Acker-Rettich



Acker-Rettich oder Hederich

Raphanus raphanistrum

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Tribus: Brassiceae
Gattung: Rettiche (Raphanus)
Art: Acker-Rettich oder Hederich
Wissenschaftlicher Name
Raphanus raphanistrum
L.
Habitus
Einzelblüte

Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum), auch Hederich oder Wilder Rettich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Trotz seines Namens bildet er keine verdickte Wurzel und ist kein Vorfahre des Garten-Rettichs, sondern lediglich mit ihm verwandt.

Beschreibung

Es handelt sich um eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 cm und 60 cm erreicht und meist aufrecht, manchmal auch aufsteigend wächst. Die Wurzeln sind nicht, wie es bei anderen Rettich-Arten der Fall ist, fleischig verdickt. Die Laubblätter sind im Umriss oval bis eiförmig, aber leierförmig fiederschnittig, wobei der Endabschnitt deutlich größer ist als die Seitenabschnitte. Die unteren Blätter, insbesondere die Grundblätter sind gestielt, die oberen Blätter dagegen eher sitzend und ungeteilt.

Die Blüten stehen in blattlosen endständigen Blütenständen. Die Kronblätter sind hellgelb oder (im südlichen Mitteleuropa vorherrschend)[1] weiß mit violetten Adern. Als Früchte werden Gliederschoten mit tiefen Einschnürungen zwischen den Samen gebildet.

Ökologie

Der Acker-Hederich ist sommerannuell und wurzelt bis 1 m tief.[1]

Die Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Blütenkronblätter besitzen in den violetten Adern Strichsaftmale und eine hohe UV-Reflexion. Schwebfliegen bevorzugen eindeutig die Formen mit gelben Blüten. Der aufrecht stehende Kelch verdeckt den zuckerreichen (55 %) Nektar. Die Art ist eine Bienenweide und selbststeril.[1]

Die Früchte zerfallen in einsamige, nussartige Teilfrüchte. Es findet Selbstausbreitung und Menschenausbreitung statt. Die Samen sind ölreich (40-45 %).[1]

Vorkommen

Der Acker-Hederich ist ursprünglich im Mittelmeerraum verbreitet, wurde aber weltweit verschleppt. In Mitteleuropa ist er seit dem Neolithikum ein Kulturbegleiter (Archaeophyt).

Der Acker-Hederich kommt häufig in Unkrautfluren der Äcker und besonders der Getreidefelder, auch an Schuttplätzen vor. Er bevorzugt kalkarme Böden und zeigt Bodenversauerung an.[2] Er wird auch als Gründüngung gesät.

Ökologische Zeigerwerte

Zeigerwerte nach Ellenberg für Acker-Rettich:
L6 Halbschatten- bis Halblichtpflanze
T5 Mäßigwärmezeiger
K3 ozeanisch bis subozeanisch
F5 Frischezeiger
R4 Mäßigsäure- bis Säurezeiger
N6 stickstoffreiche bis mäßig stickstoffreiche Standorte anzeigend
S0 nicht salzertragend

Leb Therophyt, sommergrün
Soz Aperetalia

Verwendung

Aus den Samen kann Senf hergestellt werden.[1] Das Samenöl kann für Speise- und technische Zwecke verwendet werden.

In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass die Blätter des Acker-Rettichs (die Teil traditioneller, lokaler Mittelmeerdiäten sind) sowohl eine potentiell anti-Diabetes, als auch eine stimmungsaufhellende Wirkung (Serotonin reuptake inhibitor) besitzen.[3]

Quellen

Literatur

  • Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.); Siegmund Seybold (Hrsg.): Die Flora von Deutschland, interaktiv. Sehen - Bestimmen - Wissen ; der Schlüssel zur Pflanzenwelt ; jetzt mit: zusätzlichen Bestimmungsmöglichkeiten nach einfachen Merkmalen, mehr als 4000 farbigen Pflanzenabbildungen, erweiterter Datenbank u.v.a.m. CD-ROM. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
  • Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Raphanus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2002, ISBN 0-915279-93-2, S. 25. PDF-Datei, online.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 400.
  2. The Local Food-Nutraceuticals Consortium: Understanding local Mediterranean diets: A multidisciplinary pharmacological and ethnobotanical approach. In: Pharmacological Research. Band 52, 2005, S. 353–366, DOI:10.1016/j.phrs.2005.06.005, PDF-Datei.

Weblinks

Commons: Raphanus raphanistrum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage