Theodor Schwann


Theodor Schwann (* 7. Dezember 1810 in Neuss; † 11. Januar 1882 in Köln) war ein deutscher Physiologe. Nach ihm wurden die Schwann’sche Scheide bei Nervenzellen und die Schwann-Zelle benannt. Er entdeckte 1836 das Pepsin und zeigte 1839, dass Tiere und Pflanzen aus Zellen bestehen.

Th. Schwann, Lithographie von Rudolf Hoffmann (1857)

Leben

Theodor Schwann war der Sohn des Goldschmieds und Verlegers Leonard Schwann und seiner Frau Elisabeth geb. Rottels. Nach der Elementarschule besuchte Theodor Schwann das Progymnasium in Neuss, dann das Marzellengymnasium in Köln, wo er 1829 das Abitur erhielt.[1]

An der Universität Berlin studierte Schwann Medizin unter Johannes Peter Müller, der viele deutsche Physiologen des 19. Jahrhunderts unterrichtete. Sein Medizinstudium begann er 1829 in Bonn, später wechselte er über Würzburg nach Berlin. Während seiner Zeit in Würzburg (circa 1830) war er Mitglied der Studentenverbindung Amicita, die heute wieder Burschenschaft Germania heißt. 1836, während er an der Universität von Berlin war, entdeckte er das Pepsin in den Extrakten von Magenfutter, ein Enzym verantwortlich für die Verdauung. Pepsin war das erste Enzym, das aus tierischem Gewebe isoliert wurde. 1837 zeigte Schwann, dass etwas in der Luft, das durch Hitze zerstört wird, Zerfall verursacht, wobei die Luft selbst aber nicht zerfällt. Außerdem wies er unabhängig von Friedrich Traugott Kützing und Charles Cagniard de la Tour nach, dass Mikroorganismen, Hefen, für die alkoholische Gärung verantwortlich sind.[2]

Theodor Schwann

Schwann wurde 1838 Professor an der Katholischen Universität Löwen und 1848 an der Universität Lüttich. Dort fand er heraus, dass die Gärung von Zucker und Stärke das Resultat der Lebensprozesse waren. Er erforschte auch die Muskelkontraktion und Nervenstruktur. Dabei entdeckte er den gestreiften Muskel des oberen Ösophagus und die Myelinhülle von Zusatzaxonen, Schwann-Zellen genannt. Schwann prägte die Bezeichnung „Metabolismus“, um die chemischen Umwandlungen zu beschreiben, die in lebendem Gewebe stattfinden und formulierte die Grundprinzipien der Embryologie, indem er beobachtete, dass ein Ei eine Einzelzelle ist, die sich schließlich zu einem vollständigen Organismus entwickelt.

Schwann entwickelte im Jahr 1839 zusammen mit Matthias Schleiden die Zelltheorie, welche die Zellen als die grundlegenden Partikel der Pflanzen und der Tiere kennzeichnet. Schwann und Schleiden erkannten, dass einige Organismen einzellig sind, während andere mehrzellig sind. Sie erkannten auch, dass Membranen und Zellkerne zu den allgemeinen Zelleigenschaften gehören und beschrieben sie durch Vergleich der verschiedenen Tier- und Pflanzengewebe. Diese Beobachtungen und die Zellentheorie wurden in Schwanns „Mikroskopische Untersuchungen über die Übereinstimmung in der Struktur und dem Wachstum der Tiere und Pflanzen“ zusammengefasst und 1839 veröffentlicht.

Schwann regte durch seine Zellentheorie die Forschung in diesem Bereich weiter an. Er gilt heute als Begründer der modernen Gewebelehre. Theodor Schwann starb im Alter von 71 Jahren.

Auszeichnungen

  • 1845: Copley-Medaille
  • 1875: Pour le mérite für Wissenschaft und Künste

Erinnerung

Das Theodor-Schwann-Denkmal in der Neusser Innenstadt

In Neuss gab es ein Theodor-Schwann-Gymnasium, das allerdings 1993 aufgelöst und mit dem Marie-Curie-Gymnasium der Stadt Neuss fusioniert wurde. In den Gebäuden des alten Theodor-Schwann-Gymnasiums fand die erste Gesamtschule der Stadt Neuss Janusz-Korczak-Gesamtschule ihre Bleibe. Heute gibt es noch eine große Sitzstatue in der Neusser Innenstadt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde und an den großen Sohn der Stadt erinnert. Sein Geburtshaus ist erhalten und eine Straße in Neuss wurde nach ihm benannt. Seit Februar 2008 trägt das Weiterbildungskolleg der Stadt Neuss den Namen des Forschers. Es heißt heute Theodor-Schwann-Kolleg.[3] Seit Oktober 2011 gibt es in Göttingen das Schwann-Schleiden-Forschungszentrum für Molekulare Zellbiologie.[4] Die Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) vergibt seit 2003 einen Theodor-Schwann-Preis für herausragende Beiträge zu ihren Jahreskongressen.[5]

Literatur

  • Ernst Julius Gurlt: Schwann, Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 188–190.
  • Gerhard Müller-Strahl: Schwann, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 788 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Theodor Schwann – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Claudia Chehab: Zum 125. Todestag des Naturforschers Theodor Schwann. Vortrag vom 11. Januar 2007 (online)
  2. Theodor Schwann (1837): Vorläufige Mitteilung, betreffend Versuche über die Weingährung und Fäulnis. In: Annalen der Physik und Chemie. Bd. 41, S. 184–193
  3. Weiterbildungskolleg heißt nun Theodor-Schwann-Kolleg. Pressemitteilung der Stadt Neuss, 7. Februar 2008 (online)
  4. Neuro- und Pflanzenbiologie der Universität Göttingen beziehen neues Gebäude auf dem Nordcampus Pressemitteilung der Georg-August-Universität Göttingen, 13. Oktober 2011 ([1])
  5. Theodor Schwann-Preis bei der Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (dgnn.de); abgerufen am 19. Oktober 2012

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