Lichtenmoor


Koordinaten: 52° 43′ 28,7″ N, 9° 23′ 34,7″ O

Reliefkarte: Niedersachsen
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Lichtenmoor
Straße durch das Lichtenmoor

Das Lichtenmoor ist ein etwa 10 x 10 km großes degeneriertes Hochmoor in Niedersachsen. Es liegt nordöstlich von Nienburg/Weser in den Landkreisen Nienburg und Heidekreis. Die abgetorften Moorflächen werden meist landwirtschaftlich genutzt und sind teilweise wieder aufgeforstet worden. Im Inneren besteht ein rund 240 ha großes Naturschutz- und FFH-Gebiet, da das Lichtenmoor ein bedeutendes Brut- und Rastquartier für Vögel ist.

Lage

Das Lichtenmoor liegt nordöstlich von Nienburg/Weser zwischen den Flüssen Weser und Aller. Es befindet sich rund 30 km nördlich des Steinhuder Meeres. Durch das Lichtenmoor führen zwei Straßen, die in West-Ost und in Nord-Süd-Richtung verlaufen und sich im Zentrum des Gebietes in Lichtenhorst kreuzen. An den Rändern des früheren Moores liegen die Orte Rethem-Moor, Steimbke, Sonnenborstel, Anderten und Lichtenmoor. Die zentral im Moor gelegene Siedlung Lichtenhorst wurde erst 1919 gegründet.

Geschichte

1765 fanden erste Vermessungsarbeiten im Moor statt. 1792 verkaufte das Amt Wölpe erste Moorgrundstücke an Bauern. 1848 erfolgte die Regulierung der Alpe, die am Moor vorbei fließt. Bei der Flurbereinigung 1855 wurde das Lichtenmoor aufgeteilt. 1899 begannen die ersten Kultivierungsversuche im Moor durch die umliegenden Dörfer, die 1905 eingestellt wurden. Während des Ersten Weltkriegs wurde 1914 ein Kriegsgefangenenlager im Moor eingerichtet, das erst 1924 aufgelöst wurde. Nach dem Beschluss von 1912 in Neustadt am Rübenberge, das Moor zu besiedeln, kamen 1919 die ersten Siedler. Es waren landlose Bauern, die die Siedlung Lichtenhorst gründeten. 1934 wurde eine Erdölbohrung im Lichtenmoor fündig.

Flora und Fauna

Wiese im Lichtenmoor

Das Lichtenmoor bildete sich vor mehreren tausend Jahren als Hochmoor in der Randsenke eines unterirdischen Salzstocks aus. Heute ist es ein degeneriertes Moor. Der Torf des früheren Hochmoores wurde über Jahrhunderte im Handstich durch die Bewohner der umliegenden Dörfer gewonnen. Die industrielle Abtorfung des Moores setzte 1938 ein. Weite Teile der abgetorften Hochmoorlandschaft besteht heute aus kultivierten Flächen wie Grünland, Ackerland oder Waldaufforstungen, aber auch aus unkultivierten Bereichen.

1970 wurden die ersten Moorbereiche unter Naturschutz gestellt. Um 1980 wurden weitere Teile zum Naturschutzgebiet erklärt, einer Nutzung entzogen und wieder vernässt worden. Die Wiedervernässung und Entkusselung hat teilweise zum Wachstum der Hochmoorvegetation geführt. Typische Pflanzenbestände sind Pfeifen- und Wollgras sowie Moorheiden. Daneben gibt es Birken-, Kiefern- und Moorwälder. Das feuchte Grünland des Lichtenmoors dient zahlreichen Vogelarten als bedeutendes Brut- und Rastquartier. Es ist vor allem für Kraniche ein wichtiger Sammel- und Schlafplatz.

Zur Moorregeneration wurde 1970 eine Fläche von 236 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Davon sind 243 ha gleichzeitig FFH-Gebiet. Das Naturschutzgebiet Lichtenmoor liegt am westlichen Rand des Lichtenmoors.

Geplantes Atommülllager

1976 wurden Pläne zur Errichtung eines unterirdischen Atommüllendlagers im Salzstock unter dem Lichtenmoor bekannt. Oberirdisch sollte eine Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstoffe entstehen. Gegen das Vorhaben gründeten Bewohner der umliegenden Orte Bürgerinitiativen, darunter die Bürgerinitiative gegen das Atommülllager Lichtenmoor. Am 16. Juli 1976 verhinderten etwa 20 Personen eine geplante und genehmigte Erkundungsbohrung. Im Anschluss besetzten sie über Monate den vorgesehenen Bohrplatz. Zu einer Protestaktion gegen einen Atommüllpark fanden sich am 30. Juli 1976 in Lichtenmoor etwa 600 Personen ein. Neben dem Lichtenmoor waren auch Standorte im Emsland und in der Südheide als Standort einer Lagerstätte im Gespräch. Anfang 1977 entschied sich die Niedersächsische Landesregierung unter Ministerpräsident Ernst Albrecht für Erkundungen im Salzstock Gorleben.

Sonstiges

Ab 1968 befand sich im Lichtenmoor eine 11 ha große Militäranlage der Bundeswehr mit mobilen Hawk-Flugabwehrraketen. Sie lag etwa einen Kilometer östlich des Ortes Lichtenmoor. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Stellung aufgegeben und die Bundeswehreinheit zog 1993 ab. Danach wurden die Anlage für Zwecke der Landwirtschaft sowie als Privatgrundstück genutzt.

Siehe auch

  • Würger vom Lichtenmoor

Weblinks

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