Würmer

Paragordius tricuspidatus aus Südfrankreich

Als Würmer (Einzahl: Wurm) bezeichnet man eine ganze Reihe zum Teil nur sehr entfernt verwandter wirbelloser Tiere. Sie zeichnen sich durch einen langgestreckten, schlauchförmigen Körperbau und kriechende Fortbewegungsweise aus. Ursprünglich wurde von der Zoologie versucht, alle wurmförmigen Tiere aufgrund ihrer äußeren Merkmale in ein enges Verwandtschaftsverhältnis zu stellen und in der Klasse der Würmer (Vermes) zusammenzufassen. Weil die vielen verschiedenen wurmförmigen Tierarten, schon wegen ihres unterschiedlichen inneren Aufbaus, kaum miteinander verwandt sind (Heterophylie), musste diese Idee allerdings mittlerweile aufgegeben werden. Auch die Gegenüberstellung von „Höheren Würmern“ (Annelida) und „Niederen Würmern“ (Aschelminthes und Plathelminthes) ist heute völlig überholt. Trotzdem sind alle diese Tiere durch konvergente Evolution morphologisch einander so ähnlich, dass für eine allgemeinere bzw. populäre Betrachtung der Begriff Wurm immer noch verwendet werden kann und wird.

Merkmale

Als Wurm bezeichnet man ein Tier mit gestrecktem, drehrundem oder abgeflachtem Körperbau, der nach außen hin oft radiärsymmetrisch erscheint, auch wenn das Tier in Wirklichkeit bilateralsymmetrisch ist – alle Würmer gehören zu den Bilateria. Das Fehlen von Extremitäten wie Beinen oder Fühlern sowie eine daraus resultierende kriechende Fortbewegungsweise sind ebenfalls typisch. Den meisten Würmern fehlt zudem ein festes inneres oder äußeres Skelett (Exoskelett), oft werden die Tiere durch ein Hydroskelett, also ein System mit Flüssigkeit gefüllter Kammern im Körperinneren, gestützt.

Fälschlicherweise wird der deutsche Begriff Wurm auch bei einigen Insektenlarven verwendet, etwa für die Larve des Ölkäfers oder den Mehlwurm, der aber aufgrund mehrerer Merkmale, wie z. B. dem Vorhandensein von Beinen und Fühlern sowie eines Chitinpanzers, eindeutig als Insekt zu identifizieren ist und somit keinen Wurm darstellt.

Im Mittelalter wurden oft noch vielerlei andere „kriechende Tiere“ als Würmer bezeichnet (siehe Lindwurm).

Systematik

Alle Würmer gehören zu den wirbellosen Tieren (Evertebrata). Bis auf die Eichelwürmer zählen sie zu den Urmundtieren (Protostomia). Dass es nicht möglich ist, eine weitere generelle Einordnung für alle Wurmarten zu treffen, zeigt, was für eine heterogene Gruppe die Würmer darstellen. Es finden sich hierin sowohl Lophotrochozoen als auch Häutungstiere (Ecdysozoa). Zu den verschiedenen Tierstämmen, in denen Würmer vorkommen, gehören:

Regenwürmer sorgen für die Durchlüftung des Bodens

Die Regenwürmer gehören zu den Ringelwürmern.

Im Stamm der Gliederfüßer, zu denen auch Insekten, Spinnentiere und Krebstiere gehören, finden sich die Zungenwürmer (Pentastomida), die zu den Krebstieren (Crustacea) gehören, als wurmartige Vertreter.

Wissenschaftler, die sich mit einem oder mehreren der oben genannten Tierstämme befassen, werden auch heute noch Helminthologen (übersetzt etwa „Wurmkundler“) genannt.

Bedeutung

Einige parasitäre Würmer, die als Eingeweidewürmer bezeichneten Bandwürmer, Fadenwürmer und Saugwürmer, können beim Menschen oder auch bei anderen Tieren Wurmerkrankungen hervorrufen, aber es gibt auch viele für den Menschen unschädliche Würmer bzw. auch solche, die nützlich sind (z. B. der Regenwurm, der die Qualität des Bodens, den er bewohnt, verbessert). Wegen des heterogenen Ursprungs der verschiedenen Würmer sind die Lebensräume und -weisen natürlich ebenso unterschiedlich. Würmer kommen nicht nur an Land vor (wie der oben erwähnte Regenwurm), sondern auch marin wie beispielsweise die Bartwürmer, die selbst an den extremen Standorten der Tiefsee in großer Zahl überleben können. Würmer haben in Ökosystemen oft eine große Bedeutung als Destruenten, sind aber auch selbst oft Nahrung für bestimmte fleischfressende Tiere wie z. B. Vögel, kleine Säugetiere oder Fische.

Siehe auch

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