

  • Wolfgang Tins: Walstimmen. Gesänge und Rufe aus der Tiefe. Musikverlag Edition Ample, Germering 2000, ISBN 978-3-935329-01-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mark A. McDonald et. al.: Worldwide decline in tonal frequencies of blue whale songs. Endangered Species Research, Band 9, 2009, S, 13–21, doi:10.3354/esr00217, Volltext (PDF)

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