Linkshänder


(Weitergeleitet von Sinistralität)
Ein Linkshänder beim Schreiben

Linkshänder nutzen bevorzugt ihre linke Hand, insbesondere für Tätigkeiten, die hohe Ansprüche an Feinmotorik, Kraft oder Schnelligkeit stellen (z. B. zum Schreiben oder Werfen). Die Händigkeit, also die Präferenz der rechten oder linken Hand, wird durch die Dominanz der gegenseitigen Hirnhälfte erklärt. Es ist bisher unklar, ob Linkshändigkeit (auch Sinistralität[1]) eine angeborene Veranlagung ist. Viele Autoren sind der Ansicht, dass sie nicht verändert werden sollte.

Hintergrund

Die Dominanz einer Hand

Im Laufe der Evolution hat sich beim Menschen die Dominanz einer Hand entwickelt. Die gewaltigen Entwicklungsschritte des menschlichen Geistes konnten nur durch eine Spezialisierung der beiden Hirnhälften und durch deren perfektes Zusammenspiel geschehen. Da jede Hirnhemisphäre ihren spezifischen Anteil an der Informationsverarbeitung hat, bezeichnet man dies auch als funktionelle Asymmetrie. Um die hochkomplexen Abläufe im Gehirn zu regeln, hat es sich durchgesetzt, dass eine Hirnhälfte die Führung übernimmt. Jede Hirnhälfte ist über Hauptnervenstränge mit der jeweils gegenseitigen Körperhälfte verbunden und steuert diese. Bei Linkshändigkeit kann also von einer führenden Rolle der rechten Hirnhälfte ausgegangen werden.

Die dominante Hand kann schneller, exakter, stärker agieren. Vor allem, wenn eine spontane Reaktion gefordert ist, und bei Tätigkeiten, die mit einer besonderen kognitiven Leistung verbunden sind. Das heißt aber nicht, dass eine Hand alles kann und die andere nichts. Vielmehr haben die Hände spezifische Aufgabenbereiche, die sich ergänzen. Diese Spezialisierung wird von Wissenschaftlern auch als „Beidhändigkeit höherer Ordnung“[2] bezeichnet:

  • dominant = Hauptakteur, schnelle Reaktion, besondere Feinmotorik und Geschicklichkeit
  • nichtdominant = Vorbereiten und Begleiten der Aktion, aktive Haltefunktionen[3]

Warum in allen Kulturkreisen rechtshändige Menschen in der Mehrheit sind, ist – trotz vielfältiger Theorien – weitgehend unklar. Vermutlich ist daran die funktionelle Gliederung des Gehirns ebenso beteiligt wie gesellschaftliche Faktoren.[4]

Anteil der Linkshänder

Statistiken geben den phänotypischen Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung mit 10 bis 15 Prozent an. Es ist zu beachten, dass der Wert bei Befragungen unter Umständen geringer ausfällt als bei gezielten Tests, was auf die lange Zeit verbreitete Umerziehung zurückzuführen ist. Daher sind Linkshänder in Statistiken unter alten Menschen deutlich seltener.

Der genotypische Anteil ist offenbar noch nicht hinreichend wissenschaftlich nachgewiesen. Schätzungen gehen bis zur Hälfte der Bevölkerung (Gleichverteilung).

Bestimmung der individuellen Händigkeit

Bei den meisten Kindern kann durch Beobachten spontaner Handlungen und Reflexe schon früh die deutliche Präferenz einer Hand erkannt werden. Beim Ausprobieren und Erkunden der Fähigkeiten beider Hände sollen Kinder möglichst nicht beeinflusst werden. Die individuelle Händigkeit festigt sich während der ersten Lebensjahre.

In Einzelfällen ist zu beobachten, dass Kinder sich selbst auf die rechte Hand umschulen, weil sie Rechtshänder aus ihrem Umfeld nachahmen. Dies sollte aber vermieden werden, da es ebenso Folgeprobleme verursachen kann wie eine erzwungene Umschulung[5].

Mit dem Schuleintritt sollte die Händigkeit entschieden sein. Denn ein mehrmaliges Umstellen der Schreibhand ist für die Entwicklung nachteilig. In unklaren Fällen können spezifische Tests weiterhelfen. Sie werden z.B. von Beratungsstellen für Linkshänder oder von Ergotherapeuten mit entsprechender Qualifikation angeboten. Einen Überblick verschiedener Testmethoden bietet z. B. der Ratgeber „Linkshändig?“[6].

Wird eine ursprünglich linkshändige Veranlagung des Kindes erst später erkannt, gibt es inzwischen Verfahrensweisen einer behutsamen Rückschulung mit Hilfe professioneller Berater.

Linkshändiges Schreiben

Johanna Barbara Sattler betont, dass die Händigkeit nicht umerzogen werden dürfe, da dies einen der „massivsten unblutigen Eingriffe in das menschliche Gehirn“ darstelle und zu zahlreichen Folgeproblemen führe. Dementsprechend besagen heute die Schulrichtlinien fast aller deutscher Kultusministerien, dass eine bestehende Linkshändigkeit nicht verändert werden darf[7].

