Markfruchtbaum


Markfruchtbaum

Markfruchtbaum (Semecarpus anacardium)

Systematik
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Sumachgewächse (Anacardiaceae)
Unterfamilie: Spondioideae
Tribus: Semecarpeae
Gattung: Semecarpus
Art: Markfruchtbaum
Wissenschaftlicher Name
Semecarpus anacardium
L. f.

Der Markfruchtbaum (Semecarpus anacardium, Syn.: Anacardium orientale auct. ex Steud.), auch Ostindischer Tintenbaum, Ostindischer Elefantenlausbaum, Ostindischer Merkfruchtbaum oder Malakkanussbaum (englisch: Marking Nut Tree oder Kidney Bean of Malacca) genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae). Sie ist in Südostasien beheimatet.

Beschreibung

Illustration.

Erscheinungsbild und Laubblatt

Der Markfruchtbaum ist ein mittelgroßer bis großer, laubabwerfender Baum, der Wuchshöhen von 15 bis zu 25 Metern erreicht. Die graue Borke blättert in kleinen, unregelmäßigen Fetzen ab. Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die einfachen, lederigen Blattspreiten sind bei einer Länge von 20 bis 60 Zentimeter verkehrt-länglich mit einem gerundetem oberen Ende. Die Blattoberseite ist kahl und die Blattunterseite ist mehr oder weniger flaumit behaart. Es sind 15 bis 25 Paare von Hauptnerven vorhanden.

Blütenstand

Blütenstand und Blüte

In flaumig behaarten, rispigen Blütenständen stehen die Blüten in Bündeln zusammen. Die Blüten sind grünlich-weiß oder grünlich-gelb. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen bis halbunterständigen Fruchtknoten verwachsen.

Zweig mit gestielten, einfachen Laubblättern und jungen Früchten.

Frucht und Samen

Die schwarzen, zusammengedrückt-eiförmige Steinfrüchte sind etwa 25 Millimeter lang und haben einen Durchmesser von bis zu 20 Millimeter. Diese Frucht, auch Marknuss (Die Droge heißt Fructus Anacardii orientalis, andere verwendete Namen für die Früchte sind: Anacardium, Elefantenlaus, Malakkanuss (engl.: Kidney Bean of Malacca, Malacca Bean), Acajounuss, Ostindische Elefantenlaus, Ostindische Herzfrucht, Anakardien-Herznuss, Nuss des Tintenbaumes) genannt, sitzt auf einem fleischigen, herzförmigen Fruchtstiel, der essbar ist und auch eine Pseudofrucht bildet, die ebenfalls bei Reife verzehrbar ist. Zwischen der harten, giftigen Fruchtschale und dem Kern befindet sich ein milchartiges, bitteres Öl (englisch: bhilawan oil), das an der frischen Luft ganz schwarz wird.

Vorkommen

Der Markfruchtbaum ist im Osten von Indien beheimatet. Er wächst in trockenen, bewaldeten Bergregionen. In Südasien und anderen tropischen Ländern (z. B. Australien) ist dieser Ostindische Tintenbaum gelegentlich kultiviert.

Sprachliches

Anacardium orientale ist wie folgt zusammengesetzt: Anacardium ist vom Griechischen ana (»nach oben« oder »ohne«) und kardia (Herz) abgeleitet. »Nach oben« oder »ohne« kennzeichnet das Herauswachsen der Marknuss aus der Fruchtschale; orientale bezieht sich auf die östliche, asiatische Heimat dieses Baumes. Der Name Semecarpus setzt sich aus den Worten séma (kennzeichnen) und karpós (Frucht) zusammen. In Südostasien wird der getrocknete Milchsaft mit Kreide zu einer unauslöschlichen Tinte verarbeitet. Darauf ist auch der volkstümliche Name „Tintenbaum“ zurückzuführen.

Getrocknete Früchte

Verwendung

Wichtige Inhaltsstoffe und Wirkung

Wichtige Inhaltsstoffe des Markfruchtbaums sind Anacardsäure, Anacardöl, Phenolcarbonsäuren sowie Gerbstoffe. Anacardsäure und Anacardöl können im ganzen Baum verteilt oder konzentriert in bestimmten Bereichen vorkommen. Ein Kontakt mit dem ätzenden Öl der Fruchtschale kann innerhalb von 24 Stunden auf der Haut Juckreiz und einen Ausschlag mit großer Blasenbildung (entspricht etwa Verbrennungen des II. Grades) verursachen. Die Dermatitis kann sich dabei über den ganzen Körper ausbreiten. Bei oraler Aufnahme dieser Substanz können heftige Magen-Darm-Entzündungen, Respirationsstörungen sowie motorische Lähmungen auftreten. In der Homöopathie wird Anacardium orientale (Kurzform: Anac) verwendet. Das Mittel wird aus den reifen, getrockneten Früchten (z. B. von DHU) oder aus dem Öl, das sich zwischen Fruchtschale und dem Nusskern befindet (laut Phatak, siehe Quellen), hergestellt. Es wird Menschen bei geistig-seelischen Störungen (Willenskonflikte, mangelndes Selbstwertgefühl, emotionale Härte, Grausamkeit) sowie bei bestimmten körperlichen Beschwerden (Gastritis, Ulcus duodeni, Hämorrhoiden) verabreicht.

Kulturgeschichte

Die Araber behandelten mit den öligen, schwarzen Saft des Fruchtfleischs geistige Erkrankungen, Gedächtnisverlust, Lähmungen sowie Krämpfe. Die Hindus benutzen den scharf ätzenden Malakkanussbalsam für diverse Arten von Hautbeschwerden, wie zum Beispiel zum Ausätzen von Warzen, als blasenziehendes Mittel bei Hühneraugen, zum Wegbeizen von Muttermalen oder zur Säuberung von Beingeschwüren und Ähnlichem. Die Araber nannten die Frucht »Balador«.

Weitere Verwendungsformen

Die „Tinte“ (bhilawan oil + Kreide) wird zur Herstellung von Stempelfarben verwendet. Außerdem werden in indischen Wäschereien mit dieser unauslöschlichen Tinte manchmal Wäschestücke markiert. Der Kontakt eines solches markierten Kleiderstückes kann bei empfindlichen Personen, trotz mehrmaligem Waschen der Kleidung, einen Hautausschlag hervorrufen. Das „bhilawan oil“ wird auch in Indien zur Termitenabwehr genutzt.

Verwechslungsgefahr

Der Name Anacardium orientale sollte nicht mit dem Artnamen Anacardium occidentale verwechselt werden. Anacardium occidentale, der Kaschubaum, ist ein aus Amerika stammender Obstbaum der die weltweit verzehrten Kaschunüsse trägt, der aber auch zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) zählt, wie übrigens auch der Mangobaum.

Quellen

Weblinks

Commons: Markfruchtbaum (Semecarpus anacardium) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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