Genabelte Puppenschnecke


Genabelte Puppenschnecke

Genabelte Puppenschnecke (Lauria cylindracea)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Lauriidae
Gattung: Lauria
Art: Genabelte Puppenschnecke
Wissenschaftlicher Name
Lauria cylindracea
(Mendes da Costa, 1801)

Die Genabelte Puppenschnecke (Lauria cylindracea) ist eine landlebende Schneckenart aus der Familie der Lauriidae. Sie ist lebendgebärend (ovovivipar) und bringt pro Jahr nur sehr wenige, voll entwickelte Junge zur welt.

Merkmale

Das Gehäuse ist 3 bis 4 mm hoch und etwa 1,8 mm breit (dick). Es ist oval mit einem stumpfen Apex, und weist im Adultstadium fünf bis sieben schwach gewölbte Windungen auf. Allerdings kann die äußere Form von zylindrisch bis stumpf-konisch variieren. Die Endwindung entwickelt am unteren Rand eine Kante. Die Schale ist braun und durchscheinend, die Oberfläche glänzend und nur mit schwachen Anwachsstreifen versehen. Die Mündung ist rundlich, elliptisch bis leicht oval mit einem weißen, scharfrandigen, nach außen umgeschlagenen Rand und einem parietalen Callus. Der Grad des Umschlags kann aber variieren. Der für gewöhnlich ausgebildete Angularzahn ist mit der Spitze der Außenlippe verbunden; er setzt sich in das Gehäuseinnere als feine, spiralige Linie fort und ist durch die Schale von außen zu sehen. Er kann aber auch fehlen. Bei juvenilen Tieren sind eine Columellarlamelle und einige Palatalfalten vorhanden, die durch das Gehäuse hindurch als spiralige Linien erscheinen. Sie werden im Adultstadium wieder resorbiert. Der Nabel ist eng und offen.

Der Weichkörper des Tieres ist dunkel, wobei Fuß und Seiten meist etwas heller sind. Die oberen Fühler sind relativ kurz, die unteren Fühler sehr kurz. Das Gehäuse wird beim Kriechen sehr hoch in einer senkrechten Position über dem Körper getragen.

Geographisches Vorkommen und Lebensraum

Die Genabelte Puppenschnecke kommt in den atlantisch beeinflussten Regionen Westeuropas (Britische Inseln, Frankreich, Belgien, Niederlande, Norddeutschland, Dänemark), in den Küstengebieten von Skandinavien (bis zu 64° N; isoliert auf den Lofoten-Inseln), Orkney-Inseln[1], Südeuropa bis zur Halbinsel Krim und im Kaukasus, im Nahen Osten (Libanon, Israel) und auf der Arabischen Halbinsel vor. Es gibt außerdem einige isolierte Vorkommen in der Westschweiz, im mittleren Rheintal, in Mecklenburg-Vorpommern[2] und am Isteiner Klotz (Baden-Württemberg)[3]. Inzwischen ist die Art auch anthropogen nach Neuseeland verschleppt worden[4]. Auch aus Südafrika gibt es Fundmeldungen[5], ebenso aus Nordamerika[6].

Die Tiere leben in Wälder, auf Felsen, in Wiesen an nicht zu feuchten Stellen, häufig unter Efeu an Steinmauern. Das Feuchtigkeitsbedürfnis scheint jedoch auch regional etwas unterschiedlich zu sein. So kommt die Art auf der Krim-Halbinsel ungefähr zehnmal häufiger in trockenen Habitaten vor wie in feuchten Habitaten. In Portugal lebt sie dagegen eher in feuchten und schattigen Habitaten unter Moosen, unter Steinen, Laubstreu und der Rinde von Bäumen. In der Schweiz steigt sie bis auf 800 m über NN an.

Lebensweise

Die Genabelte Puppenschnecke ist ausschließlich lebendgebärend (ovovivipar). Der Lebenszyklus wurde an einer Population in Israel detailliert untersucht (Heller et al., 1997). Die meisten Landschneckenarten in Israel sind während der trockenen und heißen Sommermonate inaktiv und erwachen erst wieder mit Einsetzen der Herbst- und Winterregen. Die Genabelte Puppenschnecke stellt eine Ausnahme dar, denn sie ist auch im Sommer aktiv, da sie in Habitaten leben, die auch im Sommer noch etwas feucht sind. Dagegen werden sie in den kühlsten und feuchtesten Wintermonaten inaktiv. Die Reproduktionsperiode beginnt meist im Dezember, wenn die Tiere nach den ersten Winterregen sehr aktiv werden. Bis zur Mitte des Sommers tragen alle Individuen voll entwickelte Embryonen mit sich, die Jungschnecken werden sie im Laufe des Sommers sukzessive geboren. Bei einem Individuum mit Embryonen können die Embryonen bis zu 25 % des Gewichts ausmachen. Im Spätsommer und Frühherbst wurden nur noch sehr wenige Exemplare mit Embryonen gefunden. Vermutlich werden nur etwa fünf bis sechs Jungschnecken pro Individuum und Saison geboren. Die Tiere werden bis zu fünf Jahre alt, brauchen aber zwei Jahre bis zum Erreichen der Geschlechtsreife.

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in Südeuropa sehr häufig, in Portugal die zweithäufigste Art, auch in Großbritannien ist sie sehr häufig, die Bestände haben aber abgenommen. In der Schweiz kommt bzw. kam die Art nur an einigen wenigen, sehr warmen Standorten vor, die durch Habitatzerstörung bereits verschwunden sind. Auch in Deutschland ist sie eine seltene Art. Sie wird in Deutschland als gefährdet eingestuft.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Anna Ritchie: Excavation of a Neolithic farmstead at Knap of Howar, Papa Westray, Orkney. Proc Soc Antiq Scot, 113: 40-121, 1983 PDF
  2. Holger Menzel-Harlof: Die Molluskenfauna des NSG Campower Steilufer (Landkreis Nordwestmecklenburg) unter besonderer Berücksichtigung des Vorkommens von Lauria cylindracea (DA COSTA, 1778). Mitteilungen der NGM, 4(1): 44-52, 2004 PDF
  3. Verena Rösch und Felix Weiß: Ein Nachweis der Genabelten Puppenschnecke Lauria cylindracea (DA COSTA 1778) am Isteiner Klotz: erster Lebendnachweis in Baden-Württemberg (Gastropoda: Stylommatophora: Lauriidae). Mitt. dtsch. malakozool. Ges. 81: 29-30, Frankfurt a.M., Mai 2009 PDF
  4. Museum of New Zealand bzw. R. C. Willan: The chrysalis snail (Lauria cylindracea) in New Zealand. Poirieria, 9: 27-9, 1977.
  5. H. E. Quick: Emigrant British Snails. Proceedings of the Malacological Society, 29: 181-189, London 1952 PDF
  6. Living Landscapes - Terrestrial Gastropods of the Columbia Basin, British Columbia von Robert G. Forsyth PDF

Literatur

  • Emanuel Mendes da Costa: Historia naturalis testaceorum Britanniæ, or, the British conchology; containing the descriptions and other particulars of natural history of the shells of Great Britain and Ireland: illustrated with figures. In English and French. London, Millan, White, Emsley & Robson 1778. Online
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983 ISBN 3-490-17918-8
  • J. Heller, N. Sivan und A. N. Hodgon: Reproductive biology and population dynamics of an ovoviviparous land snail, Lauria cylindracea (Pupillidae). Journal of Zoology London, 243: 263-280, 1997 doi:10.1111/j.1469-7998.1997.tb02781.x

Online

Weblinks

Commons: Genabelte Puppenschnecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage