Viele Saugwürmer in Ruhrseen – Gutes Zeichen für Ökosystem



Bio-News vom 31.03.2020

Parasiten haben einen schlechten Ruf, dabei sind diese unsichtbaren Lebewesen wichtig für ein gesundes Ökosystem. In den Seen der Ruhr haben Wissenschaftler des Zentrums für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) der Universität Duisburg-Essen (UDE) überraschend viele Arten von Trematoden entdeckt. Diese Saugwürmer, die sich in anderen Lebewesen einnisten, sind ein gutes Zeichen.

In einem fremden Organismus auf dessen Kosten zu leben, ist in der Natur weit verbreitet. „Trematoden sind dabei gleich auf mehrere Wirte angewiesen: Einen Teil ihres komplizierten Lebenszyklus` verbringen sie als Larven in Wasserschnecken und verlassen sie wieder, um in einem anderen Lebewesen – zum Beispiel einem Fisch – weiterzuwachsen“, sagt Bernd Sures, Professor für Aquatische Ökologie. „Oft ist auch das nur eine Zwischenstation: Ein Vogel oder ein anderes Tier frisst den Fisch und wird dann von den Saugwürmern befallen. Die Wurm-Eier werden später über den Kot des Endwirts ausgeschieden. Der Kreislauf kann von Neuem beginnen.“


Publikation:


Christian Selbach, Miroslava Soldánová, Christian K. Feld, Aneta Kostadinova, and Bernd Sures
Hidden parasite diversity in a European freshwater system
Scientific Reports volume 10, Article number: 2694 (2020)

DOI: 10.1038/s41598-020-59548-5



Über 5.500 Wasserschnecken hat Sures‘ Mitarbeiter Dr. Christian Selbach mit einem internationalen Team in drei Talsperren (Sorpe-, Verse-, Hennetalsperre) und zwei Stauseen (Baldeney-, Hengsteysee) der Ruhr gesammelt. In den fünf häufigsten Schneckenarten, die dort vorkommen, konnten sie insgesamt 36 verschiedene Arten von parasitischen Saugwürmern identifizieren. Das hat sie selbst überrascht. Es ist weltweit die erste groß angelegte Studie zur Trematoden-Vielfalt in einem vernetzten Süßwassersystem.

„Ein gesundes Ökosystem ist reich an Parasiten“, erklärt Sures, warum man sich über sie freuen sollte. „Sie übernehmen wichtige ökologische Funktionen: So regulieren sie die Populationen von Zwischenwirten und Endwirten und strukturieren das Netz von Nahrungsbeziehungen; sie zeigen an, wie viele andere Tiere in diesem Lebensraum noch vorkommen. Sie sind Teil der Artenvielfalt und liefern wertvolle Informationen über den Zustand der Gewässer.“

Bei Biodiversität dächten viele Menschen an tropische Regenwälder oder bunte Korallenriffe, sagen Sures und Selbach. „Dabei machen auch Parasiten einen großen Teil der biologischen Vielfalt auf Erden aus. Oft sind sie im Verborgenen zu finden – direkt vor unserer Tür in den Stauseen und Talsperren der Ruhr.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Duisburg-Essen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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