Linkshändige Kinder sollten ihre Veranlagung als natürlich und gleichberechtigt erfahren. Als Schreibanfänger benötigen sie spezielle methodische Unterstützung, insbesondere beim Erlernen der passenden Schreibhaltung. Besonders zu beachtende Aspekte sind:

  • Schreibrichtung: Die natürliche Blick- und Schreibrichtung vieler Linkshänder verläuft von rechts nach links. Bei den ersten Schreib- und Leseübungen können daher Verdrehungen von Buchstaben, Silben oder Ziffern sowie die Verwendung von Spiegelschrift vorkommen. In der Regel ist das aber ein vorübergehendes Phänomen.[8]
  • Stift- und Blatthaltung: Es wird empfohlen, auf folgende ergonomische Schreibhaltung zu achten: Das Blatt liegt etwas links der Körpermitte und ist leicht im Uhrzeigersinn gedreht. Das Stiftende zeigt etwa zur linken Schulter. Die Hand bleibt immer unterhalb der Schreiblinie.[9] So ist entspanntes Schreiben möglich, ohne die Tinte zu verwischen. Es ist auch eine spezielle Schreibunterlage erhältlich mit Markierung der richtigen Blattlage. Teils findet sich bei Linkshändern auch eine hakenförmige oder invertierte Schreibhaltung. Dabei wird die stärker angewinkelte Hand oberhalb der Schreiblinie entlanggeführt. Hinsichtlich der Ergonomie ist diese Haltung aber ungünstiger.[10][11]
  • Auswahl der Schreibmaterialien: Füllfederhalter für Linkshänder (mit spezifischer Griff-Form und Feder) werden von mehreren Firmen angeboten. Die Federbreite sollte individuell ausgewählt werden. Sie muss sich gut schieben und ziehen lassen, dabei aber nicht zu viel Tinte abgeben (schnelles Trocknen). An manchen Schulen ist statt des Füllers auch ein Tintenstift erlaubt, der für manche Linkshänder praktischer ist. Im Schulalltag können noch weitere spezifische Linkshänderprodukte sinnvoll sein, z.B. Spitzer, Lineal, Linkshänder-Spiralblock etc.
  • Sitzposition: Zur Linken des Schülers sollte kein rechts-schreibendes Kind sitzen, da sonst für beide die Bewegungsfreiheit des Schreibarms eingeschränkt wird. Die Tafel sollte geradeaus oder mittels einer Rechtsdrehung des Körpers einzusehen sein. Der Lichteinfall ist am günstigsten von rechts oder von vorn[12].

Kurzschrift: Um dem natürlichen Bewegungsablauf von Linkshändern entgegenzukommen, wurde das Stenografiesystem Stiefografie den Bedürfnissen der Linkshänder angepasst, indem diese Kurzschrift gespiegelt und somit von rechts nach links geschrieben wird (siehe Weblink).

Viele Linkshänder empfinden den Umstieg auf das Schreiben per Computertastatur als Erleichterung.

Manche Linkshänder können spontan Spiegelschrift schreiben. Inwieweit diese Fähigkeit davon abhängig ist, ob sie umerzogen worden sind oder nicht, ist in der Forschung umstritten. Dieses so genannte Leonardo-Phänomen lässt sich teilweise auch bei Personen beobachten, die sich selbst nicht als Linkshänder verstehen, wird jedoch in der Regel Linkshändern zugeordnet.[13][14]

Umerziehung und Folgeprobleme

Da Rechtshändigkeit in unserer Gesellschaft als Norm gilt, wurden Linkshänder bis in die 1970er-Jahre in der Regel spätestens mit der Einschulung gezwungen, ausschließlich die rechte Hand als Schreibhand zu verwenden. Bei diesen „umgeschulten“ Linkshändern zeigten sich in der Folge häufig negative Begleiterscheinungen – beispielsweise psychische Probleme, schlechtere Schulleistungen, Gedächtnis- oder Sprachstörungen (z. B. Stottern), Bettnässen; auch die Lese- und Rechtschreibschwäche (Legasthenie) wird in einigen Fällen als Folge der Umerziehung eines Linkshänders angesehen. Einige umerzogene Linkshänder berichten zudem von einer Art innerer Zerrissenheit, wenn sie etwa die linke Hand zum Zeichnen verwenden.[15]

Auch heutzutage ist es vielerorts noch üblich, Linkshänder umzuerziehen, da die neuronalen Zusammenhänge und die psychischen und kognitiven Folgen der Umerziehung noch nicht ausreichend in der Bevölkerung bekannt sind. So glauben manche noch immer, ein Linkshänder habe es in einer Welt von Rechtshändern dann einfacher, wenn er gleich auf rechts umerzogen wird.

Häufiger hat eine Umerziehung jedoch kulturelle Ursachen (beispielsweise durch die zur Begrüßung verwendete rechte Hand). Dies trifft weltweit zu: So gilt Linkshändigkeit in arabischen Kulturen bzw. in islamischen Ländern als schweres Stigma. Die Ursachen dafür liegen viele Jahrhunderte in der Vergangenheit und sind zum Teil pragmatischen Natur: In der arabischen (islamischen) und in anderen Kulturen wird die Reinigung nach dem Stuhlgang üblicherweise direkt mit der linken Hand und Wasser ausgeführt. Dies führte zu der Betrachtung der linken Hand als unrein; sie wird daher nicht zum Essen oder für soziale Kontakte eingesetzt.

Auch bei einer Umerziehung wird der Linkshänder nicht zum Rechtshänder. Es übernehmen lediglich andere Hirnareale die Steuerung des Bewegungsapparates.[16][17]

Linkshändigkeit in Alltag, Hobby und Beruf

Auch wenn Linkshändigkeit heute als natürliche Veranlagung akzeptiert wird, gibt es in einer rechtshändig normierten Umwelt zahlreiche Aspekte, in denen sich Linkshänder anpassen oder umdenken müssen. Strukturen, Produkte, Abläufe und Geräte sind fast immer für Rechtshänder ausgelegt. Zwar sind Linkshänder dadurch flexibler im Denken und Handeln, die weitgehende Nichtberücksichtigung der linkshändigen Veranlagung wird aber häufig als Diskriminierung empfunden.

In einzelnen Bereichen werden inzwischen die spezifischen Anforderungen von Linkshändern stärker beachtet. Linkshänder-Produkte können den Alltag erleichtern, sind aber häufig teuer und schwieriger zu beschaffen. Je genauer, anspruchsvoller und langandauernder eine Tätigkeit ist, desto hilfreicher können solche Produkte sein.

Werkzeuge und Alltagsgegenstände

Für Schule und Alltag

Einige Küchenwerkzeuge für Linkshänder
Linkshänderschere
Rechtshänderschere
Besonderheit eines (2) Rechtshänder- und (3) Linkshänder-Messers
  • Für den schulischen Bedarf sind Füller, Lineale, Spitzer und Spiralblöcke für Linkshänder erhältlich. Besonders wichtig ist, dass beim Füller sowohl Feder als auch Griffmulden auf die linkshändige Schreibweise ausgerichtet sind (siehe auch Kapitel „Linkshändiges Schreiben“).
  • Computermäuse: Ungünstig sind für Linkshänder Computermäuse, die in ihrer Form besonders an die Ergonomie der rechten Hand angepasst sind. Symmetrisch geformte Mäuse lassen sich, evtl. mit Wechsel der Tastenbelegung, meist problemlos linkshändig bedienen.
  • Scheren: Der kritische Punkt bei der Schere ist die Anordnung der Klingen. Um präzise schneiden zu können, muss die Innenseite der oberen Schneidekante dem Auge zugewandt sein, andernfalls muss man sich über die Klinge beugen um die Schnittlinie gut sehen zu können. Diese Anordnung kommt auch der Anatomie der menschlichen Hand entgegen: Die Klingen werden so beim Schneiden zusammengepresst, wohingegen sie bei umgekehrter Anordnung eher auseinandergedrückt werden. Darüber hinaus sind die Grifflöcher oft ergonomisch an die Form der rechten Hand angepasst. Es gibt Linkshänder-Scheren im Fachhandel oder in Linkshänderläden.
  • Messer: Manche, zumeist japanische, Küchenmesser sind nur einseitig angeschliffen. Und zwar so, dass bei vorausgesetzter rechtshändiger Nutzung die gerade Klingenseite am Schnittgut liegt. Bei spiegelbildlicher Nutzung durch Linkshänder ist gerades Schneiden kaum möglich.
  • Weitere asymmetrische Geräte wie Korkenzieher, Geldbörsen oder Dosenöffner sind regulär für Rechtshänder ausgelegt, können aber in gespiegelter Form erworben werden.
  • Fotoapparate sind zumeist für die rechte Hand konzipiert. Das heißt, der Auslöser befindet sich auf der rechten Seite. Der japanische Kamera-Hersteller Yashica sorgte aber vor Jahren für Furore, als er mit der Yashica Samurai Z-L eine Linkshänderversion eines Kameramodells auf den Markt brachte.

Werkzeuge, Maschinen

Einige Werkzeuge, wie zum Beispiel Schleifmaschinen und Bohrmaschinen, bergen in konventioneller Ausstattung ein erhöhtes Unfallrisiko für Linkshänder, da die Handhabung entsprechend der Herstellervorgaben nicht deren bevorzugter Arbeitsweise entspricht. So liegt der Arretierknopf sehr häufig auf der linken Seite des Handgriffs. Dies hat zur Folge, dass ein Linkshänder ihn statt am Daumen unter der Handfläche hat und oft beim festen Zupacken unbeabsichtigt betätigt.

Bei Schusswaffen ist der einseitige Sicherungshebel grundsätzlich für den Daumen der rechten Hand ausgelegt. Bei neueren Schusswaffen werden vermehrt zweiseitige oder zentral angeordnete (Abzugs- oder Griff-)Sicherungen eingesetzt.

Musikinstrumente

Händigkeitsgerechtes Musizieren

Beim händigkeitsgerechten Musizieren sind die Aufgaben der Hände entsprechend ihrer besonderen Stärken verteilt und ermöglichen ein optimales Zusammenspiel. Für Rechtshänder mit konventionellen Instrumenten ist dies selbstverständlich. Unter Musikpädagogen wird die Berücksichtigung der Händigkeit beim Musizieren zunehmend beachtet[18]. Diverse Instrumente werden bereits in spezifischer Ausführung für Linkshänder angeboten, vor allem populäre Musikinstrumente wie Gitarren und E-Bässe.

Nahezu alle Musikinstrumente sind asymmetrisch, insbesondere Tasten-, Harmonika- und Streichinstrumente. Sie können also nicht einfach spiegelbildlich bespielt werden. Daher lernen Linkshänder diese Instrumente bislang meist in gleicher Weise wie Rechtshänder. Es gibt Linkshänder, die trotz dieser seitenfalschen Spielweise großes Können erlangen. Laut Mengler kann es aber auch zu Folgeproblemen kommen ähnlich wie beim Umschulen der Schreibhand:

  • Unterforderung der dominanten und Überforderung der nichtdominanten Hand.
  • Störung der Balance und Koordination.
  • Höhere Anforderung an die Gehirnleistung durch zusätzliche Koordinationsaufgaben.
  • Schnellere Ermüdung durch permanent höheren Kraftaufwand.
  • Einschränkung bzw. Unstimmigkeit im musikalischen Ausdruck.
  • Weniger leichtes Erreichen eines Wohlgefühls beim Spielen (sogenannter 'Flow')[19].

Diese Probleme können durch händigkeitsgerechtes Instrumentalspiel verhindert werden. Allerdings stehen diesen Chancen (noch) einige Faktoren entgegen:

  • Professionelle Orchester nehmen bislang in der Regel keine linksspielenden Musiker auf.
  • Nicht jedes Instrument ist in linkshändiger Bauweise erhältlich. Teils hat man weniger Auswahl oder es fehlen entsprechende Leihinstrumente für Anfänger.
  • Viele Lehrer lehnen Unterricht auf Linkshänderinstrumenten ab und verfügen über wenig Erfahrung hinsichtlich dieser Spielweise.

Es muss also immer individuell entschieden werden, ob ein linkshändergerechtes oder ein konventionelles Instrument erlernt/gespielt wird.

Instrumente

  • Streichinstrumente gehören zu den leicht asymmetrisch gebauten Instrumenten. Einfaches Umspannen der Saiten genügt nicht für linkshändiges Spiel. Einzelne Firmen und Geigenbauer bieten aber speziell gebaute Instrumente für Linkshänder an. Der Umbau eines vorhandenen konventionellen Instruments ist mit einigem Aufwand auch möglich. Besonderer Vorteil bei händigkeitsgerechter Spielweise ist, dass Ton und Ausdruck mit der dominanten Hand erzeugt werden. Die hohen Anforderungen der Bogenführung an Feingefühl und Koordination können mit der nichtdominanten Hand nur eingeschränkt erbracht werden.
  • Holzblasinstrumente können trotz asymmetrischer Applikatur ebenso von Links- wie von Rechtshändern gespielt werden, da beide Hände vergleichbare Tätigkeiten ausführen und der Ton über den Mund erzeugt wird. Es wird aber vermutet, dass es Vorteile bietet, wenn die dominante Hand den weiter vom Körper entfernten Part der Griffe übernimmt. Blockflöten gibt es auch mit Bohrungen für Linkshänder.
  • Blechblasinstrumente: Das perfekte Linkshänderinstrument ist das Waldhorn, weil die Ventile sowieso mit links bedient werden, während die rechte Hand zum Stopfen im Schalltrichter verwendet wird. Ventillose Posaunen lassen sich durch Rotation des Schallbechers sofort für Linkshänder umrüsten, alle anderen Blechblasinstrumente sind rechtshändig gebaut.
  • Schlagwerk: Fellinstrumente sind überwiegend symmetrisch. Das Schlagzeug jedoch muss für Linkshänder komplett gespiegelt aufgebaut werden, das verläuft bei den meisten Teilen des Instrumentes komplikationslos, jedoch gibt es zum Beispiel Doppelfußmaschinen zum schnellen Bedienen der Basstrommel für Linkshänder, da bei der Fuß- und Beinarbeit am Schlagzeug dann der linke Fuß regulär auch der führende ist. Schlaginstrumente mit distinkter (Vibrafon, Xylofon, Marimbafon, Glockenspiel usw.) sind nicht symmetrisch. Sie ließen sich zwar einfach um 180° drehen, so dass die hohen Töne links und die tiefen rechts sind, aber die pentatonische Reihe ist dann vorne und nicht hinten, wie es umgekehrt üblich ist.
  • Harfe: Die Harfe erscheint nur auf den ersten Blick (im Resonanzkörper) symmetrisch, ist jedoch im Hals geneigt und kommt auf der rechten Schulter zu liegen. Es werden jedoch auch Linkshänderharfen gebaut, bei diesen ist dann die Saitenbespannung samt Klappen (wenn vorhanden) invertiert. Da die Harfe mit beiden Händen bespielt wird, ist eine Linkshänderharfe nicht nötig. Es kommt viel mehr auf das Stück an und welche Hand die Melodie spielt. Harfe spielen ist ein gutes Training für die Benutzung beider Hände.
  • Tasteninstrumente wie das Klavier lassen sich ohne völlige Neukonstruktion nicht in Linkshänderinstrumente umwandeln, da die hohen Töne rechts, die tiefen Töne links, und die pentatonische Reihe oben liegen.

Forschung zur Linkshändigkeit

Probleme der Linkshänderforschung

Hinsichtlich der Zielrichtung und Probandenauswahl war und ist die Forschung über Linkshändigkeit mit einigen Problemen behaftet:

  • Bei der Auswahl der Probanden gibt es keine einheitliche Definition von Linkshändigkeit. Teils zählen nur links schreibende, teils auch umgeschulte Personen als Linkshänder, in anderen Fällen werden Beidhänder eigens kategorisiert oder spezifische Tests zur Einteilung vorgenommen.[20]
  • Die Forschungen liefern Aussagen, die sich auf sehr unterschiedliche Personengruppen beziehen, sei es auf linkshändig veranlagte Menschen allgemein, auf umgeschulte Linkshänder oder auch auf die spezifische Untergruppe der Trauma-bedingten Linkshänder. Erst in den letzten Jahrzehnten wird bei Studien zunehmend abgegrenzt, ob Aspekte der Linkshändigkeit an sich oder Folgen der Umschulung thematisiert werden.
  • Lange wurde Linkshändigkeit als medizinische Abweichung beziehungsweise Defizit behandelt und rein unter diesem Gesichtspunkt erforscht. Daher nahmen zunächst auch die Ursachenforschung sowie Forschungen hinsichtlich einer möglichen Hirnschädigung einen breiten Raum ein. Hirnforschung fand und findet aber in der Regel nicht an gesunden, sondern an bereits vorerkrankten Personen statt. Diese Patientengruppe kann aber nicht als aussagekräftig für eine objektive Linkshänderforschung angesehen werden.[21]
  • Bei Forschungen bezüglich der Lokalisation von Hirnfunktionen ging man lange allein vom rechtshändigen Probanden aus (wobei nicht berücksichtigt wurde, dass darunter immer auch umerzogene Linkshänder sind). Erkenntnisse über Linkshänder ergeben sich aus der Umkehrung der Hirnseitendominanz bei vordefinierter Aufgabenverteilung. Es gibt aber begründete Hinweise, dass das Gehirn bei Linkshändern andere Strukturen aufweisen kann (z. B. ist das Sprachzentrum häufiger über beide Hirnhälften verteilt).[22]

Ursachenforschung

Als mögliche Ursache für die Linkshändigkeit gilt die Lateralisation des Gehirns, speziell eine angeborene rechtshemisphärische Dominanz. Die Auswirkungen der Dominanz der rechten Hirnhälfte sind noch nicht in allen Einzelheiten bekannt und erforscht. Das Dominieren einer Hirnhälfte kommt mit der Händigkeit am deutlichsten zum Ausdruck, jedoch gibt es auch Bevorzugungen beispielsweise bei den Beinen („Füßigkeit“), den Augen und den Ohren.[23]

Genetische Ursachen für die Linkshändigkeit sind wahrscheinlich, bei der Forschung nach den Vererbungsmustern trifft man jedoch immer wieder auf andere Befunde: Unter eineiigen Zwillingen kommen Links-Rechts-Händer-Kombinationen ähnlich häufig vor wie bei anderen Geschwister-Paaren, obwohl eineiige Zwillinge genetisch annähernd identisch sind. Eine im Jahr 1998 durchgeführte Studie der James-McDevitt-Universität in Oklahoma hat zudem gezeigt, dass Kinder, deren Eltern beide linkshändig sind, nur mit 26-prozentiger Wahrscheinlichkeit selbst Linkshänder werden.

Die Fachwelt ist sich daher uneins, auch weil bisher kein Gen gefunden werden konnte, das der Händigkeit zugeschrieben werden kann. Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, es gebe keine genetischen Ursachen für Linkshändigkeit. Andere wiederum haben Theorien entwickelt, die versuchen, die geringe Vererbbarkeit von Linkshändigkeit zu erklären. Der Psychologe Chris McManus hat ein Modell entwickelt, das auf zwei unterschiedlichen Allelen beruht. Nach diesem gibt es ein C- und ein D-Allel. Das D-Allel fördert die Rechtshändigkeit, das C-Allel hingegen beeinflusst die Händigkeit nach Zufall. Hat ein Mensch zwei D-Allele, wird er Rechtshänder. Bei einem oder zwei C-Allelen hingegen besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit zur Linkshändigkeit. Ähnliche Mechanismen, ausgeglichener Polymorphismus genannt, sind auch von anderen Phänomenen in der Natur bekannt (beispielsweise Sichelzellenanämie).

Im August 2007 wurde die Entdeckung eines Gens (LRRTM1) veröffentlicht, das für die Links- beziehungsweise Rechtshändigkeit verantwortlich sein soll.[24] Diese Entdeckung steht allerdings im Widerspruch zu der oben aufgeführten Studie an der McDevitt-Universität, da eineiige Zwillinge genetisch gleich sind.

Eine andere Hypothese für die Ursachen der Linkshändigkeit ist das Geschwind-Behan-Gallura-Modell, nach dem Sexualhormone bei der embryonalen Entwicklung die Lateralisation des Gehirns beeinflussen. Diese Ansicht wird von einigen Forschern vertreten, ist aber ebenso wie die Gen-Theorie umstritten, unter anderem weil sie im Widerspruch zu Zwillingsstudien steht. Die Hormon-Hypothese wird als eine mögliche Erklärung herangezogen für Studien, die ein signifikant höheres Erkrankungsrisiko von Linkshändern bezüglich Brustkrebs[25][26][27][28][29][26] und der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose[30] gezeigt haben.

Laut Rik Smits sind solche Einzelstudien aber zunächst wissenschaftlich wenig aussagekräftig, da sich relativ leicht Zusammenhänge zwischen zwei Phänomenen herstellen lassen.[31] So wurden in der Vergangenheit bereits zahlreiche medizinische und psychische Auffälligkeiten oder charakterliche Mängel mit Linkshändigkeit in Zusammenhang gebracht (von Schwererziehbarkeit bis zu Alkoholismus und Kriminalität). Bei genauerer Betrachtung stellte sich später heraus, dass die Studien Zufallstreffer lieferten, mit Fehlern behaftet waren oder der Forschungsansatz durch Vorurteile gegenüber Linkshändigkeit nicht objektiv war.

Fazit: Es gab bereits zahlreiche Ansätze, die Ursache von Linkshändigkeit zu erforschen. Trotzdem konnte keine der bisherigen Theorien alleine und widerspruchsfrei klären, wie die Hand-Präferenz eines Menschen entsteht.

Linkshändigkeit im Sport: Vor- und Nachteile

Im Spitzensport ist der Anteil von Linkshändern höher als in der Gesamtbevölkerung. Dies gilt besonders für Zweikampf- und Schlägersportarten, wie Boxen, Tennis, Tischtennis, Badminton, Fechten. Der Anteil an Linkshändern bei den Topsportlern kann, abhängig von der Sportart, bis zu 55 Prozent betragen. In den Sportarten, in denen Wettkämpfer ihre Gegner beobachten müssen, um eigene Reaktionen auf die Aktionen der Gegner zu planen, ist der Anteil an Linkshändern bei den Spitzensportlern besonders hoch.[32] Hauptursache ist, dass Sportler normalerweise deutlich häufiger mit Rechtshändern zu tun haben und auf deren Bewegungsabläufe trainiert sind. Viele dieser antrainierten Schemata versagen jedoch im Wettkampf mit Linkshändern. Die bei Linkshändern öfters feststellbare bessere Raumverarbeitung in der dominanten rechten Gehirnhälfte scheint bei der Einschätzung von Bewegungsabläufen vorteilhaft zu sein.[33]

Die in anderen Sportarten, wie beispielsweise Fußball, Weitsprung, Hochsprung oder Eiskunstlaufen, wichtige Füßigkeit steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Linkshändigkeit.

Handball

Christian Zeitz, Linkshänder und Handballweltmeister

Beim Handball haben Linkshänder im Angriff auf den Spielpositionen Rechtsaußen und Rückraum rechts gegenüber Rechtshändern signifikante Vorteile. Diese ergeben sich – vor allem auf der Rechtsaußenposition – durch den deutlich günstigeren Wurfwinkel, wenn der Ball mit der linken statt der rechten Hand auf das Tor geworfen wird.

In den unteren Spielklassen und im Jugendbereich kommt noch hinzu, dass die „unübliche“ Ballführung mit der linken Hand Vorteile darin bietet, die meist nur reflexartig und im Wesentlichen auf Rechtshänder abgestimmten und erlernten Abwehrmaßnahmen zu überwinden. Viele Torhüter sind auch durch den „spiegelverkehrten“ Ablauf des Wurfes eines Linkshänders etwas irritiert.

Aus diesen Gründen sind in nahezu allen Mannschaften die Spielpositionen auf der rechten Seite im Angriff mit Linkshändern besetzt.

