Parese


Parese (griechisch páresis πάρεσις „Erschlaffen“) ist gleichbedeutend mit Lähmung. Oft wird das Wort jedoch einschränkend im Sinne von „inkomplette Kraftminderung“ verwendet. Eine vollständige körperliche Lähmung bezeichnet man auch als Paralyse oder Plegie, eine Gefühlslähmung – also eine Gefühlstaubheit – als Sensibilitätsstörung.

Paresen haben ihre Ursache meistens in neurologischen Störungen. Hierbei unterscheidet man eine zentrale Parese und eine periphere Parese.

Zentrale Parese: Betroffen ist das erste motorische Neuron, welches sich zwischen motorischen Kortex/Hirnstamm und dem Rückenmark befindet. Eine Verletzung führt zu einer spastischen Lähmung. Leitsymptome sind erhöhter Muskeltonus, gesteigerte Muskeleigenreflexe, pathologische Reflexe (Babinskizeichen, Pyramidenbahnzeichen) und Störungen der Feinmotorik.

Periphere Parese: Betroffen ist das zweite motorische Neuron, welches sich zwischen der Vorderhornzelle im Rückenmark und dem Muskel befindet. Eine Verletzung führt zu einer schlaffen Lähmung. Leitsymptome sind Muskelhypotonie, Muskelatrophie, Schwächung oder Aufhebung der Muskeleigenreflexe und Denervierungszeichen (Faszikulationen, Fibrillationen).[1]

Formen

Monoparese

Die Monoparese bezeichnet eine Lähmung einer Gliedmaße oder eines Gliedmaßenabschnittes.

Diparese

Die Diparese bezeichnet eine Lähmung von zwei Gliedmaßen (Arm und Bein) oder eines Gliedmaßenpaares (beide Beine bzw. Arme).

Paraparese

Als Paraparese bezeichnet man die Lähmung beider Beine (bzw. bei Tieren der Hinterbeine), z. B. als Symptom einer Querschnittlähmung, wenn das Rückenmark unterhalb einer bestimmten Höhe geschädigt ist. „Paraplegie“ wird darüber hinaus als Synonym für Querschnittlähmung verwendet, auch wenn nicht nur beide Beine gelähmt sind.

Hemiparese

Hemiparese bezeichnet die Lähmung einer Körperseite (Einseiten- oder Halbseitenlähmung). Ist die Körperseite komplett gelähmt, spricht man auch von einer Hemiplegie. Sie ist bedingt durch eine zentrale Läsion (z. B. Schlaganfall) und tritt typischerweise auf der kontralateralen (gegenüberliegenden) Seite der Schädigung auf, da die betroffenen Nervenbahnen zur Gegenseite kreuzen und der Schädigungsort vor dieser Kreuzung liegt.

Tetraparese

Tetraparese bezeichnet eine Lähmung aller vier Extremitäten. Dabei wird zwischen spastischer und schlaffer Tetraparese unterschieden. Bei einer schlaffen Tetraparese ist der Muskeltonus vermindert (hypoton). Spastische Tetraparesen zeigen einen erhöhten (hypertonen) Muskeltonus.

Eine spastische Tetraparese entsteht typischerweise durch eine Schädigung des Rückenmarks oder durch einen frühkindlichen Hirnschaden. Seltener liegt eine isolierte Schädigung des Pons zugrunde. Schlaffe Tetraparesen können z. B. im Rahmen eines Guillain-Barré-Syndroms entstehen.

Tritt eine Lähmung bereits im Säuglingsalter auf, besteht wegen der fehlenden Bewegungsmöglichkeiten die Gefahr, dass sekundäre, lebenswichtige Reize nicht aufgenommen werden können. Häufig persistieren dadurch die infantilen Reflexe wie der symmetrisch-tonische Nacken-Reflex (STNR), der tonische Labyrinth-Reflex (TLR) oder der asymmetrisch-tonische Nacken-Reflex (ATNR). Betroffene haben Probleme mit der Auge-Hand-Koordination, dem Zusammenführen beider Hände und dem Überkreuzen der Körpermitte.

Einzelnachweise

  1. Berlit: Basiswissen Neurologie, 5. Auflage. Springer Verlag

Siehe auch

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