Boxen

Linkshänder sind im Boxen normalerweise Rechtsausleger. Linksausleger („normale“ Boxer) tun sich gegen Rechtsausleger besonders schwer mit der Umstellung auf die Rechtsauslage ihrer Gegner. In den Vereinigten Staaten ist diese Rechtsauslage mit dem „falschen Fuß nach vorn“ verpönt. Junge Boxer werden häufig zur Linksauslage „umerzogen“. Für Rechtsausleger gibt es den aus dem Baseball übernommenen Begriff Southpaw (wörtlich: Südpfote). US-amerikanische Boxer haben mit der Rechtsauslage meist erhebliche Schwierigkeiten. Linksausleger sind es gewohnt, sich rechtsherum um ihren Gegner zu bewegen. Bei einem Rechtsausleger müssen sie im Uhrzeigersinn um ihn kreisen, um sich von dessen linker Schlaghand weg zu bewegen.[34]

Tischtennis, Tennis und Badminton

Timo Boll ist Linkshänder

Für einen Linkshänder ist der rechtshändige Gegner der Normalfall. Reflexe und Bewegungsabläufe werden also meist gegen einen Rechtshänder trainiert. Der Linkshänder ist also optimal auf solche „normalen“ Gegner eingestellt. Im Gegensatz dazu ist für Rechtshänder ein linkshändiger Gegner ein Sonderfall, so sind beispielsweise Vor- und Rückhand vertauscht. Der gewohnte Rhythmus beim Ballwechsel stellt sich nicht ein. Linkshänder sind somit für die Partien mit Rechtshändern besser trainiert als umgekehrt. Spielen zwei Linkshänder gegeneinander, so haben sie auch Probleme, sich auf ihren Gegner einzustellen. Da aber beide diese Probleme haben, ist es für keinen der Spieler nachteilig.

Baseball

Linkshändige Schlagleute gelten im Baseball als besonders gefährlich, da sie bei den zumeist rechtshändigen Werfern Vorteile bezüglich Sicht und Ballbewegung gegenüber rechtshändigen Schlagleuten haben. Weiterhin gilt es als taktischer Vorteil, linkshändige Werfer im Kader zu haben, um linkshändige Schlagleute in Links-links-Duelle zwingen und somit den Effekt umkehren zu können.[35]

Sportschießen

Für Linkshänder im Schießsport gibt es von den meisten Waffenherstellern Sportwaffen mit auswechselbarer Griffschale. Probleme entstehen oftmals dadurch, dass zum Erlernen des Schießens meist vereinseigene Waffen verwendet werden, die zum Großteil nur in Rechtshänderausführung vorhanden sind. Im Schießstand/Wettkampf blickt der Sportschütze (Rechtshänder) in der Regel auf den Rücken seines linken (Kurzwaffen) bzw. rechten (Langwaffen, Sportbogen) Standnachbarn. Der ungewohnte Blick ins Gesicht des Standnachbarn (Linkshänder) kann bei manchen Schützen zu Irritationen führen.

Bowling

Linkshänder haben beim Bowling meist den Vorteil, dass die linke Hälfte der Bahn nicht so oft bespielt wird und so mehr Öl vorhanden ist. Spieler ohne eigenen Ball haben jedoch den Nachteil, dass die „Hausbälle“ der Bowlinganlagen meist auf Rechtshänder gebohrt sind.

Polo

Im Polo sind Linkshänder prinzipiell benachteiligt, da alle Spieler den Stick (Poloschläger) mit der rechten Hand spielen müssen.[36]

Golf

Im Golf wird normalerweise mit der linken Hand etwas mehr Kraft benötigt, während die rechte Hand den Schläger führt. Mit Linkshänderschlägern ist es umgekehrt. Auf dem Platz gibt es minimale zufällige Unterschiede in der Schwierigkeit. Eine abgeknickte Bahn (Dogleg) kompensiert die typischen Fehler der einen Spieler, während die Bälle der anderen beim gleichen Fehler um so schlechter liegen.

Jai Alai

Jai Alai darf ebenfalls nur mit der rechten Hand gespielt werden. Hier sind es vor allem Sicherheitsgründe, die diese Regel vorschreiben.

Judo

Im Judo kann jede Technik andersherum gegriffen werden, also anstatt mit der rechten Hand in die (vom Gegner aus) linke Reverseite zu packen, packt man mit der linken Hand in die (vom Gegner aus) rechte Reverseite und greift mit der Rechten in den Ärmel. Dies überrascht die meisten Gegner, allerdings werden die Techniken in den meisten Dōjōs beidhändig gelehrt, damit auch Rechtshänder linkshändig kontern können. Auch wenn die als Zweites genannte Technik mit der Rechten in den Ärmel als "linksherum" bezeichnet wird, ist es für Linkshänder, deren stärkerer Arm meist der Linke ist, sinnvoller die größere Kraft mit der Linken im Ärmel, also "rechtsherum", aufzuwenden.

Sonstiges

Linkshändertag

Seit dem Jahr 1976 ist der 13. August der internationale Linkshändertag. Dean R. Campbell, der 1975 auch Lefthanders international gründete, rief diesen Tag zum Linkshändertag aus.

In den letzten Jahren hat der Linkshändertag zunehmend Berichte über Linkshändigkeit am 13. August in verschiedenen Medien angeregt.

Legenden über Linkshänder

Fehler in statistischen Analysen haben zu zahlreichen Legenden über Linkshändigkeit geführt. Allerdings wurden auch statistisch signifikante Unterschiede gefunden.

In der Literatur werden mitunter Linkshändern besondere Eigenschaften zugeschrieben, die bei ihnen statistisch gesehen stärker ausgeprägt sein sollen als bei Rechtshändern. Genannt wird etwa, dass Linkshänder im Durchschnitt intelligenter seien als Rechtshänder. Insbesondere in der populärwissenschaftlichen Literatur wird die mit der Händigkeit einhergehende Dominanz jeweils einer bestimmten Gehirnhälfte mit statistisch vorherrschenden Stärken, Schwächen und Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung gebracht. Auch wird angenommen, dass Linkshänder kreativ denken und handeln, während Rechtshänder in der Mehrzahl eher rational vorgehen.

Dabei ist aber stets zu berücksichtigen, dass vor allem in der älteren Generation nur ein Teil der eigentlichen Linkshänder als solche erkannt wurden. Diejenigen, die sich zur Linkshändigkeit „bekannt“ haben, könnten eine bestimmte Auswahl darstellen, die den Gesamteindruck verfälscht.

Die Schlussfolgerung, dass Linkshänder eine kürzere Lebenserwartung haben, weil sie schlecht an die rechtshänder-dominierte Welt angepasst sind und daher ein höheres Unfallrisiko haben, hat sich jedoch als falsch herausgestellt. Tatsächlich liegt diese statistische Erscheinung am ehesten an der vor allem früher häufigen Umschulung auf die rechte Hand, die bei älteren Menschen den Anteil der Linkshänder reduziert.

Eine Studie des Neurologen Norman Geschwind aus dem Jahr 1982 ergab, dass Linkshänder häufiger bestimmte Krankheiten haben, unter anderem Allergien.[37] Dies setzte sich schnell in der Öffentlichkeit fest. Zahlreiche Folgestudien ergaben hingegen, dass es keinen solchen Zusammenhang gibt. Der Grund hierfür lag in Geschwinds Methodik: er hatte Kunden in einem Linkshänderladen gefragt und deren Antworten mit einer zufälligen Kontrollgruppe verglichen. Da die Linkshänder über den Zweck der Studie informiert waren und auch aus Interesse gerne Auskunft gaben, waren die Angaben dieser sehr viel detaillierter als die der Rechtshänder, die zum Thema der Studie keinen persönlichen Bezug hatten.

Intelligenz

Bei normalen Intelligenztests schneiden Linkshänder im Schnitt genauso gut ab wie Rechtshänder. Allerdings gibt es Hinweise, dass die Verteilung in beiden Gruppen unterschiedlich ist. In den Vereinigten Staaten finden regelmäßig Mathematiktests für Schüler statt. Die Statistiken dieser ergeben, dass in den besten 0,1 Prozent ein überdurchschnittlicher Anteil von 25 Prozent linkshändig ist. Umgekehrt finden sich aber auch bei Kindern mit Lernschwierigkeiten überdurchschnittlich viele Linkshänder.

Als Beleg für die vermeintlich höhere Kreativität von Linkshändern dienen häufig lange Listen von bekannten Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Kreativen, die angeblich Linkshänder gewesen sein sollen. Allerdings enthalten diese Listen häufig Fehler, und ein statistischer Abgleich mit der großen Gruppe rechtshändiger Kreativer ist auf wissenschaftlicher Basis kaum möglich.

Einkommen

Einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2006, die in Kooperation zwischen dem Lafayette College und der Johns Hopkins University durchgeführt wurde, verdienen akademische Linkshänder im Durchschnitt 10 bis 15 % mehr als ihre rechtshändigen Kollegen. Eine ähnliche Korrelation für die nicht-akademisch arbeitende Bevölkerung konnte dabei allerdings nicht nachgewiesen werden.

US-Präsidenten der Gegenwart

Barack Obama bei der Unterschrift

Seit einiger Zeit wird in vielen Medien darüber berichtet, dass unter den fünf Präsidenten der USA seit 1981 immerhin vier Linkshänder sind: Ronald Reagan (1981–1989), George Bush (Senior) (1989–1993), Bill Clinton (1993–2001) und Barack Obama (seit 2009). Davor waren nur Gerald Ford (1974–1977) und Herbert C. Hoover (1929–1933) gesichert linkshändig. James A. Garfield (1881, Aussage nicht gesichert) und Harry S. Truman (1945–1953) gelten als Beidhänder, was in der Regel für umgelernte Linkshänder spricht. Auch Ronald Reagan war, was das Schreiben betraf, ein umgelernter Linkshänder.

Bei der Präsidentschaftswahl 1992 traten drei Kandidaten an, und alle drei – George Bush sen., Bill Clinton und Ross Perot – waren Linkshänder. Das gleiche Bild gab es auch 1996: Clinton, Perot und Bob Dole waren sämtlich Linkshänder. Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 gewann der Linkshänder Al Gore die meisten Wählerstimmen, scheiterte aber aufgrund des Wahlsystems knapp am Rechtshänder George W. Bush. Nachdem 2004 mit George W. Bush und John Kerry zwei Rechtshänder im Rennen waren, waren 2008 wieder beide Kandidaten Linkshänder: Barack Obama und John McCain.

Siehe auch

Filme

  • Christoph Felder: Linkshänder, 2003[38]
  • Peter Handke: Die linkshändige Frau, 1976 (Roman), verfilmt 1977

Literatur

  • V. Llaurens u. a.: Why are some people left-handed? An evolutionary perspective. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B. 364, Nr. 1519, 2009, S. 881–894, doi:10.1098/rstb.2008.0235 (Review).
  • Bo Olsson, Andreas Rett: Linkshändigkeit. Huber, Bern 1989, ISBN 3-456-81727-4.
  • Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn. Auer, Donauwörth 1995, ISBN 3-403-02645-0.
  • Walter Mengler: Musizieren mit links. Schott, Mainz 2010, ISBN 978-3-7957-8745-5.
  • Rik Smits: Linkshänder. Geschichte, Geschick, Begabung. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96046-0.
  • Hermann-Josef Zoche: Ich sehe die Welt auch von der anderen Seite! Hugendubel, München 2002, ISBN 3-7205-2305-5.
  • Robert Hertz: Die Vorherrschaft der rechten Hand. Eine Studie über religiöse Polarität. In: Stephan Moebius, Christian Papilloud (Hrsg.), Robert Hertz: Das Sakrale, die Sühne und der Tod. UVK, Konstanz 2007, ISBN 978-3-89669-531-4.
  • Günter Grass: Die Linkshänder. In: Winfried Ulrich (Hrsg.): Deutsche Kurzgeschichten. 11.–13. Schuljahr. Reclam, Stuttgart 1983, ISBN 3-15-009508-5.

Weblinks

Wiktionary: Linkshänder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Left hand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. G. Wirth: Sprachstörungen, Sprechstörungen, Kindliche Hörstörungen. 5. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7691-1137-0 (online [abgerufen am 6. September 2012]).
  2. Alfred Zuckrigl: Linkshändige Kinder in Familie und Schule. 5. Auflage, Reinhardt-Verlag, München 1995, ISBN 3-497-01370-6.
  3. Walter Mengler: Musizieren mit links. Schott, Mainz 2010, S. 12f.
  4. Sally P. Springer: Linkes - rechtes Gehirn. Funktionelle Asymmetrien. 2. Auflage, Spektrum, Heidelberg 1988, Kapitel 5, ISBN 3-922508-14-6.
  5. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001. ISBN 3-7081-9862-X. S. 73
  6. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001, ISBN 3-7081-9862-X. Kapitel IV.
  7. Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn. Auer, Donauwörth 1995, ISBN 3-403-02645-0
  8. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001. ISBN 3-7081-9862-X. S. 62f.
  9. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001. ISBN 3-7081-9862-X. S. 58.
  10. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001. ISBN 3-7081-9862-X. S. 58.
  11. Sally P. Springer: Linkes – rechtes Gehirn. Funktionelle Asymmetrien. 2. Auflage, Spektrum, Heidelberg 1988. ISBN 3-922508-14-6. S. 94f.
  12. Rolf W. Meyer: Linkshändig?. 5. Auflage, Verlag Koch bzw. Humboldt, Höfen 2001. ISBN 3-7081-9862-X. S. 57f
  13. Weiterführende Literatur siehe Literatur. In: Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder.
  14. Hinnerk Becker: Neuropsychiatrische Aspekte der Linkshändigkeit. In: Udo Schneider (Hrsg.): Aspekte des Psychischen. Festschrift anlässlich des 60. Geburtstags von Hinderk M. Emrich. Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2729-9, S. 20.
  15. Der Knoten im Gehirn. In: Ergotherapie-Zentrum Leipzig. Abgerufen am 16. September 2009.
  16. Stefan Klöppel u. a.: Can Left-Handedness be Switched? Insights from an Early Switch of Handwriting. In: Journal of Neuroscience. 27, Nr. 29, 2007, S. 7847–7853, doi:10.1523/JNEUROSCI.1299-07.2007.
  17. Linkshänder werden nie zu echten Rechtshändern. In: sueddeutsche.de. 11. Oktober 2007 (zu der Studie in Journal of Neuroscience).
  18. http://www.linkshaender-beratung-muenster.de/LinkshaendigkeitMusik.html
  19. Walter Mengler…
  20. Rik Smits: Alles mit der linken Hand. Rowohlt, Berlin 1994, ISBN 3-87134-096-0, S. 163.
  21. Rik Smits: Alles mit der linken Hand. Rowohlt, Berlin 1994, ISBN 3-87134-096-0, S. 142–149.
  22. Werner Stangl: Rechte versus linke Gehirnhälfte? In: Werner Stangls Arbeitsblätter. Abgerufen am 7. Juni 2010.
  23. Rechts oder links: Nicht nur bei den Händen. In: medizinauskunft.de. 12. August 2004, abgerufen am 10. September 2007.
  24. Tinka Wolf: Forscher entdecken Linkshänder-Gen. In: Welt Online. 2. August 2007, abgerufen am 4. September 2007.
  25. M. K. Ramadhani u. a.: Innate left handedness and risk of breast cancer: case–cohort study. In: British Medical Journal. 331, Nr. 7521, 2005, S. 882–883, PMID 16186135
  26. 26,0 26,1 L. Titus-Ernstoff u. a.: Left-handedness in relation to breast cancer risk in postmenopausal women. In: Epidemiology. 11, 2000, S. 181–184. PMID 11021617.
  27. L. Fritschi u. a.: Left-handedness and risk of breast cancer. In: British Journal of Cancer. 97, Nr. 5, 2007, S. 686–687, PMID 17687338.
  28. Erhöhtes Risiko bei Linkshänderinnen. In: Spiegel Online. 26. September 2005.
  29. Mehr Brustkrebs bei Linkshänderinnen. In: scinexx. 26. September 2005.
  30. H. Gardener u. a.: The Relationship between Handedness and Risk of Multiple Sclerosis. In: Multiple Sclerosis. 15, Nr. 5, 2009, S. 587–592, PMID 1938975.
  31. Rik Smits: Alles mit der linken Hand. Rowohlt, Berlin 1994, ISBN 3-87134-096-0, S. 161–165.
  32. Das Geheimnis der erfolgreichen Linkshänder. In: Welt Online. 18. Juli 2007.
  33. Sport. In: linkshaender-beratung.de. Abgerufen am 4. September 2007.
  34. Hartmut Scherzer: Rechtsausleger – Wirklich nur Langweiler? In: Sport-Bild. 22. März 1995, S. 48.
  35. Harry Valérien: Vom „Vergnügen“, ein Linker zu sein. Über Erfahrungen als Rechts- und Linkshänder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. April 1993, S. B7.
  36. Regelwerk. In: Deutscher Polo Verband. Abgerufen am 18. Juli 2010.
  37. Norman Geschwind, Peter Behan: Left-handedness: Association with immune disease, migraine, and developmental learning disorder. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 79, Nr. 16, 1982, S. 5097–5100, PMID 6956919.
  38. „Linkshänder“. Ein 45-Minuten Film bei arte. In: lefthandcorner.wtal.de. 5. Dezember 2003.

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